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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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ohne auf Bens Worte einzugehen. »Sie ist schließlich meine Tochter!«
    Ben blieb ruhig und sah ihm tief in die Augen. »Natürlich, Leron«, antwortete er schließlich, wobei Mira nun einen warnenden Unterton in seiner Stimme wahrnahm. »Und an deiner Stelle würde ich alles dafür tun, dass sie es auch bleibt. Vor allem würde ich ihr endlich die Wahrheit sagen – ehe es dafür zu spät ist.«
    Eine endlos erscheinende Zeit sahen sich die beiden in die Augen. Während Ben dem Blickduell standhielt, ohne ein einziges Mal zu blinzeln, gab Miras Vater erschöpft auf und starrte auf den Computermonitor, der noch immer die chemische Formel anzeigte. Schließlich erhob er sich, trat an eines der vergitterten Fenster und sah nach draußen. Mira hörte seinen Atem beben. Obwohl er ihr den Rücken zuwandte und auf die staubige, von Laternen erhellte Straße starrte, spürte sie seinen Zorn. Er erfüllte jeden Winkel des Zimmers und verdrängte alle Wünsche hinaus in die Dunkelheit der Nacht, wo vielleicht schon eine hungrige Ambodruse lauerte. Insgeheim fragte sich Mira, ob die Ambodrusen womöglich auch die Wünsche der Menschen fraßen.
    »Nein«, sagte Ben so unverhofft, dass das Mädchen erschrocken zusammenzuckte. Ben lächelte aufmunternd und reichte ihr seine Hand. Mira starrte sie an, dann hob sie ihre eigene – hässliche braune – Hand und legte sie fast ängstlich in die seine. Ben schloss seine Finger um sie, woraufhin Mira eine beruhigende, wohltuende Wärme erfüllte. »Es gibt nirgendwo ein Tier, das unsere Wünsche frisst«, sagte Ben. »Man kann sie vielleicht vertreiben, aber irgendwo findet man sie irgendwann wieder, zusammen mit seinen Hoffnungen. Wünsche sind scheue Wesen.«
    »Können sie denn wirklich fliegen?«
    »Oh ja …« Ben streichelte ihre Hände, und sie wünschte sich, etwas von seiner Schönheit würde auf sie übergehen.
    Ihr Vater stieß sich vom Fenster ab und schlurfte zurück zu seinem Stuhl. »Ich werde euch begleiten«, sagte er.
    »Das geht nicht«, entgegnete Ben.
    »Bitte?«
    »Ich habe nur einen Durchgangscode für Mira. Tut mir leid, Leron, aber außer uns beiden kann niemand die Grenze passieren.«
    Die Barriere, korrigierte Mira ihn in Gedanken. Die Beta-Zone war wie der riesige, sie umschließende Savornin-Bannkreis von einer unsichtbaren Barriere umgeben, die die Menschen daran hinderte, von einer Zone in die andere zu gelangen. Laut Bausch war es, als stünde man vor einer dicken unüberwindbaren Mauer aus Glas.
    Wüsste ihr Vater, wie viel Bausch ihr bereits darüber erzählt hatte, würde er den alten Mann wahrscheinlich kopfüber in einen ausgetrockneten Brunnenschacht werfen.

 
3  Der Kapitän
     
     
    Der Traum begann mit dem Brummen mächtiger Rotoren und zauberte ein Lächeln auf Bauschs Lippen. Der alte Mann öffnete die Augen und sah sich in der Steuergondel um. Es beunruhigte ihn nicht, dass ihre Fenster keine Scheiben besaßen und der Wind ungehindert in die Kabine fuhr. Bis auf Bausch war die Gondel vollkommen leer. Es gab weder Sitze noch Wandschmuck, ebenso wenig Instrumente oder gar ein Steuerrad. Bausch benötigte kein Steuer, um das riesige Luftschiff zu lenken. Es flog, wohin auch immer er wollte, denn es war sein Traum.
    Mit klopfendem Herzen blickte er empor zu dem riesigen, sandfarbenen Rumpf des Zeppelins. Dicht unter den Wolken glitt er dahin, illuminiert von Blitzen und Wetterleuchten. Mit einem Wink seiner Hand sorgte Bausch schließlich dafür, dass die Steuergondel sich in Luft auflöste. Unter Bausch erstreckte sich ein endloses Gebirge. So weit sein Auge reichte, erhoben sich Berggipfel und schroffe Felsklippen, Grate und Zinnen, die in der Ferne mit den Wolken zu verschmelzen schienen. Als die ersten Regentropfen fielen, breitete der alte Mann die Arme aus und schloss die Augen. Bald kam es Bausch vor, als sei er selbst der Zeppelin. Er spürte das Prasseln des Regens auf seinem Körper, fühlte den Wind, der über seine nasse Haut strich, und gab sich dem Gefühl hin, dass nichts und niemand ihn aufhalten konnte.
    Als der Regen nachließ, hing dichter Nebel in den Schluchten und Tälern. Bausch zog die Bugspitze nach oben und ließ den Zeppelin steil emporsteigen. Um ihn herum knisterte die Luft, als flöge er durch ein elektrostatisches Feld, dann durchbrach er die Wolkendecke und fand sich unter einem strahlenden Himmel wieder. Der regennasse Rumpf des Luftschiffs glänzte im Licht der Sonne. Dort, wo sie sich auf der Hülle

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