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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Unglück nicht zur Rechenschaft ziehen kannst.«
    »Die Vergangenheit ist heute nicht weniger grausam als damals«, rechtfertigte sich Miras Vater. »Ich habe zu viele Menschen daran zerbrechen sehen. Dieses Wissen ist kein Segen, sondern ein Fluch, der bereits schwer genug auf meiner Tochter lastet.«
    »Gewiss, Leron«, entgegnete Ben gleichmütig. »Dein Fluch!« Es wirkte auf Mira, als suche er bewusst die Konfrontation. »Es ist das ewige Lied der vom Glück Begünstigten und der vom Schicksal Verratenen, nicht wahr?« Er lächelte schal, wurde jedoch sofort wieder ernst. »Aber es ist ein großer Unterschied, ob Männer an Ignoranz und Realitätsflucht zerbrechen«, fuhr er fort, »oder ob sie diesen Irrglauben an ihre Kinder vererben und ihnen einreden, sie seien Aussätzige, die Beta-Zone ein Käfig und wir eure Hüter – und sie daran zerbrechen lassen.«
    »Wer von uns beiden ist durch die Hölle gegangen, du oder ich?«, erregte sich Miras Vater. »Nicht einmal dein alter Herr kann diese Erfahrung mit uns teilen.«
    »Du legst die Prioritäten auf Alter und Erfahrung?«, gab Ben zurück. »Kein Problem, Leron. Rufen wir die Dorfältesten zusammen und lassen sie über das Mädchen entscheiden. Oder hast du gegen den Ältestenrat ebenfalls Vorbehalte? Ist er dir zu senil? Sind nicht genug Witwer dabei? Oder haben sie einfach nur keine Betas als Kinder und sind somit von vornherein in allen Belangen inkompetent?«
    »Ihr hättet zumindest den Frauen helfen können«, klagte Miras Vater. »Wir besaßen keine Vitaminpräparate zur Blutregeneration, hatten nicht ausreichend Antibiotika, um die Infektionsgefahr der Verstrahlten zu mindern. Wir besaßen nicht die Möglichkeiten, Dekontaminationen oder Bluttransfusionen durchzuführen. Aber ihr habt euch lieber in euren Strahlenschutzbunkern versteckt. Anstatt uns zu helfen, habt ihr die Augen vor uns verschlossen. Die meisten von euch wissen nicht einmal, dass es uns hier draußen überhaupt gibt, geschweige denn unsere Kinder. Komm mir daher nicht mit rostigen Gesetzen und einer Verfassung aus der alten Welt. Ihr könnt den Savornin-Bannkreis unter eure Knute zwingen, aber innerhalb der Beta-Zone ist jeder das Gesetz und der Hüter seines eigenen Kindes!«
    Mira sah Ben mit angehaltenem Atem an. Der Besucher seufzte und schwieg eine lange Zeit, wobei er die Hände vor sein Gesicht legte und nachzudenken schien. Vielleicht weinte er auch, überlegte Mira.
    Wenn sie weinte, tat sie es genauso …
    Miras Vater blickte ziellos durch den Raum, als würde er dem Flug eines nur für ihn sichtbaren Wunsches folgen. Als sie klein war, hatte Bausch ihr erzählt, dass Wünsche fliegen könnten wie Schmetterlinge. Und wenn ein Wunsch sich auf einem Menschen niederließ, dann ging er für ihn in Erfüllung.
    Als Ben die Hände wieder vom Gesicht nahm, traf sich sein Blick mit dem Miras. Sie musterte ihn und schaute schließlich traurig wieder auf ihre eigenen bronzefarbenen Hände. Ob alle Menschen im Institut so schön waren wie Benoît?
    »He.« Ben setzte ein freundliches Lächeln auf. Es wirkte ehrlich, woraufhin Mira ihn erwartungsvoll ansah. »Hast du Lust, morgen einen kleinen Ausflug zu unternehmen?«
    »Das kommt nicht infrage!«, brauste Miras Vater auf, der zu ahnen schien, was Ben beabsichtigte.
    »Ich werde mit ihr ins Institut fahren«, erklärte Ben in sachlichem Ton.
    »Dort hättet ihr sie vor fünfzehn Jahren hinbringen sollen – gemeinsam mit ihrer Mutter, die mit ihr schwanger war.«
    »Lass endlich die Vergangenheit ruhen, Leron«, bat Ben. »Die Menschen hier sind nicht unseretwegen gestorben. Es war höhere Gewalt. Niemand hatte damals mit einem vierten Sturm gerechnet. Es grenzt an ein Wunder, dass überhaupt so viele von euch die Flares überlebt haben.« Ben hob die halb enthäutete Echse in die Höhe. »Du weißt ebenso gut wie ich, dass es diese Agamen längst nicht mehr geben dürfte, geschweige denn die Skorpione oder die Giftnattern. Diese Echsen- und Schlangenarten sind seit fast einem Jahrhundert ausgestorben. Die Angelegenheit ist für ein paar hohe Tiere in Carinea zu brisant geworden, um sie totzuschweigen. Vor allem der alte Ismael ist ganz schön ins Schwitzen gekommen, als er meinen Bericht gelesen hat. Ich weiß nicht, welche schlafenden Hunde ich geweckt habe, aber viele befürchten, dass die Sache mit den mechanischen Kreaturen außer Kontrolle geraten könnte.«
    »Mira wird die Beta-Zone nicht verlassen!«, entschied ihr Vater,

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