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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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vorausflogen oder das Gebiet hinter dem Zeppelin im Auge behielten – denn auch wenn es kaum noch Menschen und erst recht keine Kriege mehr gab, lebten immer noch genug Verrückte auf der Welt, die sich vom Schicksal benachteiligt fühlten und die Wüste unsicher machten. Bewaffnete Banden, die nachts die Außenbezirke der Städte plünderten und sich tagsüber einen Spaß daraus machten, mit alten Feldhaubitzen auf die Zeppeline zu schießen, in der Hoffnung, sie zur Notlandung zu zwingen und reiche Beute zu machen.«
    »Haben sie auch auf dich geschossen?«, staunte Mira.
    »Oh ja, Prinzessin, mehrmals sogar. Aber sie haben die Nathan dank der Drohnen nie getroffen. Ich wusste immer, wo diese Sandratten lauerten, und konnte einen Bogen um das Gebiet fliegen. Meistens waren die Haubitzen dieser Krümelkacker so alt, dass sie beim ersten Schuss auseinanderflogen, weil die Munition noch in den Mündungsrohren explodierte.« Bausch lachte gehässig und bekam prompt einen Hustenanfall. »Die Aufzeichnungen aus den Drohnen ließen sich später an die reicheren Passagiere verkaufen«, fuhr er nach einem tiefen Schluck aus der Palmweinflasche fort. »Die Leute liebten es, ihren Freunden und Verwandten von den Überflügen zu erzählen – vor allem, wenn sie dabei noch beschossen wurden und die Geschichten dramatisch ausschmücken konnten.« Er schwieg eine Weile, dann sagte er mit ernster Stimme: »Ein Vierteljahrhundert lang ging alles gut – bis zum vierten Sonnensturm. Diesmal gab es keine Astronomen mehr, die ihm einen Namen geben konnten, doch der Tradition folgend nannten wir ihn Sol-Daleth.
    Ich befand mich an diesem Morgen auf einer Routinereise von Tripolis nach Kano, also von Nord nach Süd, einmal quer über die Wüste. Der Flugkorridor führte entlang des 10. Längengrades und damit genau über dieses Dorf. Uns fiel zwar auf, dass die Morgensonne ungewöhnlich hell schien, doch wir führten es auf die Lichtverhältnisse über der Wüste zurück. Als die Flares die Erde erreichten, befand sich die Nathan knapp acht Kilometer nördlich des Dorfes. Ich flog in einer Höhe von 1500 Metern und hatte 66 Passagiere sowie 14 Mann Besatzung an Bord. Und dann …«
    Bausch verstummte. Über die Außenhülle des Zeppelins begannen plötzlich elektrische Entladungen zu zucken. Der Heckrotor explodierte mit einem Lichtblitz und setzte das Leitwerk in Brand, während davonwirbelnde Rotorblätter das rechte Höhenruder zerfetzten. Das riesige Luftschiff neigte sich schwerfällig zur Seite, als hätte eine mächtige Sturmböe es erfasst, dann explodierte auch eine der Propellergondeln auf der Steuerbordseite, worauf die Hülle Feuer fing. Einen dunklen Rauchschweif hinter sich herziehend, begann die Nathan zu sinken und in immer steilerem Winkel dem Erdboden entgegenzustürzen, während sich über ihr das Blau des Morgenhimmels durch den Sonnensturm in ein geisterhaftes Gelbgrün verwandelte.
    Mira krallte ihre Finger in die Polster des Sessels. Dann streckte sie die Hände in einer hilflosen Geste aus, als wollte sie den brennenden Zeppelin mit bloßen Händen auffangen, um das drohende Unglück zu verhindern. Kurz bevor er auf der Ebene aufschlug, schloss Mira die Augen, doch sie vermochte es nicht, den Ton abzuschalten, der aus den Lautsprechern drang.
    Als sie die Augen wieder öffnete, sah sie zahllose Dorfbewohner, die aus ihren Häusern gerannt kamen. Die Spähdrohnen kreisten hoch über der Wüste und zeichneten auf, wie die Nathan kaum zwei Kilometer vom Dorf entfernt niederging. Bildstörungen begannen die Aufzeichnung zu überlagern, dann erloschen die Bilder vor Miras Augen, nur um Sekunden später aus einer anderen Perspektive weiterzulaufen. Eine der beiden Spähdrohnen trudelte in weiten Spiralen zu Boden und zerschellte auf der Ebene. Die übrig gebliebene Drohne filmte weiter, bis der Strahlensturm auch ihrer Elektronik zuzusetzen begann und die Aufnahmen ebenfalls von Bildstörungen unterbrochen wurden. Mira erkannte noch, wie zahllose Dorfbewohner zu Fuß oder auf Sandschlitten zur Absturzstelle eilten. Erst als ein Großteil der Siedler bereits zu dem havarierten Luftschiff aufgebrochen war, um den wenigen Überlebenden zu Hilfe zu eilen, bemerkten sie, dass irgendetwas nicht stimmte – doch da war es bereits zu spät. Die wenigsten hatten trotz der morgendlichen Kühle dickere Kleidung an und waren dem Strahlensturm hilflos ausgeliefert …
    Als die Ersten von ihnen wie in Krämpfen zu Boden sanken,

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