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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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zu flackern. Schließlich verwandelte sich das Flackern in ein ruhiges, einförmiges Grau, das Miras gesamtes Sichtfeld einnahm. Nachdem aus dem Grau wieder weltraumtiefes Schwarz geworden war, begannen schließlich Bilder vor ihr abzulaufen.
     
    Die Dunkelheit verwandelte sich in einen endlosen Sternenhimmel. Ein blau-weißer Planet schob sich von unten ins Bild, gleichzeitig wurde eine Jahreszahl im rechten oberen Bildrand eingeblendet. Sie zeigte das Jahr 2037.
    »Der Planet, den du siehst, ist die Erde«, erklang Bauschs Stimme so unverhofft aus den Kopfhörern, dass Mira zusammenzuckte. Offenbar hatte der alte Mann sich ebenfalls einen der Helme über den Kopf gestülpt und sah nun dasselbe wie sie.
    »Sie sieht wunderschön aus«, fand Mira. »Wie ein riesiges blaues Juwel.«
    »Oh ja, das war sie.« Bauschs Stimme klang verträumt. »Das war sie wirklich …«
    Aus den Kopfhörern drang nun eine fremde Stimme und begann in einer unbekannten Sprache zu erzählen. Der Planet wurde kleiner und verlor sich in der Schwärze des Alls, dann schwenkte das Bild plötzlich so schnell, dass Mira sich erschrocken an die Sessellehnen klammerte.
    »Keine Angst, Prinzessin«, vernahm sie Bauschs Stimme. »Wir fliegen nicht wirklich. Du siehst nur einen Film …«
    Vor Mira tauchte nun eine riesige, strahlende Kugel auf, von deren Oberfläche sich glühende Lichtbögen lösten, nur um kurz darauf wieder herabzusinken und mit ihr zu verschmelzen.
    »Das ist unsere Sonne«, erklärte Bausch. »Ihr Durchmesser beträgt fast 1,4 Millionen Kilometer. Das ist so viel wie 109 nebeneinander aufgereihte Erdkugeln. Unser Planet würde 1,3 Millionen Mal in die Sonne hineinpassen. Und dennoch ist sie nur ein Zwerg im Gegensatz zu Sternen wie Cephei oder Canis Majoris, deren Durchmesser zweitausendmal größer ist.
    Im Kern unserer Sonne verschmelzen in jeder Sekunde 464 Millionen Tonnen Wasserstoff zu 460 Millionen Tonnen Helium. Die dabei entstehende Energie, ein Strom hochenergetischer Teilchen, wird in alle Richtungen des Weltalls geschleudert. Die Erde besitzt einen natürlichen Schutzschild gegen diesen Sonnenwind, die Magnetosphäre. Ohne sie wäre auf unserem Planeten nie höheres Leben entstanden.
    Doch die Sonne ist ein launischer, unberechenbarer Stern. Manchmal, in Abständen von einigen Zehntausend Jahren, beginnt sie zu flackern, und aus dem Sonnenwind wird ein Sonnensturm.
    Die ersten Vorboten dieses Flackerns zeigten sich damals nur als minutenlange, aber intensive Sonneneruptionen, sogenannte Superflares. Nach ein paar Tagen normalisierte sich die Sonnenaktivität jedoch wieder. Die Schäden an den Stromnetzen wurden repariert, das Leben auf der Erde nahm seinen gewohnten Gang.
    Im März 2039 begann die Sonne jedoch erneut zu flackern – und diesmal sollte alles anders kommen …« Während Bausch einen Schluck aus seiner Weinflasche nahm, flimmerten vor Miras Augen Ausschnitte aus Nachrichtensendungen und Videos, die von Menschen aus aller Welt aufgenommen worden waren. Sie zeigten außergewöhnlich grelle Sonnenaufgänge, flirrende Nordlichter oder zahllose Feuer, die sich durch Wälder und Buschland fraßen. »Der Sonnensturm begann ohne Vorwarnung mit dem Ausfall mehrerer Sonnenobservatorien«, fuhr Bausch fort. »Die Astronomen gaben ihm den Namen Sol-Aleph, nach dem ersten Buchstaben des hebräischen Alphabets. Kurz nach den Observatorien fielen Weltraumteleskope, Nachrichten- und Fernmeldesatelliten aus. Von der Sonne lösten sich Megaflares, die zu gewaltig waren, um von der Magnetosphäre der Erde aufgehalten zu werden, und trafen nahezu ungefiltert die Oberfläche. Magnetstürme nie gekannten Ausmaßes erreichten die Erde. Hunderte von Flugzeugen fielen wie Steine vom Himmel, nachdem Kurzschlüsse ihre Elektronik lahmgelegt hatten oder sie infolge globaler Radarausfälle in der Luft kollidierten. Tausende von Schiffen blieben liegen und trieben navigations- und antriebslos auf dem Meer, während Polarlichter bis zum Äquator die Nacht zum Tag machten. Weltweit kollabierten alle Fernmeldesysteme, die Stromnetze ganzer Länder brachen zusammen, Kraftwerke fielen aus, die Elektronik kam zum Erliegen.
    Der Sturm hielt ohne Unterbrechung zwei volle Wochen an. Dann, eines Morgens, ging die Sonne wieder auf, als sei nichts geschehen. Die wirtschaftlichen und technologischen Schäden, die der Strahlensturm verursacht hatte, überstiegen alles bis dahin Vorstellbare. Damals, so waren sich Wissenschaftler, Politiker und

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