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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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zu schützen vermochte, verbrannte innerhalb von Minuten. In den Megastädten der Welt irrten Millionen von Menschen hilflos durch die Straßen, erblindet, taub und halb verbrannt. Die ionisierende Strahlung drang in die Zellen ein und zerstörte die DNA von mehr als neunzig Prozent aller Landlebewesen.
    Als Sol-Gimel im Mai 2041 endlich abklang, waren siebzig Prozent aller Menschen tot und mehr als die Hälfte der Überlebenden litt unheilbar an der Strahlenkrankheit. Sie starben in den darauffolgenden zehn Jahren an Krebs, Multiorganversagen oder inneren Blutungen.
    Im Jahr 2045 lebten von den ehemals über sieben Milliarden Menschen der Erde nur noch 100 Millionen. Zwei Drittel von ihnen überlebten die folgenden zehn Jahre nicht, da die Voraussetzungen für eine ausreichende medizinische Versorgung fehlten, oder sie verhungerten, weil es kaum noch natürliche Nahrungsmittelressourcen gab. Die Strahlung hatte bei vielen sowohl das Knochenmark als auch die weißen Blutkörperchen zerstört, sodass selbst harmlose Infektionen meist tödlich endeten.
    Von den verbleibenden kaum drei Prozent der ursprünglichen Weltbevölkerung litten achtzig Prozent an Sterilität, dauerhafter Immunschwäche oder Unfruchtbarkeit. Die Strahlung hatte zu Erbgutveränderungen geführt, die somatische Mutationen bei Neugeborenen zur Folge hatten. Missbildungen, Tod- und Fehlgeburten waren an der Tagesordnung. Innerhalb zweier Jahrzehnte war die Weltbevölkerung von sieben Milliarden auf weniger als 40 Millionen gesunken – einem Stand wie vor 6000 Jahren.
    Aber das Wichtigste war: Es gab noch Menschen, und nicht alle waren unheilbar erkrankt!«
    Die Bilder veränderten sich, ließen das Leid, den Tod und die zerstörten Städte am Horizont zurück. Unter Mira erstreckte sich nun die Wüste. Das Mädchen hatte das Gefühl, über Sanddünen und felsige Bergrücken zu schweben. Die Aufnahme gab ihr etwas Friedliches, Vertrautes zurück, doch es war schwer, das Grauen zu verdrängen, das sie zuvor gesehen hatte.
    Bausch stellte den Ton wieder etwas lauter, woraufhin ein tiefes, gleichmäßiges Brummen zu hören war. Ein eigenartiges, sandfarbenes Flugobjekt kam ins Bild, das majestätisch über der Wüste schwebte. Es erinnerte Mira an eine fette, unglaublich träge Rakete. Sie besaß vier große, kurze Stummelflügel am Heck und wurde von fünf Rotoren angetrieben, die für das dumpfe Brummen verantwortlich waren.
    »Ist das ein Zeppelin?«, fragte Mira mit belegter Stimme und wischte sich die Tränen von den Wangen.
    »Ja, Prinzessin«, antwortete Bausch. »Das war die Nathan. 216 Meter lang und so sanft im Flug, als würdest du in einer Wolke schweben. Ich habe sie geliebt …« Bausch seufzte schwer, dann drangen Schluckgeräusche, aus den Kopfhörern, gefolgt von einem leisen Rülpsen. »Entschuldige die Störung«, murmelte der alte Mann. »Wo waren wir stehen geblieben?«
    »Kurz hinter dem Weltuntergang«, erklärte Mira.
    »Ah ja, richtig. Wie gesagt, es gab uns noch. Unsere alten Städte waren nicht mehr bewohnbar, die Flüsse verseucht und die Felder verbrannt – aber Mutter Erde hatte auch für diesen Fall vorgesorgt. Sie besitzt ausgedehnte, unterirdische Wasserreservoirs mit unbelastetem Wasser, das sich seit Jahrtausenden tief unter der Oberfläche gesammelt hat: der Ogallala-Grundwasserspeicher oder das Iullemeden-Reservoir im Norden Amerikas. An das Iullemeden-Reservoir angeschlossen sind mehrere ehemalige Green-Desert-Projekte zur Urbarmachung der südlichen Sahara, wie beispielsweise das Carinea-Institut oder auch unsere Plantagen.
    Wir hatten angefangen, uns hier in der Wüste wieder eine bescheidene Existenz aufzubauen. Es gab eine halbwegs funktionierende Infrastruktur, und in den Ortschaften, die in das südliche Green-Desert-Projekt eingegliedert wurden, kehrte sogar wieder Leben ein. Da es keine flugtüchtigen Transportflugzeuge oder intakte Flughäfen mehr gab, übernahmen Leichthelikopter und eine kleine Flotte von Zeppelinen wie die Nathan den Personen- und Frachtverkehr.«
    »Die Nathan war ein Frachtzeppelin?«, fragte Mira.
    »Nein«, erwiderte Bausch. »Aber ich wünschte oft, sie wäre es gewesen …« Mira hörte ihn wieder trinken, dann fuhr er mit schwerer Stimme fort: »Ich beförderte damals Passagiere kreuz und quer über die Sahara – von Tunis bis nach Kano, von Marrakesch bis nach Khartoum oder von Bamako bis nach Kairo. Die Flüge wurden von Spähdrohnen begleitet, die meist ein Stück

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