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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Kirchenoberhäupter etwas vorschnell einig, sei die Menschheit noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen.
    Drei Monate später – die Welt hatte sich kaum erholt – traf völlig unvorbereitet ein weiterer Superflare den Planeten; der Beginn eines weiteren Sonnensturms. Gegenüber Sol-Aleph war die Intensität von Sol-Beth um ein Vielfaches höher und die Astronomen gebrauchten zum ersten Mal das apokalyptische Wort ›Nova‹. Allerdings gab es kaum jemanden, den ihre Hiobsbotschaft erreichte, denn die globale Kommunikation war vollständig zusammengebrochen. Innerhalb weniger Tage warf Sol-Beth die Welt auf den Informationsstand des Mittelalters zurück. Jede leitfähige Metallkonstruktion auf der Erde stand unter Strom. Spannungsentladungen in Gebäuden, Kraftwerken, Pipelines oder auf Bahntrassen lösten unzählige Feuer aus. Es gab kaum eine Stadt auf der Welt, die nicht brannte. Die Flammen trieben die Menschen auf die Straßen, wo sie jedoch dem Strahlensturm ungeschützt ausgesetzt waren.«
    Vor Miras Augen spielten sich albtraumhafte Szenen ab. Sie sah riesige Städte, die bis zum Horizont in Flammen standen, während Scharen von Menschen auf den von Rauch verdunkelten Straßen umherliefen, hilflos herumirrend zwischen liegen gebliebenen, teils brennenden Fahrzeugen, entstellten Leichen, streunenden Tieren und dem Müll aus Wohnungen und geplünderten Geschäften. Viele von ihnen trugen kaum einen Fetzen Kleidung am Körper, sei es, weil diese von hungrigen Tieren zerfetzt oder von anderen Menschen heruntergerissen worden war – oder ihren Körpern verbrannt war …
    »Tiere, die das Magnetfeld der Erde zur Orientierung nutzten, begannen verrückt zu spielen«, fuhr Bausch mit Erzählen fort, während es vor Miras Augen Vögel regnete und riesige schwarze Wolken aus Insekten den Himmel über den brennenden Städten zu verdunkeln begannen. »Delfine und Wale strandeten zu Tausenden an den Küsten, Millionen von Vögeln, die tagelang orientierungslos umhergeflogen waren, fielen vor Erschöpfung tot vom Himmel. Die Insekten begannen sich gegenseitig zu fressen oder mit erschreckender Aggressivität auf alles zu stürzen, was sich am Boden bewegte. Ganze Städte wurden von Ameiseninvasionen heimgesucht, Schwärme aggressiver Bienen und Wespen fielen über Mensch und Tier her.
    Sol-Beth dauerte kaum eine Woche, doch er verwüstete nahezu alles, was der erste Sonnensturm verschont hatte.
    Als er vorüber war, gab es keine Insekten mehr, die Pflanzen bestäuben konnten. Das Getreide war buchstäblich auf den Feldern verbrannt, die Obstplantagen verdorrt, der Boden unfruchtbar. Auf den Flüssen trieben kilometerlange Teppiche verendeter Fische, die Küsten erstickten unter den Kadavern an Land gespülter Meerestiere. Die ganze Welt roch nach Tod und Verwesung.
    Schlimmer, so glaubten die Menschen damals, konnte es nicht mehr kommen. Und für die Dauer eines trügerischen Jahres schienen sie sogar Recht zu behalten – bis zum verhängnisvollen 15. Juni 2040 …«
    Die Aufzeichnung stoppte unvermittelt, gefror zum Furcht einflößenden Standbild eines hell glühenden Himmels. Mira hörte Bauschs Atmen über die Helmlautsprecher.
    »Was ist denn?«, fragte sie mit belegter Stimme.
    Der alte Mann schwieg einige Sekunden, dann fragte er: »Willst du das wirklich sehen, Prinzessin?«
    Mira musste schlucken. Schließlich nickte sie kaum merklich. Zuerst geschah nichts, bis ihr einfiel, dass Bausch ebenfalls einen Helm trug und sie daher gar nicht sehen konnte. »Ja«, sagte sie leise.
    »Na gut«, brummte Bausch. »Aber sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.« Dann begannen vor Miras Augen Bilder abzulaufen, die sie niemals wieder vergessen würde. Sie brannten sich in ihr Gedächtnis ein, als wäre es die wütende Sonne selbst, die sie ihr zeigte.
    »Der dritte Sonnensturm«, fuhr Bausch mit Erzählen fort, »dauerte fast elf Monate. Die Astronomen nannten ihn Sol-Gimel, die Theologen hingegen bezeichneten ihn als Ekpyrosis, den Weltenbrand. Er blies die Magnetosphäre der Erde und den Van-Allen-Gürtel hinfort und röstete den Planeten wie ein Stück Fleisch am Spieß. Die kosmische Strahlung traf ungebremst und ungefiltert die Erdoberfläche. Es war, als würde über jedem Ort der Welt die Strahlung einer Atombombe freigesetzt werden – mit dem Unterschied, dass dieses Strahlenbombardement nicht nur ein paar Sekunden, sondern ganze elf Monate unvermindert anhielt.
    Wer sich im Freien befand und sich nicht

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