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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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gebieten.«
    »Aber warum wird eine ganze Dorfbevölkerung entführt?«, wunderte sich Ben. »Vor allem wohin und zu welchem Zweck? Das ergibt für mich keinen Sinn.«
    »Für eine außer Kontrolle geratene Terramotus-Anlage womöglich schon«, überlegte der Doktor. »Wenn auch ihr Handeln und Schaffen für uns schwer nachzuvollziehen ist. Aber das lässt sich ja ändern …«
    »Und wie?«, wollte Mira wissen.
    »Indem wir versuchen, hinter das Geheimnis der Wüste und der Demeter zu kommen.« Er sah auffordernd in die Runde. »Ben, mach das Luftkissenboot startklar. Jiril, hilf Leander. Wir nehmen den Jungen mit.«
    »Nein!«, kreischte Jumper. »Niemand sperrt mich in dieses Ding dort draußen – zusammen mit der da!« Er funkelte Mira an. »Niemals!« Mit einem heftigen Stoß stieß er Jiril zu Boden und schwang sich an Delius vorbei vom Tisch. Bevor es jemand verhindern konnte, war Jumper quer durch den Raum gesprungen und durch eine Tür an der Rückseite des Hospitals aus dem Krankenzimmer gestürmt. Im Hinterhof polterte es, als hätte er auf seiner Flucht mehrere Blechtonnen umgeworfen, dann krachte in der Ferne noch ein Gatter.
    »Lass ihn«, sagte Ben, als Jiril Anstalten machte, Jumper zu folgen. »Er hat ein gutes Versteck in einem der Lagerhäuser. Dort ist er sicher, bis wir zurück sind.«
    Mira verzog die Mundwinkel. Langsam wurde ihr klar, weshalb das Institut gestern ausgerechnet Ben als Kundschafter ins Dorf geschickt hatte. Als Telepath war er der ideale Schnüffler. Was er nicht aus den Antworten der Leute in Erfahrung bringen konnte, las er heimlich in deren Gedanken.
    Tut mir leid, erklang Bens Stimme plötzlich direkt in Miras Kopf. Ich bin nun mal, was ich bin. Sei mir deswegen nicht böse, okay?
    Das Mädchen starrte Ben erschrocken an, doch seine Lippen waren geschlossen geblieben. Er hatte kein Wort von dem, was Mira gehört hatte, laut ausgesprochen, sondern lächelte nur entschuldigend.
    Eine Weile schauten die beiden sich forschend an, dann senkte Mira den Blick und nickte. »Okay«, sagte sie leise in die Stille hinein.
    »Bitte?«, machte Dr. Gayot, der dabei war, einige Medikamente zusammenzusammeln. Auch Jiril, der griesgrämig die Tür zum Hinterhof inspizierte, schaute sich fragend um.
    Mira schüttelte den Kopf. »Ach, nichts.«
     
    »Einen Moment!«, rief Ben, als Mira und Jiril bereits an Bord des Riggers geklettert waren. »Wartet …« Er stand eine Weile reglos neben dem Luftkissenboot und machte dabei ein Gesicht, als sei ihm plötzlich etwas ungeheuer Wichtiges eingefallen. »Ich fühle etwas …«
    Dr. Gayot sah sich um. »Wieder dieser Leander?«
    Ben schüttelte den Kopf. »Nein«, murmelte er. »Etwas, das schon die ganze Zeit da war, nur nicht so deutlich. Ich hielt es für das emotionale Echo eines großen Chaos.« Er schloss die Augen und murmelte: »Aber es sind Gedanken … sie entstehen nicht hier im Dorf … und es sind viele, unglaublich viele …« Er entfernte sich mit geschlossenen Augen rückwärts vom Rigger, als werde er von den Gedanken magisch angezogen. »Sie ergeben jedoch keinen Sinn … alles ist immer noch chaotisch – fast wie …«
    »Wie Träume?«, fragte Dr. Gayot.
    »Ja …« Ben öffnete die Augen wieder und blinzelte gegen die Sonne. »Wie tausend Träume, aus denen keiner der Träumenden erwachen kann.« Er wandte sich um und deutete in Richtung der Plantagen. »Sie kommen von dort!«
    Der Doktor massierte nachdenklich sein Doppelkinn und blickte in Richtung der Oasen. »Dann sollten wir der Sache vielleicht auf den Grund gehen, ehe wir in die Wüste aufbrechen«, entschied er.
     
    Erst als sie das Dorf hinter sich gelassen hatten und der Rigger über die staubige Wüstenpiste schwebte, die das Dorf mit der Oase verband, wurde Mira bewusst, wie lange sie nicht mehr in den Plantagen gewesen war. Doch obwohl seit ihrem letzten Besuch fast zehn Jahre vergangen waren, sah alles immer noch so aus, wie sie es in Erinnerung hatte – abgesehen von den Menschen, die auf den Feldern gearbeitet hatten.
    Schweigend schaute Mira sich um. Die vom Luftkissenboot aufgewirbelte Sandwolke wurde vom Wind über die immergrünen Pflanzungen geweht, auf denen Mais, Getreide und Luzerne wuchsen. Die Oasen bestanden aus sechzehn kreisförmigen Bewässerungsfeldern, von denen jedes einen Durchmesser von über einem Kilometer besaß. In der Mitte jedes Feldes befand sich ein Brunnen, durch den das Grundwasser aus großer Tiefe an die Oberfläche gepumpt

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