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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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bewässern die Felder – aber auch hier keine Spur von den Farmern.«

 
9  Der Hangar
     
     
    Mira behielt die Augen geschlossen, während sie langsam einen Schritt vor den anderen setzte. Sie genoss das Prickeln des Sandes, den der Mittagswind über die nackte Haut ihrer Füße wehte. Die warme Wüstenluft hatte ihre Tränen längst getrocknet.
    Dennoch ging sie weitere zwanzig Schritte blind weiter, wobei ein verträumtes Lächeln auf ihrem Gesicht lag. Im Geiste versuchte sie das, was sie mit ihren Fußsohlen erfühlte, in abstrakte Formen und Bilder umzuwandeln. Ein paar Schritte weiter fühlte sich der Sand jedoch plötzlich anders an – fast wie winzige Dünen …
    Mira öffnete die Augen und sah sich blinzelnd um. Dort, wo sie stand, formte der Sand kleine Rippen und schmale, ineinanderlaufende Kanäle, die sich zu teils meterbreiten Flutrinnen vereinigten, so, als wären große Mengen Wasser über die Straßen geflossen. Doch Mira entdeckte keinen einzigen Fußabdruck auf dem weichen Boden. Nicht einmal Tierspuren hatten sich in den Schwemmsand eingeprägt.
    Bei ihrem ›blinden‹ Spaziergang war sie der Ruine des Hangars näher gekommen, als sie es eigentlich beabsichtigt hatte. Nur noch einen Steinwurf von ihr entfernt ragte das riesige Gebäude vor ihr auf. Ein Frösteln überkam Mira. Sie wollte sich bereits abwenden, als ihr etwas auffiel: Die Spuren des Wassers bildeten unmittelbar vor dem Hangar einen riesigen Fächer aus flachen Flutrinnen, die sich vor dem mit Efeuranken zugewachsenen Eingang der Ruine zu einem einzigen, breiten Strömungskanal vereinigten. Es sah aus, als hätte sich die Flut aus dem Hangar heraus in die Felder ergossen …
    Oder in ihn hinein?, fragte eine Stimme in Miras Kopf.
    Sie ließ ihren Blick über den schmalen, überwucherten Eingangsspalt wandern, der aussah, als hätte einst ein Riese die Ruine mit dem Hieb seiner Axt gespalten. Dabei fiel Mira ein eigenartiges Licht auf, das hoch oben zwischen den Efeublättern funkelte. Es sah aus, als würde irgendetwas dort oben das Sonnenlicht reflektieren – und dieses Etwas bewegte sich! Mira kniff die Augen zusammen, um von dem Licht nicht geblendet zu werden, und ging langsam weiter auf die Ruine zu. Das seltsame Funkeln sah aus, als würde sich das Sonnenlicht in der Spitze eines Kristalls oder in einem Spiegel brechen. War das etwa Jumper, der dort oben hockte und sie mit einer Linse blendete? Ihm traute Mira als Einzigem zu, so hoch hinaufzuklettern.
    »Jumper?«, rief sie zu der Lichtquelle empor. »Bist du das?«
    Im selben Augenblick verschwand das Funkeln, als hätte sich sein Verursacher in den Schatten der Efeuranken zurückgezogen. Stattdessen drang durch den zugewucherten Eingangsspalt ein Geräusch, bei dem Mira nicht sicher war, ob sie es tatsächlich hörte oder es sich nur einbildete. Es klang, als würde man einen großen Kübel Wasser in einen Brunnen schütten.
    »Mira?«, rief Ben vom Rigger herüber. »Ist alles in Ordnung?« Als sie nicht antwortete, vernahm sie seine sich nähernden Schritte hinter sich.
    »Hast du es auch gefühlt?«, fragte sie, als er neben ihr stand.
    Ben musterte sie fragend.
    »Da drin ist irgendwas«, erklärte das Mädchen leise. »Und es macht mir Angst.«
    »Böse Erinnerungen«, vermutete Ben.
    »Nein«, entgegnete Mira. »Da drin ist noch etwas ganz anderes …« Sie ging zögernd ein paar Schritte auf die Ruine zu, dann fragte sie: »Bauen Ambodrusen eigentlich Nester?«
    »Wie kommst du denn darauf?«, stutzte Ben.
    »Falls sie Nester bauen«, sagte Mira, ohne darauf einzugehen, »womit füttern sie dann ihre Jungen?«
    Nun konnte selbst Ben nicht verhindern, dass ihm ein leichter Schauer über den Rücken lief. Er ließ seinen Blick über das zerstörte Dach des Hangars schweifen. »Unsere größte Angst ist unsere Angst vor dem Unbekannten«, sagte er schließlich. »Ihr sollten wir stets die Stirn bieten.«
     
    Um ins Innere des Hangars zu gelangen, mussten sie über eine hüfthohe Sandwehe klettern und den dahinterliegenden Eingang von einem dichten Geflecht aus Kletterpflanzen befreien.
    »Keine einzige Fußspur«, stellte Jiril fest, während er mit Ben eine Öffnung in den Ranken schuf, die groß genug war, um auch Delius und den Doktor hindurchzulassen. »Bist du sicher, dass wir da drin etwas finden? Hier ist seit Jahren niemand mehr rein- oder rausgegangen.«
    Als sie sich schließlich durch die Ranken gezwängt hatten und ins Innere gelangt waren, kam es

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