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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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etwas so Großes einfach aufhören zu existieren?«, flüsterte sie.
    Azur hob die Schultern. »Warum verschwindet die Welt um dich herum, wenn du die Augen schließt?«, entgegnete er. »Und wieso ist sie trotzdem wieder da, sobald du sie öffnest?«
    »Weil es sie wirklich gibt«, sagte Mira.
    »Nein«, erwiderte Azur. »Sondern weil du dich an sie erinnerst.«
    »Soll das heißen, das Aion erinnert sich hier gerade an meine Zukunft?«, fragte Mira verblüfft.
    »Klingt das so unglaubwürdig?« Azur deutete hinab zum Schiff. »Sieh selbst«, sagte er.
    Mira folgte seiner Geste und erblickte eine Gestalt in einem dunkelroten Mantel. Sie stand einsam an der Reling und blickte zu ihnen hinauf, während der Wind mit ihrem hüftlangen schwarzen Haar spielte.
    »Aber … das bin ich!«, erkannte Mira verblüfft.
    »Du wirst es einst sein, in einer möglichen Zukunft.«
    »Das ist ein Trick, oder?« Als Azur nicht antwortete, sah Mira nachdenklich hinab zu ihrer Doppelgängerin. Sekundenlang trafen sich ihre Blicke, dann hob ihr Ebenbild zögernd eine Hand, fast so, als wäre es ebenfalls nicht sicher, ob es seinen Augen trauen konnte. Mira erwiderte den Gruß, woraufhin sich die Gestalt abwandte und unter Deck verschwand.
    »Bevor sich der Kreis zwischen dem Hier und Jetzt und der Zukunft schließt, wartet eine lange Reise auf dich«, erklärte Azur. »Doch sei gewarnt: Die Zukunft wird streng bewacht und ihre Wächter sind unerbittlich und zahllos. Solltest du versuchen, die Zeit zu betrügen, wirst du dich mit ihnen auseinandersetzen müssen. Irgendwann wirst du hierher zurückkehren. In ein paar Tagen, in ein paar Monaten oder erst in vielen Jahren. Das Schiff wird hier auf dich warten. Ich hoffe, dass du dich deiner Zukunft bis zu diesem Tag genug genähert hast, sonst wirst du es nicht vor den Wächtern erreichen.«
    Mira blickte sorgenvoll hinab zu dem prunkvollen Dreimaster. »Sind diese Zeitwächter denn immer da?«
    »Natürlich, Beta Mira.«
    »Auch jetzt?«
    »Auch jetzt«, bestätigte Azur.
    Miras Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. »Gehörst du etwa dazu?«
    Azur lächelte wissend, wandte sich um und stieg die letzten Meter zum Grat der Düne empor. »Willst du mich nicht über den Damm begleiten?«, fragte er, wobei er zur gegenüberliegenden Küste hinabdeutete.
    »Was für ein Damm?«, meinte Mira verwundert und kletterte ihm nach. Erstaunt blickte sie vom Scheitel der Düne schließlich hinunter auf eine schmale Landbrücke, die bei ihrer ersten Inselerkundung zweifellos noch nicht existiert hatte. Sie führte schnurgerade über das Wasser und schien sich bis hinter den Horizont zu erstrecken. Mira sah skeptisch über das Meer.
    »Wohin führt der Damm?«
    »Zum Beginn deiner Reise«, erklärte Azur.
    »Einfach so?« Miras Augen verengten sich zu Schlitzen. »Da ist doch irgendwas faul.«
    Azur lächelte anerkennend. »Ich glaube, mit dir wurde die richtige Wahl getroffen«, nickte er. Sein Blick wurde jedoch schnell wieder ernst. »Das Aion hat eine Aufgabe für dich, Beta Mira. Es bittet dich um deine Hilfe.«
    »Mich?« Mira hob die Arme und deutete in alle Richtungen. »Etwas, das so mächtig ist, dass es einfach diese Welt hier erschaffen kann, braucht meine Hilfe?« Sie sah Azur ungläubig an. »Wieso das denn? Was kann ich denn groß tun? Ich bin nur eine Beta!«
    »Genau deshalb«, sagte er und strich seinen Mantel glatt. »Ich werde versuchen, es dir zu erklären.«
    Dann begann Azur zu erzählen. Anfangs spazierte Mira dabei noch auf dem Dünenkamm auf und ab, fasziniert von all den Dingen, die ihr beschrieben wurden. Irgendwann hielt sie jedoch inne und blieb stehen. Ihr Gesicht wurde vollkommen ausdruckslos und ihre Augen bekamen einen eigenartigen, leeren Glanz. Am Ende hockte sie nur noch zitternd auf dem Grat der Düne, den Blick angsterfüllt in die Ferne gerichtet. Als Azur mit Erzählen fertig war, rang Mira sichtlich um Fassung.
    »Das …« Sie schluckte schwer, wobei sie gegen die Tränen ankämpfte. »Das ist nicht fair!«, presste sie schließlich hervor und schüttelte verzweifelt den Kopf. »Nicht fair …«
    »Es ist ein einfacher Handel«, erklärte Azur. »Leben für Leben.«
    »Es ist Erpressung!«, klagte Mira. »Das schaffe ich nie! Niemals!«
    »Nicht allein«, bestätigte Azur.
    Mira ließ deprimiert den Kopf hängen. »Warum ausgerechnet ich?«
    »Weil du einzig dafür geschaffen wurdest«, erklärte Azur. »Du bist die Tochter des Aion, Beta Mira. Seine Frucht,

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