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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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Sodras.
    Kaum war Jiril endlich für ein paar Minuten eingenickt, ließ ihn ein sonderbares Geräusch wieder aufschrecken. Es klang wie das Rauschen von Wasser und endete so abrupt, als hätte jemand einfach den Ton ausgeknipst. Als Jiril den Kopf hob, stockte ihm der Atem: Auf dem Rand des Speicherbeckens stand ein menschlicher Schatten!
    Aufgeregt weckte er Ben, der sich im ersten Moment nur schlaftrunken umsah. »Delius, Licht!«, rief er, als er die Gestalt am Bassin ebenfalls erblickte, und schlüpfte hastig aus seinem Schlafsack.
    Der Roboter schaltete zwei Scheinwerfer ein und richtete sie auf den Schatten am Speicherbecken. Dieser hielt sich – geblendet von der plötzlichen Helligkeit – schützend eine Hand vor die Augen. Im Licht der Strahler funkelte seine Haut, als wäre sie mit Goldstaub überzogen.
    Für einen Moment waren alle von dem unerwarteten Anblick so entgeistert, dass keiner einen Ton hervorbrachte. Dann riefen sie wie aus einem Mund: »Mira!«
     
    Ben hatte das Bassin als Erster erreicht. Vorsichtig hob er das Mädchen vom Beckenrand, doch Mira blickte weiterhin wie hypnotisiert in das Licht, das Delius ausstrahlte. Dabei hatte sie die Arme um den Körper geschlungen und zitterte am ganzen Leib.
    »Kleines, ist alles in Ordnung?«, fragte Ben und strich ihr die nassen Haare aus dem Gesicht. »Sag doch was! Mira?«
    Das Mädchen sah Ben an, als erblicke sie ihn in diesem Augenblick zum ersten Mal. Dann flüsterte sie mit bebender Stimme: »Kalt …!«
    Kurz darauf hockte Mira – eingemummt in einen wärmenden Schlafsack und mit einer Tasse heißem Tee in den zitternden Händen – im provisorischen Nachtlager der Gruppe. Auf die ihr behutsam gestellten Fragen antwortete sie jedoch nur mit einem müden Kopfschütteln.
    »Geben wir ihr Zeit«, sagte Dr. Gayot, nachdem sie sich ein Stück entfernt hatten, um dem Mädchen ein wenig Ruhe zu gönnen.
    »Dass Betas fähig sind, ziemlich lange unter Wasser zu bleiben, habe ich ja gelernt«, murmelte Jiril. »Aber dass sie neun Stunden lang die Luft anhalten können, ist mir neu.«
    »Das hat sie nicht«, sagte Ben.
    Jiril schaute skeptisch. »Soll das heißen, dieses Wassertentakelding hat sie am Leben gehalten?«
    Ben hob die Schultern. »Passt auf sie auf«, bat er Jiril und den Doktor. »Ich gehe zum Rigger und hole ihr ein paar trockene Sachen.«
    Als Ben nach ein paar Minuten mit einem Bündel Kleider zurückkam, hatte Mira sich bereits so tief in den beheizten Schlafsack verkrochen, dass nur noch ihr schwarzer Haarschopf zu sehen war. Ihre ruhigen, gleichmäßigen Atemzüge ließen Ben wissen, dass das Mädchen eingeschlafen war. Mit einem Gefühl großer Erleichterung ließ er sich neben ihm auf den Boden sinken und platzierte die frische Kleidung so, dass Mira sie sehen konnte, sobald sie aufwachte. Von ihm aus konnte sie gerne zwei Tage am Stück durchschlafen, Hauptsache, sie war am Leben.
    »Das Mädchen bedeutet dir sehr viel«, erkannte Dr. Gayot, der lautlos herangeschwebt war.
    Ben sah kurz zu ihm auf. »Es ist ein Schlüssel«, nickte er. »Ein Schlüssel, der behütet werden muss, weil er auf dieser Welt nur ein einziges Mal existiert.« Er betrachtete nachdenklich den Schlafsack. »Ich weiß nur noch nicht, wohin uns die Tür führen wird, die er zu öffnen vermag.«
    Der Doktor runzelte skeptisch die Stirn. »Das klingt in meinen Ohren ziemlich orakelhaft«, sagte er, während er den Leviator auf dem Boden aufsetzen ließ. »Ich bin jedenfalls gespannt, was sie uns zu erzählen hat.« Er fuhr die massiven Stützbeine aus und verankerte sie im Boden, um nicht umzukippen. »Ihr entschuldigt mich jetzt bitte, ich bin müde und werde mir ein Schlafmittel injizieren. Gute Nacht.« Keine zwei Minuten später gab er leise Schnarchgeräusche von sich.
    Jiril ließ sich neben Ben in den Efeu sinken. »So wie der möchte ich auch mal einschlafen können«, murmelte er, während er umständlich in seinen Schlafsack schlüpfte. Er nestelte am Verschluss herum, dann fragte er: »Wie lange willst du noch hierbleiben?«
    Ben sah auf. »So lange, bis Mira sich erholt hat.«
    Jiril blies die Backen auf, erwiderte jedoch nichts.
    »Ist noch etwas?«, erkundigte sich Ben, als der Alpha neben ihm unruhig am Efeu herumzupfte.
    Jiril atmete tief durch. »Tut mir leid«, brummte er schließlich. »Du hattest Recht. Es war die richtige Entscheidung, hierzubleiben.« Dann legte er sich hin und drehte sich schnell zur Seite weg, um sich keine weitere

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