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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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wieder festen Boden unter den Füßen hatte. »Kann mir vielleicht jemand erklären, was das nun wieder zu bedeuten hat?«
    »Vielleicht hat dieses Phänomen tatsächlich etwas mit den Schläfern im Wasser zu tun«, überlegte der Doktor, während er mit klammen Fingern den Leviator aktivierte.
    Ben schüttelte entschieden den Kopf. »Nicht auf die Weise, wie Sie es vermuten«, erklärte er. »Wir haben es hier mit einer intelligenten Präsenz zu tun, deren Macht wir keinesfalls unterschätzen dürfen, aber sie wird bestimmt nicht von den Schläfern gesteuert. Es ist eine eigenständige Entität, ein Wesen, das auf eine gewisse Art und Weise eins ist und doch gleichzeitig viele …« Ben trat langsam an das Speicherbecken heran und blickte nachdenklich ins Wasser. »Und es ist alt, unglaublich alt.«
    »Okay, lasst uns abhauen!«, sagte Jiril. »Bevor dieses Ding es sich doch noch anders überlegt.«
    »Nein«, murmelte Ben. »Ich werde die Nacht über hierbleiben.«
    »Was?« Jiril und der Doktor tauschten einen verwunderten Blick. »Wieso das denn?«
    »Weil ich etwas gefühlt habe, bevor der Fangarm mich losgelassen hat.«
    »Oh, Gott!«, rief Jiril hinauf zum Sternenhimmel und hob flehend die Arme. »Er hat wieder etwas gefühlt!«
    Ein Schwarm aufgeschreckter Mauersegler löste sich aus dem Efeu und begann Jiril mit ärgerlichem Protestgezwitscher zu umkreisen.
    Dr. Gayot schwebte vor zum Speicherbecken und blickte wie Ben in das nachtschwarze Wasser, auf dessen Oberfläche sich das Sternenlicht spiegelte. »Bist du sicher, dass du deinen Sinnen noch trauen kannst, nach all dem, was in den letzten Stunden passiert ist?«, fragte er Ben mit einem ungewöhnlich ernsten Unterton in der Stimme. »Oder wird das eine Totenwache für das Mädchen?«
    »Wir haben von diesem Wesen nichts mehr zu befürchten«, antwortete Ben leise. »Aber ich fühle ebenso deutlich, dass es noch nicht vorbei ist. Ich kann nicht sagen, was geschehen wird – doch ich möchte zur Stelle sein, sobald es so weit ist …«
     
    Da keine Sonne am Himmel stand, warf auf der Aion-Insel auch Azur keinen Schatten. Während Mira dem Wesen auf den Kamm der Sanddüne folgte, fiel ihr auf, dass es auch keine Fußspuren im Sand hinterließ, fast so, als wäre es nur ein Gespenst. Mira blinzelte in den strahlend blauen Himmel. Vielleicht war die Sonne ja durchsichtig, überlegte sie. Eine Geistersonne, die geisterhaftes Licht aussandte …
    »War das vorhin eigentlich ernst gemeint?«, fragte sie atemlos, während sie bemüht war, mit Azur Schritt zu halten.
    »Was meinst du?«
    »Das mit dem Blühen.«
    »Oh ja, sicher! Du wirst …«
    »Ich will’s gar nicht wissen!«, unterbrach ihn Mira und hielt sich bestürzt die Ohren zu.
    Azur blieb stehen und sah erstaunt zu ihr herab. »Ihr Oberflächenwesen seid wirklich ein seltsames Volk«, stellte er fest, als das Mädchen ihn erreicht hatte. »Voller emotionaler Widersprüche.«
    Mira zuckte die Schultern und blieb schwer atmend stehen. Dann schloss sie die Augen und genoss für eine Weile den kühlen Wind auf ihrer Haut.
    Als sie hinunter zum Strand sah, erblickte sie zu ihrer maßlosen Überraschung ein prunkvolles, dreimastiges Segelschiff, wie sie es aus Bauschs alten Bildbänden kannte. Es ankerte wie hingezaubert keine fünfzig Meter vom Ufer entfernt im flachen Wasser, unmittelbar an der Stelle, von der aus sie mit Azur den Aufstieg zum Dünenkamm begonnen hatte. Mira konnte von hier sogar ihre Fußspuren im Sand erkennen.
    »Wo kommt das denn plötzlich her?«, staunte sie.
    »Aus der Zukunft«, erklärte Azur. »Was du dort unten siehst, ist ein Abbild deiner Zukunft. Aber du erreichst es nicht auf direktem Weg, sondern musst dem Pfad folgen, den das Aion für dich bestimmt hat.«
    »Für mich bestimmt?«, echote Mira. »Was soll das denn schon wieder bedeuten? Will mich dieses Aion-Ding für irgendetwas bestrafen?«
    »Es ist keine Strafe«, beruhigte sie Azur. »Nie zuvor stand eines von euch Oberflächenwesen dort, wo du jetzt stehst, Beta Mira. Das Aion hat alles, was du hier siehst und fühlst, nur für dich geschaffen. All das wird aufhören zu existieren, sobald du an die Oberfläche zurückgekehrt bist. Du bist die Erste von euch, die das Aion erfährt. Das ist keine Strafe, Beta Mira. Es ist eine Ehre! Dessen solltest du dir bewusst werden, bevor du in deine Welt zurückkehrst.«
    Mira sah hinunter auf das Segelschiff, dann zum Horizont, wo das Meer mit dem Himmel verschmolz. »Wie kann

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