Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
Vom Netzwerk:
zum Hals, sein Körper jedoch blieb völlig unbenetzt.
    »Gibt es dieses Meer wirklich?«, fragte Mira. »Oder träume ich es nur?«
    »Solange du hier bist, ist es deine Wirklichkeit«, sagte Azur.
    Mira befühlte ihre Stirn und blinzelte ihn verständnislos an. »Ich bin also nicht tot?«
    »Nein, Beta Mira. Das Aion möchte nur erfahren, ob du unser Freund bist – oder unser Feind. Falls du aber wünschst, zu sterben, kann es dich gerne …«
    »Nein!«, rief Mira erschrocken. »Nein, bitte!« Sie schwieg eine Weile, dann fragte sie: »Warum glaubt dieses Aion, ich sei euer Feind?«
    »Warum hofft es wohl, du seiest unser Freund?«, entgegnete Azur.
    Mira sah ihn irritiert an.
    Azur lächelte entschuldigend. »Na gut, ich werde versuchen, es dir zu erklären. Aber ich kann dir nicht versprechen, dass du es jetzt schon verstehen wirst. Zuerst eine Frage, die uns sehr wichtig ist: Diese beiden Unwesen, die dich begleiten, steuern sie sich selbst oder werden sie von der Wucherung gesteuert?«
    Mira sah sich suchend um, dann fragte sie: »Wer? Was?«
    Azur streckte eine Hand aus und berührte kurz ihre Stirn. Im selben Moment erschien vor Miras geistigem Auge ein Bild von Delius und Dr. Gayot.
    »Delius und der Doktor?«, fragte Mira verblüfft.
    Das Gesicht von Azur blieb ausdruckslos.
    »Also, der Doktor steuert seinen Leviator zweifellos selbst. Ich glaube, er ist so etwas wie ein fliegender Rollstuhl, weil Dr. Gayot keine Beine mehr hat. Und Delius … Der hat zwar ein paar Schrauben locker, aber wir können ihn jederzeit abschalten.«
    Azurs Gesicht hellte sich ein wenig auf, blieb aber ernst. »Sie gehören also nicht zur Wucherung?«
    Mira schüttelte den Kopf, ohne zu wissen, was ihr Gegenüber damit meinte. »Sie gehören zum Institut.«
    »Ist das der Ort, in dem der verborgene Wald gedeiht?«
    »Äh … ich glaube, ja«, antwortete das Mädchen.
    Azur schloss die Augen und schien in sich hineinzuhorchen. Dann sah er Mira an, wobei ein zufriedenes Lächeln seine Lippen umspielte. »Dann ist es gut und recht«, sagte er. »Das Aion erlaubt dir zurückzukehren.« Mit diesen Worten stand er auf und ging Richtung Strand.
    »Zurück?«, rief Mira ihm verwundert nach und erhob sich ebenfalls. »Wohin zurück?«
    »An die Oberfläche«, antwortete Azur. »Um deiner Bestimmung zu folgen.«
     
    Über der Ruine des alten Zeppelinhangars funkelte der Sternenhimmel. Die Luft war klar und kalt. So schnell, wie in der Wüste die Nacht anbrach, so rasch fielen in ihr nach Sonnenuntergang auch die Temperaturen.
    Fröstelnd rieb Ben seine Handflächen aneinander. Sein Atem kondensierte und wehte als weiße Nebelwolken davon.
    Der flüssige Fangarm, der seinen Oberkörper gefangen hielt, sonderte seltsamerweise keine Feuchtigkeit ab, sodass die Kleidung von Ben und den anderen sich nicht mit Flüssigkeit vollsog. Dennoch wurde die Kälte auch ohne sie zu einem ernsthaften Problem.
    »Langsam glaube ich, dieses Wassertentakelding hat vor, uns an die Ambodrusen zu verfüttern«, bemerkte Jiril mit klappernden Zähnen, während er mit Blicken den Nachthimmel absuchte. »Vielleicht will es sich auch nur eine zum Abendessen angeln«, überlegte er. »Und wir sind dummerweise die Köder …«
    »Spar deine Energie«, brummte Ben. »Delius, welche Temperatur?«
    »Sechs Grad Celsius«, antwortete der Roboter. »Weiterhin fallend.«
    »Wir müssen uns irgendwie warmhalten«, bemerkte Jiril. »Mit den Beinen strampeln, klatschen …«
    »Diese Entität könnte jede übermäßige Körperaktivität als Gegenwehr oder Fluchtversuch interpretieren«, gab der Doktor zu bedenken. »Oder sogar als Angriff. Wir wissen nicht, wie sie darauf reagiert. Genug, dass wir bereits das Mädchen verloren haben …«
    Daraufhin sagte minutenlang keiner ein Wort. Schließlich war es ausgerechnet Delius, der das Schweigen brach.
    »Das hydrokinetische Feld verändert sich«, verkündete er. »Die Theta-Wellen werden wieder stärker!«
    »Oh, oh«, machte Jiril, als die Wassertentakel in der Dunkelheit schwach zu glühen begannen. »Jetzt geht’s wohl richtig los …«
    Im nächsten Augenblick sanken alle vier Fangarme gemeinsam in die Tiefe und setzten ihre Gefangenen sanft auf dem Boden ab. Dann lösten sie sich von ihnen und zogen sich flink ins Speicherbecken zurück. Das Geräusch, das sie dabei erzeugten, klang, als würde man aus großen Kübeln Wasser ins Bassin schütten.
    »Wow!«, war der erste Kommentar, zu dem Jiril fähig war, nachdem er

Weitere Kostenlose Bücher