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Das Aion - Kinder der Sonne

Das Aion - Kinder der Sonne

Titel: Das Aion - Kinder der Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marrak
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»Für den warmen Schlafsack und die trockene Kleidung«, brachte sie schließlich heraus.
    Dr. Gayot hob entgeistert die Augenbrauen. »Ich hoffe inständig, das war nicht alles, was du uns sagen wolltest!«, stöhnte er.
    »Das hoffe ich auch«, bemerkte die Flüsterstimme an Miras Ohr.
    Das Mädchen schüttelte unbewusst den Kopf. Die Stille, die plötzlich im Hangar herrschte, war erdrückend. Selbst die Vögel im Efeu schienen gespannt zu lauschen. Mira kaute nervös auf ihrer Unterlippe. »Das Aion hat mir erlaubt, zurückzukehren«, sagte sie schließlich. »Aber ich kann leider nicht hierbleiben.« Sie blickte kurz in die fragenden Gesichter der anderen. »Ich darf nicht hierbleiben!«
    Sie verstummte und versank wieder in Schweigen. Im selben Moment verspürte sie wieder diesen warmen Hauch in ihrem Kopf und sah verärgert zu Ben. Als sie jedoch merkte, dass er nicht vorhatte, ihre Gedanken zu lesen, sondern dass sein gedanklicher Zugriff beruhigend wirkte, ließ sie ihn gewähren. Mira spürte, wie der Druck von ihr wich und ihre Gedanken sich langsam wieder ordneten. Sie schenkte Ben ein dankbares Lächeln, dann begann sie stockend zu erzählen, was unter der Oberfläche geschehen war.
     
    Niemand nahm in den folgenden Stunden bewusst wahr, wie die Zeit verging. Lediglich am Stand der Sonne war zu erkennen, dass der Tag voranschritt. Während Jiril es sich irgendwann im Schatten des Efeubaldachins auf dem Boden bequem machte und Ben sich auf den Rand des Bassins setzte, schwebte Dr. Gayot vor dem Speicherbecken beunruhigt auf und ab.
    »Das ist wirklich ziemlich starker Tobak«, befand er, als Mira mit ihrer Geschichte fertig war. Er tupfte sich mit einem zerknitterten Taschentuch den Schweiß von der Stirn, denn die Luft im Hangar war heiß und schwül geworden. »Wären vergangene Nacht nicht auch hier … oben gewisse Dinge geschehen, würde ich dein Inselabenteuer als blanken Unsinn abtun. Doch allein die Tatsache, dass du quicklebendig vor uns sitzt, würde mich dafür Lügen strafen.« Er hielt inne und betrachtete Mira, als hoffte er, dass sie sich vor seinen Augen doch noch in Luft auflöste. »Ich bin daher geneigt, dir zu glauben – selbst wenn es mir aus wissenschaftlicher Sicht äußerst schwerfällt.«
    »Habe ich das richtig verstanden?«, fragte Jiril mit einem zweifelnden Blick in das Speicherbecken. »Irgendwo dort unten gibt es eine kleine Insel, auf der ein blauer Zwerg wohnt – und der ist dafür verantwortlich, dass dieser Brunnen hier oben ein ganzes Dorf als Geiseln hält?« Er sah zu Ben und dem Doktor. »Leute, wie krank ist das denn?«
    »Mich würde viel mehr interessieren, warum sich dieses Wesen die Mühe gemacht hat, all die Menschen aus dem Dorf hierherzuschaffen, anstatt die angreifenden Maschinen zu bekämpfen.«
    »Weil es allein nicht die Kraft besitzt, die Wucherung zu bezwingen«, erklärte Mira. »Die Menschen hier zu schützen, kostet das Aion sehr viel Energie. Es sagt, wir hätten die Wucherung geschaffen, daher sei es auch unsere Pflicht zu verhindern, dass sie sich weiter ausbreitet.«
    »Damit kann es nur die Terramotus-Anlage meinen«, überlegte Ben.
    Dr. Gayot nickte ernst. »Offenbar ist das Problem, das dem Wrack der Demeter entschlüpft ist, weitaus größer geworden, als ich befürchtet habe«, sagte er. »Die Fabrik hatte über siebzig Jahre Zeit, um sich unter der Wüste auszubreiten. Ich frage mich nur, was sie mit all den künstlichen Geschöpfen bezwecken will, die sich auf der Oberfläche herumtreiben.«
    »Sporen«, murmelte Jiril.
    Ben sah überrascht auf, auch der Doktor erstarrte mitten in der Bewegung. »Was?«, krächzte er.
    »Sie könnten die Funktion von Sporen haben«, erklärte Jiril, sichtlich überrascht über die plötzliche Aufmerksamkeit, die ihm zuteilwurde. »Wie mechanische Pollen oder Samenkapseln. Nur dass sie nicht wie bei echten Pflanzen vom Wind oder vom Wasser fortgetragen werden, sondern ein paar Kilometer weit durch die Wüste krabbeln, um sich schließlich im Sand zu vergraben.«
    »Und selbst beginnen zu wachsen«, vollendete der Doktor den Gedankengang. »Wie Metastasen eines Krebsgeschwürs!«
    »Das würde vieles erklären«, erkannte Ben. »Zwei Wesenheiten, die um die Vorherrschaft in der Tiefe kämpfen: eine uralte Intelligenz, die ihren natürlichen Lebensraum bedroht sieht, und eine defekte Maschine, die auf nichts anderes programmiert ist, als künstlichen Lebensraum zu erschließen. Beide Mächte sind in

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