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Das Aktmodell

Das Aktmodell

Titel: Das Aktmodell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jina Bacarr
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Schlampe genauer angesehen habe.”
    Bevor Paul jedoch dazwischentreten konnte, hatte Lillie der Rothaarigen die Kapuze vom Kopf gezogen, und als sie das wunderschöne Gesicht des Mädchens sah, gab sie ihr eine Ohrfeige.
    “Luder.”
    “Behalt deine Hände bei dir, Schwester!”, schrie die Rothaarige und schlug Lillie hart ins Gesicht. Reflexartig hielt die blonde Frau sich die brennende Wange, die bereits rot anzulaufen begann.
    “
Quel cockatrice”
, rief Lillie und spuckte vor der anderen Frau aus.
    “Wie hat sie mich genannt?”, fragte die Rothaarige.
    Paul bemühte sich, seine Belustigung nicht zu zeigen. “Eine alte ausgeleierte Hure.”
    “Ich werde ihr die Haare an ihren dunklen Ansätzen einzeln herausziehen”, drohte die Rothaarige, und Paul überlegte, ob er das zulassen sollte. Es wäre sicherlich ein erregender Anblick, zu sehen, wie sich die beiden Frauen gegenseitig die Kleider vom Leib rissen, sich an den Haaren zogen, mit wogenden Brüsten einander an den Nippeln zerrten und sich der Geruch ihrer Wut zu einem animalischen, erotischen Parfum vermischen würde. Aber Frauen wie Lillie waren unberechenbar, und sie neigten dazu, ihre Opfer mit einem Messer anzugreifen. Das war für sie so normal wie sich die Augenbrauen zu zupfen. Kein sehr schöner Anblick.
    “Nicht so schnell,
ma belle”
, beschwichtigte Paul und versuchte die beiden Frauen getrennt zu halten. “Mademoiselle de Pontier ist keine Frau, die man unterschätzen sollte. Sie ist eine
calège
, eine erstklassige Liebesdienerin aus einem der besten Bordelle von Paris.”
    Die Rothaarige schien nicht sonderlich davon beeindruckt zu sein. Sie begann zu lachen und befeuchtete ihre Lippen, bevor sie antwortete.
    “Dort, wo ich herkomme, bezeichnet man Frauen, die ihren Körper verkaufen, mit einem Wort aus vier Buchstaben, ganz egal wie viel sie kosten.”
    Sie starrte auf die Blonde, und Paul wurde es unbehaglich. Die Luft war zum Schneiden dick. Er warf Lillie einen Blick zu, der ihr bedeutete, dass sie sich ruhig verhalten solle. Aber sie kümmerte sich nicht darum.
    “
Alors
, Mademoiselle”, schoss sie mit in die Hüften gestemmten Händen zurück. “Eine Frau, wie Ihr es seid, würde sowieso niemals in einem Haus in der Rue de Moulins akzeptiert werden.”
    “Ach ja?”, forderte die Rothaarige sie heraus. “Und was für Frauen sind das?”
    “Bei Madame Chapet habe ich gehört, wie einige Gentlemen sich zu diesem Thema geäußert haben. Sie sagten, Frauen wie Ihr seid wie eine billige Soße; wenn man erst mal weiß, aus was sie gemacht ist, will man ihre Pussy gar nicht mehr verkosten.”
    Die Rothaarige baute sich vor Lillie auf und murmelte drohend: “Ist das so? Tja, ich werde die Luft aus deinem aufgeblasenen Ego rauslassen wie aus einem Windbeutel.”
    “
Cochon
, kleines Miststück!”, schrie Lillie kampflustig. “Ihr seid nichts weiter als eine
marcheuse
, eine Herumtreiberin, die durch die Boulevards streift, vor den Geschäften stehen bleibt und mit ihrer Möse spielt, um einen Mann dazu zu bewegen, ihr zu folgen.”
    “Ich? Was ich bisher gesehen habe,
Mademoiselle
, bist du selber nicht schlecht darin, Einladungen mit deinen Hüften auszusprechen”, erwiderte die Rothaarige schnippisch. Paul sah, dass sie kein bisschen von ihrer Courage verloren hatte.
    “
Zut alors
, Ihr habt keine Ahnung davon, wie man einem Mann Vergnügen bereitet, Mademoiselle”, sprach Lillie verachtungsvoll. Dabei wiegte sie sich lasziv hin und her, betonte ihre katzenhafte Eleganz, und man konnte ihre Krallen unter dem Umhang erahnen. “Ich bin das beliebteste Mädchen im Haus in der Rue des Moulins.”
    “Das mir völlig egal, wo du lebst und wer für dich für dein Stöhnen bezahlt, wenn du flach auf dem Rücken liegst mit einem Schwanz zwischen den Beinen”, ereiferte sich die Rothaarige. “Ich will einfach nur meine Ruhe.”
    Sie wirkte auf einmal ziemlich mitgenommen, und Paul hatte nur noch den Wunsch, sie in seine Arme zu schließen und sie zu halten. Aber wenn er diesem Impuls nachgäbe, würde er Lillie verärgern, und das würde die Situation nur verschlimmern.
    “Genug mit Eurer dummen Eifersucht, Lillie. Geht jetzt!”
    Es war Paul, der jetzt ein Machtwort sprach. Der Ausdruck in ihren Augen zeigte ihm, dass sie verstanden hatte, wie ernst er es meinte. Obwohl sich die kühle Morgenluft mit dem in der Luft liegenden Nachtfrost vermischte, begann Paul zu schwitzen. Er drehte sich zu der Rothaarigen um. Sie

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