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Das Aktmodell

Das Aktmodell

Titel: Das Aktmodell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jina Bacarr
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Blässe.
    Seine Finger tänzelten spielerisch über ihren anmutigen Hals und verfingen sich dann in den roten Locken, die ihre Stirn umrahmten.
    “Arrête
, Monsieur, halt!”, rief der Engländer, der ihnen dicht auf den Fersen war. Wo war er so plötzlich hergekommen?
    “Ignoriert ihn, Mademoiselle.”
    “Das müsst Ihr mir nicht zweimal sagen, Monsieur”, antwortete sie. “Nichts wie weg.”
    “Ihr sollt stehen bleiben, habe ich Euch gesagt”, rief der Engländer erneut. “Ihr beschützt eine Kriminelle. In England würde man Euch dafür hängen!”
    Paul drehte sich um und musste zu seinem Entsetzen feststellen, dass der Engländer – trotz seines angeheiterten Zustands – ziemlich schnell war und sich anscheinend an diesem Zwischenfall erfreute. Noch beunruhigender war für ihn die Tatsache, dass er Renard nirgends entdecken konnte.
    Paul traute ihm nicht über den Weg. Obwohl das Gerücht ging, dass sein Penis so schlapp war wie die welken Spargel in seinem Gemüsekarren, so hatte er doch den Ruf in Les Halles, junge Mädchen zu verführen und sie dann zu vergewaltigen. Angeblich öffnete er die jungfräulichen Lippen mit dem Stiel seiner Lederpeitsche. Wahrscheinlich lauerte er irgendwo im Hintergrund und wartete nur auf seine Chance, sich die Rothaarige zu greifen.
    Dieser Engländer mit seinen wilden Anschuldigungen hingegen war eine unmittelbare Bedrohung.
Alors
, er musste seine Pläne ändern.
    Paul drehte sich um und schlang seinen Mantel um das Mädchen. Es gelang ihm jedoch nicht, sie vollkommen gegen Blicke abzuschirmen, bevor der Ausländer ihnen zwischen den Fleischständen den Weg abschnitt. Ein verschlagenes Grinsen auf dem Gesicht, schmatzte er lüstern und griff nach der nackten Brust des Mädchens, die zwischen den Falten des Umhangs hervorschaute.
    Paul war kurz davor, sein scharfes Messer zum Einsatz zu bringen, das er im Knauf seines Stocks versteckt hielt. Er wollte den Fremden endlich dazu bringen, sich um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern. Seine Kehle wurde trocken bei der Vorstellung, dass ihre reine und zarte Haut von den Händen dieses Engländers beschmutzt werden könnte. Dieses Milchgesicht war sicherlich schon lange nicht mehr von einer Frau zwischen den Schenkeln gestreichelt worden. Das letzte Mal vermutlich als Baby, als er noch an den Brüsten seiner Amme gesaugt hatte.
    “Rennt, so schnell Ihr könnt, zum
Black Beau
, Mademoiselle”, flüsterte Paul der Rothaarigen zu und deutete in die Richtung eines kleinen Bistros ganz in der Nähe.
    “Monsieur?”, fragte sie.
    “Tut, was ich Euch sage, oder der Engländer wird für genügend Aufruhr sorgen, um Euren süßen Hintern kopfüber aufs Rad zu spannen.” Er öffnete seinen Umhang und schaffte Platz für sie, damit sie davonlaufen konnte. “Rennt!”
    Die Rothaarige rannte so nah an ihm vorbei, dass seine Fingerspitzen ihre nackte Haut berührten, und sofort schoss ihm das Blut in die Lenden. Sie musste ihm gehören.
    “Haltet die Diebin, Monsieur”, rief der Engländer.
    “Diebin? Welche Diebin?”, murmelte Paul und warf dabei seinen Stock anmutig in der Luft. Sein Umhang wirbelte um ihn herum. “Ich sehe keine Diebin.”
    “Ihr wisst, wen ich meine, Monsieur.” Er zeigte in die Richtung, in die das Mädchen verschwunden war. Sie bahnte sich einen Weg durch die Menschenmassen und rannte zu dem kleinen Bistro.
    “Sie wird allerdings nicht weit kommen.” Der Engländer versuchte an Paul vorbeizukommen.
    “
Quel bâtard”
, murmelte Paul vor sich hin. Was für schlechte Manieren. Der Engländer hatte eine Lektion verdient. Schneller als ein Pinselstrich warf der Maler seinen Elfenbeinstock vor die Füße des Engländers und brachte ihn zum Stolpern. Der Engländer schrie auf, bevor er mit einem lauten Knall auf den Boden fiel und dabei Arme und Beine in die Luft streckte.
    Paul lächelte und wischte den Stock an einem Ende seines schwarzen Umhangs ab. Die schmutzigen Finger des Engländers würden das Mädchen niemals berühren, schwor er sich und versteckte den Stock wieder unter seinem Cape.
    “Ihr habt mich zum Stolpern gebracht!” Der Engländer war außer sich und versuchte trotz seines angetrunkenen Zustands wieder auf die Beine zu kommen. “Das sollte ich Euch heimzahlen. Leider habe ich für heute Nacht meine Bodyguards bereits nach Hause geschickt, und ich will mir nicht die Hände an so jemandem wie Euch schmutzig machen.”
    “So jemandem wie mir, Monsieur?” Paul konnte nicht an

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