Das Aktmodell
zurück zu Paul. Er könnte schwer verletzt sein. Mit all meiner Kraft greife ich nach dem Zipfel seines Jacketts und reiße den Saum auf. Er flucht laut. Hinter seiner höflichen Fassade spüre ich etwas Böses brodeln.
“Luder”, schreit er auf Englisch und ist sichtlich schockiert über meine Unverschämtheit. “Wenn Ihr das noch einmal macht, werde ich Euch hier auf dieser Allee aussetzen und den Ratten zum Fraß vorwerfen.” Dann klatscht er auf meinen Hintern und verstärkt den Griff um meine Schenkel.
Ich schreie laut auf und werfe ihm jedes französische Schimpfwort an den Kopf, das ich kenne. Der Schlag war so hart, dass er durch meinen Schädel dröhnt. Jeder Muskel in meinem Körper spannt sich an und bereitet sich auf den nächsten Schlag vor.
Stattdessen öffnet er mit einem Tritt die Hintertür des Ateliers, wo uns ein heftiger Regenguss erwartet. Schwere Tropfen fallen auf die rutschigen Pflastersteine.
“Macht Euch bereit, meine Süße”, sagt er. “Euer Hintern wird jetzt nass werden.”
So kopfüber nach unten zu hängen macht mich ganz schwummrig. Trotzdem schlage ich weiterhin auf ihn ein und rufe nach Paul. Aber es hilft nichts. Der Engländer rennt durch die Allee auf eine schwarz polierte Kutsche zu, die halb verborgen im silbergrauen Nebel auf uns wartet. Er wirft mich hinein, und ich sehe gerade noch, wie Paul schwankend aus dem Atelier kommt und versucht, uns nachzueilen. Die Kutsche nimmt an Fahrt zu, und ich höre Regen, klappernde Pferdehufe, rutschende Räder und das Knallen der Peitsche. Paul rennt uns nach, das schwarze Cape schlägt gegen seine Fersen, aber er kann uns nicht einholen.
Aber er lebt noch, und das ist alles, was zählt.
Zumindest bis zu dem Moment, wo ich in die glänzenden Augen des Mannes schaue, der mich gefangen hält. In ihnen sehe ich ein sündiges Verlangen und ein primitives Begehren danach, mir das Laken vom Körper zu reißen, sich in meine Schenkel zu krallen, in mich einzudringen und mich hart zu nehmen.
Mein Lächeln verschwindet.
“Ihr könnt mich nicht so einfach kidnappen, Monsieur. Madame Chapet wird Euch dafür einsperren lassen.”
Der Gentleman lacht. “Das wage ich zu bezweifeln, Mademoiselle. Die charmante Madame wurde für Eure Dienste reichlich entlohnt.”
“
Meine
Dienste? Ganz egal, was
La Madame
Euch erzählt hat … ich bin keine Prostituierte.”
“Was seid Ihr dann? Ein himmlischer Engel? Eine Kreatur der Unterwelt? Denn ganz sicher habt Ihr mit Eurer Schönheit die Gabe, Männer sowohl zu entzücken als auch zu quälen.”
Schluss jetzt! Ich habe keine Lust mehr, wie eine Marmorstatue behandelt zu werden, eine Göttin mit perfekten Kurven, die kein Hirn hat, kein Herz und vor allem keine Freiheit. Meine Gedanken rasen und versuchen einen Ausweg zu finden aus dieser verrückten Situation. Auf keinen Fall werde ich mit diesem Engländer ins Bett gehen. Solange ich diesen Körper besitze, werde ich mich nur einem Mann hingeben: Paul Borquet.
Wie konnte ich bloß in so einen Schlamassel geraten? Was mache ich, wenn dieser Irre versuchen sollte, mich zu vergewaltigen?
Trotzdem kann ich nicht widerstehen, ihn mir näher anzusehen. Er ist dunkel und auf eine gewisse Art attraktiv, obwohl er einen grausamen Zug um den Mund hat, der mich erzittern lässt bei der Vorstellung daran, seine Lippen überall auf meinem Körper zu spüren, besonders an meiner weichen, saftigen Möse. Seine Zunge, die leckt und forscht. Ich zittere, stelle mir vor, wie diese Zunge über den harten Knopf meiner Lust gleitet, sich seine Säfte mit meinen mischen, während er mich weiter erkundet, immer wieder in mich stößt. Was, wenn ich es nicht verhindern kann, feucht zu werden? Was werde ich dann tun?
In einer frommen Geste lege ich meine Hände über meiner Brust zusammen, um Kraft zu sammeln und einen unsichtbaren Schild zwischen uns aufzubauen. Kopf hoch, Schultern zurück, versuche ich abwehrend auszusehen, aber stattdessen zittere ich und versuche ein Niesen zu unterdrücken.
Was habe ich erwartet? Ein dünnes Laken ist nicht gerade der geeignete Regenschutz.
“Ich bestehe darauf, dass Ihr mich sofort ins Atelier zurückbringt.” Meine Stimme klingt angespannt.
“Nein.”
“Ich werde es nicht zulassen, dass Ihr mich berührt.”
“Dann werde ich Euch einfach die Hände hinter Eurem Rücken fesseln.”
“Ich werde treten.”
“Dann muss ich leider auch Eure Beine fesseln … weit gespreizt.”
Er fährt fort, mir zu
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