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Das Albtraumreich des Edward Moon

Das Albtraumreich des Edward Moon

Titel: Das Albtraumreich des Edward Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Barnes
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höflich.
    Der spitze Finger des Chinesen stieß wütend auf
den Schlafwandler zu. »Warum er hier?«
    Moon – der in seiner Eigenschaft als Detektiv
zugegen war – tat sein Bestes, ihn zu beschwichtigen. »Der Schlafwandler
ist als mein Gast mitgekommen. Sie haben mein Wort, dass er sich einwandfrei
benehmen wird.«
    »Er nicht willkommen«, beharrte Yiangou.
    »Ach, das sollten Sie nicht sagen!« Moon bedachte
ihn mit einem breiten, versöhnlichen Grinsen. »Damit verletzen Sie seine
Gefühle!«
    »Was Sie wollen?«, fauchte Yiangou.
    »Was ich will?«, wiederholte Moon abwägend. Er
trat auf den Chinesen zu, packte seine Mopsnase und zerquetschte sie fast
zwischen Daumen und Zeigefinger. »Ich will Informationen, Mister Y! Und ich bin
überzeugt, Sie werden meinem Wunsch bereitwillig nachkommen!«
    Yiangou jaulte auf und nickte widerstrebend.
    »Na, prächtig«, sagte Moon und ließ die Nase los.
»Und jetzt wollen wir doch sehen, ob wir nicht eine zivilisierte Art der
Unterhaltung zustandebringen. Ich untersuche den Mord an Cyril Honeyman.«
    Yiangou nickte mürrisch.
    »Ich bin sicher, ein Mann Ihres Intellekts könnte
einen Tip riskieren, was meine nächste Frage angeht.«
    Der Chinese lachte hämisch auf. »Wenn kommen
hierher, dann Sie wissen nicht mehr aus noch ein!«, stellte er fest. »Ich
glaube, Sie erfolglos! Sie versagt!«
    »Ich versage nie«, entgegnete Moon steif.
    »Clapham!«, gackerte der Chinese triumphierend.
»Sie versagen dort!«
    Der Schatten des Schlafwandlers fiel über Yiangou,
und der Chinese verstummte augenblicklich.
    »Ich will Namen hören«, forderte Moon, »und alles,
was Ihnen über den Fall zu Ohren gekommen ist. Jedes Gemunkel, jeden
Fingerzeig, der einem Ihrer umnachteten Kunden herausgerutscht sein könnte.
Alles, was London an Abschaum beherbergt, kommt früher oder später hier vorbei.
Und irgendeiner dieser Halunken wird doch etwas wissen!«
    »Ich Ihnen nicht helfen, Mister Moon«, gluckste
Yiangou.
    »Ich könnte Sie dazu bringen.«
    »Das ich glaube nicht!«
    Moon funkelte ihn wütend an. »Wissen Sie etwas
oder nicht?«
    Der Chinese hob umständlich und betont langsam die
Schultern und kicherte dazu.
    »Sie wissen etwas!«
    Yiangou schüttelte den Kopf.
    »In Anbetracht unserer langen Freundschaft, Mister
Yiangou, finde ich, dass Sie es mir schuldig sind, zu sagen, worum es sich
handelt.«
    Der Chinese grinste albern.
    »Andernfalls«, gab Moon ihm sachlich zu bedenken,
»müsste ich meinen Freund hier bitten, Ihnen nacheinander alle Finger zu
brechen.«
    »Ah ja«, seufzte Yiangou. »Man mir sagte, ich
sollte erwarten Ihre Besuch.«
    Er klatschte in die Hände, und zwei stämmige
Männer erschienen an seiner Seite – nackt bis zum Gürtel, schweißglänzend,
üppig tätowiert und beeindruckend muskulös. Yiangou schnalzte mit seinen
ledrigen Fingern, und auf dieses Signal hin zogen die beiden Männer
beängstigend teuflisch aussehende Schwerter hervor und rückten gegen Moon und
den Schlafwandler vor.
    »Man hat es Ihnen gesagt?«, bemerkte der Magier
nachdenklich. »Wer, frage ich mich, hat es Ihnen gesagt …«
    Einer der beiden halbnackten Männer stürzte sich
mordlüstern auf ihn und ließ die Klinge eine Handbreit vor Moons Gesicht durch
die Luft sausen.
    »Sie machen mich nervös, Mister Yiangou. Wenn man
bedenkt, dass Sie stets ein so großzügiger Gastgeber waren …«
    Der Mann schwang erneut die Klinge, und Moon tat
instinktiv einen Schritt rückwärts. Innerlich schalt er sich, weil er nicht
daran gedacht hatte, eine Waffe mitzunehmen. Er schluckte kurz und wischte sich
ein Schweißtröpfchen von der Schläfe.
    Der andere Muskelprotz schwang sein Schwert
drohend vor dem Schlafwandler, der im Gegensatz zu Moon – welcher sich
angesichts körperlicher Gewalt nie recht wohl fühlte – keinen Zoll
zurückwich.
    »Gehen weg!«, kreischte Yiangou, während Moon
etwas von Mut und Mameluk murmelte. »Sie herkommen«, fuhr der Chinese fort,
»Sie drohen. Sie stören meine Kunden. Sie machen ärgerlich für viele Jahre!«
    »Ich kann diesen Sumpf jederzeit schließen
lassen!«, entgegnete Moon mit einem Anflug von Zittern in der Stimme. »Der
einzige Grund, warum Sie immer noch hier sind, ist der Nutzen, den Sie für mich
haben!«
    Das war offenbar das Falscheste, was er sagen
konnte. Yiangou klatschte in die Hände, und seine Schläger gingen, Mordlust in
den leuchtenden Augen, aufs Ganze. Moon sprang zur Seite, als einer versuchte,
ihn aufzuspießen,

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