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Das Albtraumreich des Edward Moon

Das Albtraumreich des Edward Moon

Titel: Das Albtraumreich des Edward Moon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Barnes
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sich an den Wetterhahn und heulte den
Mond an.
    »Kommen Sie herunter!«, schrie Moon. »Ich bitte
Sie!«
    Aber das Monster kreischte nur Obszönitäten in die
Nacht.
    Moon wandte sich an den Schlafwandler. »Könntest
du …«, begann er, aber der Riese unterbrach ihn mit erhobener Hand und
kritzelte etwas auf seine Tafel.
    HÖEN ANGST
    »Na wunderbar«, murmelte Merryweather,
und Moon warf dem Freund einen enttäuschten Blick zu. Der Inspektor drehte sich
hoffnungsvoll zu seinen Männern um, aber noch ehe er die Frage stellen konnte,
schüttelten sie in mustergültiger Eintracht den Kopf.
    »Wie in Gottes Namen sollen wir ihn da
herunterkriegen?«, fragte der Inspektor.
    Moon rief erneut nach oben: »Bitte! Wir tun Ihnen
nichts! Sie haben mein Wort!«
    Wieder ein gellender Schrei von der
Kirchturmspitze.
    »Was sagt er?«, wollte Merryweather wissen.
    »Ich glaube, ich verstehe ihn«, sagte Moreland,
der bei seinen Kollegen bekannt war für sein außergewöhnlich gutes Gehör. »Es
klingt wie … ›Gott sei mit euch‹.«
    »Wie?«, machte Moon ungläubig.
    Die Fliege heulte auf, und Moon schrie nach oben:
»Bitte halten Sie ein! Egal, was Sie vorhaben! Wir können Ihnen helfen!«
    Aber es war zu spät. Ein weiterer Schrei vom
Kirchturm – und diesmal verstanden sie ihn alle: Ein redensartlicher,
gedankenlos dahingesagter Satz im Alltag, aber nun irgendwie beunruhigend und
grotesk in seiner Ungereimtheit: »Gott sei mit euch!«
    Und mit diesem letzten Schrei warf sich der
Fliegenmensch in die Tiefe. Der barmherzige Nebel verhüllte seinen Sturz, aber
alle hörten mit grässlicher Klarheit das schreckliche Bersten der Knochen, als
sein Körper auf dem Boden aufschlug.
    Merryweather rannte zu ihm und fühlte nach dem Puls.
»Tot«, bestätigte er.
    Moon stand über dem Leichnam des unglücklichen
Wesens. Im Tode schien es so seltsam zerbrechlich, fast verletzlich. »Das Ende
einer menschlichen Fliege«, murmelte er.
    »Ganz recht«, gluckste Merryweather vergnügt.
»Sieht ganz so aus, als hätten wir sie zerquetscht!«
    Moon starrte den Inspektor an, Abscheu auf dem
Gesicht. »Das ist nicht alles gewesen«, sagte er leise und verschwand im Nebel.

ACHT
    Eine Woche darauf, auf der London
Bridge, begegnete der Magier und Detektiv wieder dem hässlichen, unangenehmen
Mann.
    »Mister Moon!«
    Mitten auf der Brücke stand vornübergebeugt ein
kurioser Mensch, rief Moons Namen und schwenkte seinen Hut dazu. Sein Gesicht
gemahnte an eine dieser Wasserspeierfratzen unter den Dächern der Stadt, die
von dort oben herabgeklettert war und sich nun ungestraft in den Straßen
herumtrieb. »Sie sind etwas später dran als erwartet.«
    Moon fasste den Fremden mit den derben
Gesichtszügen misstrauisch ins Auge. »Kennen wir uns?«
    Der andere schien ganz offensichtlich enttäuscht.
»Sie können mich doch auf keinen Fall schon vergessen haben!«
    »Mister Cribb?«
    Ein promptes Grinsen. »Genau der!« Es war mehr
Ausruf als Bestätigung, so als würde er meinen, sein Name müsste jedermann
augenblicklich einfallen. Er streckte seine vierfingrige linke Hand aus.
    Moon ignorierte es. »Ich meine mich zu erinnern,
Sie hätten versprochen, wir würden uns nie mehr wiedersehen.«
    Cribb setzte eine aufreizend amüsierte Miene auf.
»Ach ja, habe ich das? Nun, zweifellos stimmte das aus meiner Sicht. Aus
Ihrer … also sagen wir einfach, dass die Zeit für uns beide
unterschiedlich abläuft.«
    Der Detektiv schnaubte ärgerlich, wandte sich ab
und setzte sich wieder in Bewegung.
    »Ich kann Ihnen die Wahrheit über die Fliege
sagen!«, rief Cribb ihm nach.
    Moon erstarrte auf der Stelle, ohne sich
umzudrehen. Seine Miene war ausdruckslos und gab keinen seiner Gedanken preis.
    Die Andeutung eines Lächelns überflog Cribbs
unschönes Gesicht. »Kommen Sie mit mir.«
    »Wozu?«
    »Weil es das ist, was wir tun. Was wir tun müssen,
tun werden, schon getan haben. Denn aus einem bestimmten Winkel betrachtet,
haben wir es bereits vor Monaten getan.«
    »Dazu habe ich keine Zeit«, protestierte Moon,
aber schon spürte er, wie ihn die Neugier, seine ewige, hartnäckige Geliebte,
am Ärmel zog.
    »Gehen wir einfach gemeinsam weiter«, sagte Cribb.
    Noch ein Moment des Zögerns, der
Unentschlossenheit, und dann ein tiefer Seufzer und ein demonstrativer Blick
auf seine Taschenuhr, um einen mörderisch dicht gedrängten Stundenplan
anzudeuten. Und dann ein Nicken, ein halbes Lächeln, ein widerstrebendes
Einverständnis. Und als sie über

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