Das Alexandria-Komplott
Nachhauseweg.«
Keith Farquar hatte einen buschigen Schnurrbart, dickes braunes Haar und trug eine Hornbrille. Er war groß und hatte nachdenkliche Augen. Man erkannte auf den ersten Blick, daß mit ihm nicht gut Kirschen essen war; er war einer der Agenten, die das solide Bollwerk der Central Intelligence Agency bildeten.
Farquar nahm ohne Aufforderung Platz, hob die Tasche auf seinen Schoß, stellte die richtige Zahlenkombination ein, die das Schloß entriegelte und den Schaltkreis einer kleinen Explosivladung im Innern unterbrach. Er nahm einen dünnen Aktenordner heraus und legte ihn vor Nichols auf den Schreibtisch.
»Mr. Brogan hat mich angewiesen, Ihnen mitzuteilen, daß die konkreten Angaben zur Person Achmed Yazids außerordentlich dürftig sind. Biographische Daten, was Geburt, Eltern, Vorfahren, Schulbesuch, Heirat, Kinder angeht, existieren ganz einfach nicht; ganz zu schweigen von einem Strafregister oder aktenkundigen Gerichtsverfahren vor einem Zivilgericht. Was unsere Nahostabteilung zusammentragen konnte, stützt sich in der Hauptsache auf Berichte von Menschen, die ihn kennen. Unglücklicherweise wurden die meisten aus dem einen oder anderen Grund zu Yazids Feinden. Daher sind ihre Aussagen nicht unbedingt objektiv.«
»Hat Ihre psychologische Abteilung ein Profil erstellt?« erkundigte sich Nichols.
»Die Psychologen haben ein grobes Muster entworfen. Yazid ist so schwer zu durchschauen wie ein Sandsturm in der Wüste. Ein Netz dichter Sicherheitsmaßnahmen hat ihn zu einer Art Mysterium werden lassen. Journalisten, die Menschen in seiner Umgebung interviewt haben, wurden oft mit verwirrenden Zweideutigkeiten und einem Achselzucken abgespeist.«
»Was nur zum Rätsel beiträgt«, ergänzte Nichols.
Farquar lächelte. »Das ist Mr. Brogans wörtliche Beschreibung von Yazid: ›Ein unlösbares Rätsel‹.«
»Vielen Dank, daß Sie die Akte vorbeigebracht haben«, sagte Nichols. »Und danken Sie bitte jedem, der am Zusammentragen dieser Informationen beteiligt war.«
»Für unsere Kunden tun wir alles.« Farquar ließ die Schlösser der Aktentasche zuschnappen und ging zur Tür. »Einen angenehmen Abend.«
»Ihnen auch.«
Nichols klingelte nach seiner Sekretärin. Sie trat im Mantel ein, in der Hand hielt sie eine Tasche. »Kann ich noch etwas für Sie erledigen?« fragte sie zögernd, besorgt, man könnte sie zum dritten Male hintereinander bitten, Überstunden zu machen.
»Könnten Sie meine Frau anrufen, bevor Sie gehen?« bat Nichols. »Sagen Sie ihr, bis zur Dinnerparty würde ich es schaffen, aber ich käme eine halbe Stunde später.«
Seine Sekretärin seufzte dankbar. »Gern, Sir. Ich werde es ihr sagen. Gute Nacht.«
»Gute Nacht.«
Nichols schob sich die ungestopfte Pfeife in den Mund und stellte seinen Aktenkoffer neben seinem Schreibtisch ab, setzte sich – immer noch im Mantel – hin und schlug Yazids Akte auf.
Farquar hatte nicht übertrieben. Die Informationen waren dürftig. Obwohl die letzten sechs Jahre gut dokumentiert waren, füllte Yazids Leben vor seinem kometenhaften Aufstieg aus der Anonymität nur einen Absatz. Sein Debüt in den Medien begann mit einer Verhaftung durch die ägyptische Polizei anläßlich einer Sitzdemonstration in der Lobby eines luxuriösen Touristenhotels, die auf die hungernden Massen von Kairo aufmerksam machen sollte. Kurz danach war er bekannt geworden, weil er in den ärmsten Teilen des Landes Reden gehalten hatte.
Achmed Yazid gab an, daß er in elender Armut in einer Lehmhütte aufgewachsen sei, inmitten der immer mehr verfallenden Stadt der Toten, die sich an die Elendsviertel Kairos anschloß. Seine Familie hatte ständig zwischen Leben und Tod dahinvegetiert, bis seine beiden Schwestern und der Vater schließlich infolge des Hungers und der miserablen Lebensbedingungen von einer Krankheit dahingerafft worden waren.
Eine ordentliche Schulausbildung hatte er nicht genossen, wenn man von den Belehrungen der Heiligen Männer des Islam in den Jahren des Heranwachsens absah. Aber es gab niemanden, der diese Angaben bestätigen konnte. Yazid behauptete, Sprachrohr des Propheten Mohammed zu sein, verbreitete göttliche Visionen und forderte die Gläubigen auf, Ägypten in einen islamischen Staat zurückzuverwandeln.
Yazid hatte die tragende Stimme des geborenen Redners und besaß die Gabe, seine Zuhörerschaft durch Gesten und Worte in Bann zu schlagen und allmählich in einen wahren Begeisterungstaumel zu versetzen. Er behauptete
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