Das Alexandria-Komplott
schrie er durch den Schneesturm.
» Sí !« rief Hollis zurück.
»Wer ist Ihr Freund?«
»Mi amigo es Señor Jones«, schrie Hollis und nickte in Dillingers Richtung.
»Selbst in einem Chinarestaurant habe ich schon besseres Spanisch gehört«, murmelte Dillinger.
»Bitte, kommen Sie an Bord. Wenn Sie das Hauptdeck erreicht haben, nehmen sie die Leiter zu ihrer Rechten und kommen sie zur Brücke hoch.«
» Gracias .«
Die beiden Anführer der Elitekampfeinheit Amerikas kletterten gehorsam die schräge Gangway und dann, wie angewiesen, die Leiter hinauf. Hollis kam vor Neugierde fast um. Eine Sekunde nachdem sie Punta Arenas erreicht hatten, hatten sie eine dringende verschlüsselte Botschaft von General Dodge erhalten, der sie zu einem Geheimtreffen auf der Sounder befahl, sobald diese im Hafen festmachte. Keine Erklärungen, keine weiteren Instruktionen. Von einer eiligen Lagebesprechung in Virginia her war ihm lediglich bekannt, daß es dem Forschungsschiff und seiner Mannschaft zu verdanken war, daß das Täuschungsmanöver, das die Entführer der Lady Flamborough in Szene gesetzt hatten, entdeckt worden war. Sonst nichts. Er war außerordentlich interessiert zu erfahren, weshalb es plötzlich in Punta Arenas auftauchte – und noch fast zur gleichen Zeit wie sein SOF-Team.
Hollis hatte nichts dafür übrig, im dunkeln zu tappen, und er war in einer ausgesprochen gereizten Stimmung.
Der Mann, der die Parole von ihm gefordert hatte, stand immer noch auf dem Brückenflügel. Hollis blickte in faszinierend grüne Augen – eigentlich ein Opalgrün. Sie gehörten einem schlanken, breitschultrigen Mann, dessen unbedecktes Haar mit einer dünnen Schicht von weißem Eis überzogen war.
Fünf Sekunden lang sah Pitt den beiden Offizieren entgegen; Zeit genug, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen. Dann zog er langsam eine Hand aus der Jackentasche und streckte sie aus.
»Colonel Hollis, Major Dillinger, mein Name ist Dirk Pitt.«
»Scheint, daß Sie über uns besser Bescheid wissen als wir über Sie, Mr. Pitt.«
»Das wird sich schnell ändern«, gab Pitt gutgelaunt zurück. »Bitte, folgen Sie mir zur Kapitänskajüte. Kaffee steht bereit, und wir können uns unterhalten. Dort ist es warm, und wir sind unter uns.«
Sie folgten Pitt ein Deck abwärts zu Stewarts Wohnräumen. Pitt stellte Gunn, Giordino und Captain Stewart vor. Die SOF-Offiziere schüttelten Hände und akzeptierten dankbar den angebotenen Kaffee.
»Bitte, nehmen Sie Platz«, bat Stewart und bot Stühle an.
Dillinger setzte sich, aber Hollis schüttelte den Kopf.
»Vielen Dank, ich bleibe lieber stehen.« Er warf den vier Männern von der NUMA einen fragenden Blick zu. »Ich möchte ohne Umschweife anfangen. Würden Sie mir freundlicherweise verraten, was hier vor sich geht?«
»Offensichtlich machen wir uns alle Sorgen um die Lady Flamborough«, gab Pitt zurück.
»Was gibt's da noch zu sagen? Die Terroristen haben sie zerstört.«
»Die schwimmt noch ganz munter«, versicherte ihm Pitt.
»Ich habe keine entsprechenden Nachrichten erhalten«, sagte Hollis. »Das letzte Satellitenfoto zeigte nicht die leiseste Spur von ihr.«
»Ich gebe Ihnen mein Wort, daß sie noch da ist.«
»Dann legen Sie Beweise auf den Tisch.«
»Sie schleichen nicht lange um den heißen Brei herum, was?«
»Meine Männer und ich sind hierhergeflogen, um Menschenleben zu retten«, erklärte Hollis mit rauher Stimme. »Niemand, nicht einmal meine Vorgesetzten, haben mir mitteilen können, ob die an Bord befindlichen Menschen überhaupt noch gerettet werden können.«
»Sie müssen sich eines klarmachen, Colonel«, sagte Pitt und seine Stimme klang plötzlich messerscharf, »wir haben es hier nicht mit normalen, schießwütigen Terroristen zu tun, an die Sie gewöhnt sind. Ihr Anführer ist enorm gerissen. Bis jetzt hat er es verstanden, die besten Köpfe der Sicherheitsbehörden an der Nase herumzuführen. Und das versucht er weiterhin zu tun.«
»Und doch hat ihn jemand durchschaut«, stellte Hollis fest. Das Kompliment klang schal.
»Wir hatten Glück. Wenn die Sounder nicht zufällig diesen Meeresabschnitt abgesucht hätte, wäre bis zur Entdeckung der General Bravo möglicherweise ein Monat verstrichen. Wie die Dinge stehen, haben wir den Vorsprung des Entführers auf ein oder zwei Tage begrenzt.«
Hollis' Pessimismus schmolz allmählich dahin.
Dieser Dirk Pitt gab keinen Zentimeter nach, und Hollis dachte darüber nach, ob die Rettungsaktion
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