Das Alexandria-Komplott
finden, was die Planung der Operation angeht, melden Sie sich. Fangen wir an.«
»Inselbewohner?« Dillinger wandte sich an Findley und kam sofort zur Sache.
»Keine, seit wir die Mine geschlossen haben.«
»Wetterbedingungen?«
»Beinahe ständig Regen. Die Insel gehört zu den Gebieten auf der Erde mit dem meisten Niederschlag. Die Sonne ist kaum jemals zu sehen. Um diese Jahreszeit schwanken die Temperaturen um den Gefrierpunkt. Die Winde sind lebhaft bis stürmisch. Der Windkältefaktor macht das Klima nicht angenehmer, und man kann davon ausgehen, daß es zur Zeit regnet.«
Dillinger warf Hollis einen ernsten Blick zu. »Wir haben bei einem Nachtabsprung nicht die geringste Chance, das Ziel zu treffen.«
Hollis schien grimmig entschlossen zu sein. »Wir müssen mit den Minikoptern anfliegen und uns abseilen.«
»Haben Sie Helikopter mitgebracht?« fragte Gunn ungläubig. »Ich hätte nicht für möglich gehalten, daß die, was Geschwindigkeit und Reichweite angeht –«
»So weit und so schnell fliegen können«, beendete Hollis den Satz. »Die militärische Bezeichnung der Maschinen beinhaltet zu viele Buchstaben und Zahlen, als daß man sie sich merken könnte. Wir nennen sie Transportvögel. Sie sind klein, kompakt und können einen Piloten im geschlossenen Cockpit sowie zwei Männer außerhalb tragen. Sie sind mit Infrarotsichtgerät und schallgedämpften Rotoren ausgerüstet. In fünfzehn Minuten kann man die Helikopter zerlegen oder zusammenbauen. Eine von unseren C-140ern kann sechs von ihnen befördern.«
»Da gibt's noch ein Problem«, warf Pitt ein.
»Spucken Sie's aus.«
»Das Navigationsradar der Lady Flamborough kann auf Luftüberwachung umgeschaltet werden. Selbst wenn Ihre Transportvögel schwer auszumachen sind, können sie doch auf dem Bildschirm so rechtzeitig erkannt werden, daß die Entführer Ihnen einen heißen Empfang bereiten könnten.«
»Soweit zum Überraschungsangriff aus der Luft«, brummte Dillinger verdrossen.
Hollis sah Findley an. »Gibt's irgendwelche Schwierigkeiten, die uns bei einem Angriff vom Fjord aus zu schaffen machen könnten, von denen wir wissen sollten?«
Findley lächelte verhalten. »Sie haben es leichter als der Major. Sie haben Glück und bekommen Frostnebel.«
»Frostnebel?«
»Nebel, der sich durch den Kontakt zwischen Kaltluft und wärmerem Wasser in der Nähe des Gletschers bildet. Dieser Frostnebel kann überall eine Höhe zwischen zwei und zehn Metern erreichen. In Verbindung mit etwas Regen müßten Ihre Männer eigentlich vom Zeitpunkt des Heranpirschens an, bis sie die Decks erklimmen, eine ausgezeichnete Deckung haben.«
»Dann hat wenigstens einer von uns ein bißchen Glück«, sagte Dillinger.
Hollis rieb sich gedankenverloren übers Kinn. »Wir haben es hier nicht mit einer Routineoperation zu tun. Es könnte eine richtige Katastrophe geben, wenn der Absprung schiefläuft. Jegliches Überraschungsmoment wäre verloren, und ohne die Unterstützung durch die Luftlandetruppe wäre das zwanzig Mann starke Taucherteam nicht stark genug, um den Kampf mit vierzig bewaffneten Entführern aufzunehmen.«
»Wenn für Ihre Männer ein Absprung mit dem Fallschirm auf das Schiff selbstmörderisch ist«, warf Pitt ein, »warum setzen Sie die Männer nicht weiter oben, auf dem Gletscher ab? Von dort aus können sie zum Rand vorrücken und sich auf das Hauptdeck abseilen.«
»Das wäre ein relativ einfacher Abstieg«, griff Dillinger den Gedanken auf. »Die Eiswand überragt die Aufbauten des Schiffes und ist nah genug dran, daß man den Abstand überwinden könnte.«
Hollis nickte und sagte: »Dieser Gedanke ist mir auch schon durch den Kopf gegangen. Sieht jemand bei dieser Operation Schwierigkeiten?«
»Die größte Gefahr, der Sie sich gegenübersehen«, erklärte Gunn, »geht vom Gletscher selbst aus. Jedenfalls sehe ich das so. Seine Oberfläche kann zahllose Spalten und trügerische Flächen verharschten Schnees aufweisen, die unter dem Gewicht eines Mannes nachgeben. Wenn Sie ihn in der Dunkelheit überqueren, werden Sie sich Zeit lassen und sehr behutsam vorgehen müssen.«
»Weitere Einwände?« Es gab keine. Hollis warf Dillinger von der Seite einen schnellen Blick zu. »Wieviel Zeit brauchen Sie vom Absprung bis zur Angriffsbereitschaft?«
»Es wäre nicht schlecht, wenn ich zuvor Windstärke und -richtung kennen würde.«
»An neun von zehn Tagen bläst der Wind aus Südost«, antwortete Findley. »Seine durchschnittliche
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