Das Alexandria-Komplott
Rauch brannte in Pitts Augen, und Tränen rannen ihm über die Wangen. Das ganze Mühlengebäude zitterte und bebte. Wie zornige Hornissen kreischten Querschläger umher. Vier durchschlugen Pitts Jackenärmel und rissen seine Haut auf.
Rücksichtslos rannten die Araber gegen die Maschine an und setzten über die behelfsmäßige Brustwehr. Die Schießerei entwickelte sich nun blitzschnell zu einem erbitterten Nahkampf, als die beiden Gruppen ins Handgemenge kamen.
Findley ging zu Boden, als ihn zwei Kugeln in die ungeschützte Seite trafen, aber er blieb auf den Knien und schwang mit letzter Kraft seine leere Schrotflinte wie einen Baseballschläger.
Giordino, fünfmal verwundet, schleuderte mit der Rechten Erzbrocken auf die Angreifer. Sein linker Arm hing leblos herunter. Eine Kugel hatte ihn in die Schulter getroffen.
Pitts Thompson feuerte die letzte Patrone, und er ließ die schwere Maschinenpistole in das Gesicht eines Arabers krachen, der unvermittelt vor ihm auftauchte. Dann zog er die Colt Automatik aus dem Gürtel und schoß auf jedes Gesicht, das durch den Rauch schimmerte. Er fühlte einen stechenden Schmerz am Genick und wußte, daß er getroffen worden war. Der Colt war schnell leergeschossen, aber Pitt kämpfte weiter und hieb mit der schweren Waffe um sich wie mit einer kleinen Keule. Das schmerzliche Gefühl, geschlagen zu sein, ergriff von ihm Besitz.
Die Wirklichkeit existierte nicht länger. Pitt kam es so vor, als kämpfe er gegen einen Alptraum an. Eine Handgranate explodierte in unmittelbarer Nähe und machte ihn taub. Ein Körper flog gegen ihn, brachte ihn aus dem Gleichgewicht, und er fiel nach hinten.
Sein Schädel knallte gegen eine Eisenstange, Blitze wirbelten vor seinen Augen. Und dann überflutete ihn der Alptraum wie eine Brandungswoge und begrub ihn unter sich.
61
D ie Einheit der Special Operations Forces landete unbemerkt hinter dem Abraum und sammelte sich. Die Männer schwärmten schnell in Gefechtslinie aus und warteten auf den Befehl zum Angriff. Scharfschützen gingen rund um die Mine in Stellung, verbargen sich und lauerten darauf, daß sich in ihren Zielfernrohren eine Bewegung zeigte.
Hollis, Dillinger neben sich, robbte zur Spitze des Gesteinshaufens und warf einen vorsichtigen Blick darüber. Die Szenerie erinnerte an einen Friedhof.
Die Geistermine bot dem Kampf eine schaurige Bühne. Der kalte Regen und die öden Berghänge schienen der ideale Hintergrund für ein Schlachtfeld zu sein. Unter der niedrigen dunkelgrauen Wolkendecke wirkten die verrotteten Gebäude so, als gehörten sie nicht auf diese Welt.
Der Schußwechsel hatte aufgehört. Zwei der am Rande liegenden Gebäude brannten lichterloh. Dichter Rauch vermischte sich mit den tiefliegenden Wolken. Hollis zählte mindestens sieben Leichen, die auf der Straße auf der einen Seite des Mühlengebäudes lagen.
»Ich will nichts Banales sagen«, meinte Hollis, »aber der Anblick gefällt mit überhaupt nicht.«
»Kein Lebenszeichen«, stimmte Dillinger ihm zu und suchte die Gegend durch ein kleines, starkes Fernglas ab.
Hollis musterte die Gebäude aufmerksam weitere fünf Sekunden lang, dann sagte er ins Funkgerät: »Also los. Aufpassen und vorrücken –«
»Einen Augenblick, Colonel«, unterbrach ihn eine Stimme.
»Befehl zurück«, rief Hollis.
»Sergeant Baker, Sir, rechte Flanke. Ich habe hier eine Gruppe von fünf Leuten, die sich uns über die Gleise nähern.«
»Bewaffnet?«
»Nein, Sir. Sie haben die Arme hochgestreckt.«
»In Ordnung. Sie und Ihre Männer sammeln sie ein. Achtet auf eine Falle. Major Dillinger und ich sind unterwegs.«
Hollis und Dillinger umgingen vorsichtig die Erzabfälle und liefen dann im Dauerlauf in Richtung des Fjords. Nach ungefähr siebzig Metern zeichneten sich einige menschliche Gestalten durch den Regenschleier ab.
Sergeant Baker trat vor, um Meldung zu machen.
»Wir haben die Geiseln und einen der Terroristen, Colonel.«
»Ihr habt die Geiseln gerettet«, rief Hollis laut. »Alle vier?«
»Jawohl, Sir«, erwiderte Baker, »sie sind ziemlich erschöpft, aber ansonsten vollkommen in Ordnung.«
»Gute Arbeit, Sergeant«, lobte Hollis und schüttelte Baker begeistert die Hand.
Auf ihrem Flug von Virginia aus hatten sich die beiden Offiziere die Gesichter der beiden Präsidenten und das der Generalsekretärin der Vereinten Nationen eingeprägt. Senator Pitts Züge kannten sie bereits aus den Nachrichten. Sie rannten weiter, und ein Stein fiel ihnen vom
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