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Das Alexandria-Komplott

Das Alexandria-Komplott

Titel: Das Alexandria-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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kam zum Bett zurück und blieb daneben stehen. Die Falten ihres Morgenrocks raschelten, und der geschmeidige Fall des Stoffes ließ in Pitt die Überzeugung wachsen, daß sie darunter nackt war.
    »Ich schulde dir etwas«, sagte sie mit rauher Stimme.
    Pitt sah sich in den Spiegeln der Badezimmertür. Seine Schädeldecke und seine eine Gesichtshälfte waren dick bandagiert, ebenso sein Genick und das verwundete Bein. Er hatte sich seit einer Woche nicht rasiert, und das Weiß in seinen Augen war rotumrändert. Er sah aus, fand er, wie ein Penner, den jede Nutte, die etwas auf sich hielt, abweisen würde.
    »Ein miserabler Ersatz für einen Don Juan«, murmelte er.
    »Für mich bist du schön«, wisperte Hala, legte sich neben ihn und fuhr mit ihren Fingern über seine behaarte Brust. »Wir müssen uns beeilen. Uns bleibt nicht mal eine Stunde Zeit.«
    Pitt stieß einen langen Seufzer aus. Wenn er sich zu sehr anstrengte und die Nähte rissen, dann würde Doc Webster einen Mordswirbel veranstalten. Verrückte Welt. Wie kommt es, überlegte er, daß sich die Männer mehr Tricks einfallen lassen als ausgebuffte Spieler, wenn es darum geht, Frauen zu verführen – nur um sie dann plötzlich bei den absonderlichsten Gelegenheiten am Hals zu haben, wenn es überhaupt nicht zu erwarten ist. Mehr denn je war er der Überzeugung, daß James Bond keineswegs zu beneiden war.
    Als Ammar wach wurde, war es um ihn herum dunkel. Seine Schulter fühlte sich an, als versengte ein Stück glühende Kohle sein Fleisch. Er versuchte, die Hände an sein Gesicht zu heben, aber in einer Hand explodierte der Schmerz. Dann erinnerte er sich daran, daß die Kugeln Schulter und Hand getroffen hatten. Er hob seine unverletzte Hand, aber die Fingerspitzen ertasteten nur einen stramm angezogenen Verband, der um seinen Kopf gewickelt war und sein Gesicht von der Stirn bis zum Kinn bedeckte.
    Er wußte, daß seine Augen nicht mehr zu retten waren. Für ihn kam ein Leben in Blindheit nicht in Frage. Er tastete herum, suchte eine Waffe, sich zu töten. Er berührte nur eine feuchte, ebene Felsenfläche.
    Allmählich verzweifelte Ammar, und er konnte die Furcht vor der Hilflosigkeit nicht länger unterdrücken. Er rappelte sich auf die Beine, stolperte und fiel.
    Dann packten ihn zwei Hände an den Schultern.
    »Bewegen Sie sich nicht und rühren Sie sich nicht, Suleiman«, flüsterte Ibn. »Die Amerikaner suchen uns.«
    Ammar umklammerte hilfesuchend Ibns Hände. Er versuchte etwas zu sagen, aber er konnte keine verständlichen Worte hervorbringen. Durch den blutdurchtränkten Verband, der sein zerschmettertes Kinn stützte, drangen nur animalische, gutturale Laute.
    »Wir befinden uns in einer kleinen Kammer im Innern eines der Minenschächte.« Ibn sprach ganz leise in sein Ohr. »Sie waren uns sehr nahe, aber ich hatte Zeit genug, eine Mauer zu bauen, die unser Versteck tarnt.«
    Ammar nickte und versuchte verzweifelt, sich verständlich zu machen.
    Es war, als könnte Ibn Ammars Gedanken lesen. »Sie wollen am liebsten sterben, Suleiman? Nein, Sie werden nicht sterben. Wir werden beide abtreten, aber nicht eine Minute bevor Allah dies befiehlt.«
    Ammar krümmte sich vor Verzweiflung. Noch nie hatte er sich so desorientiert, so vollkommen hilflos gefühlt. Der Schmerz war nicht auszuhalten, und der Gedanke, sein restliches Leben blind und verstümmelt im Hochsicherheitstrakt eines Gefängnisses zu verbringen, brachte ihn beinahe um den Verstand. Jeglicher Selbsterhaltungstrieb war dahin. Er konnte es nicht ertragen, in der Zeit, die ihm noch blieb, von jemandem abhängig zu sein – nicht einmal von Ibn.
    »Schlafen Sie, mein Bruder«, riet Ibn sanft. »Sie werden all Ihre Stärke brauchen, wenn der Zeitpunkt unserer Flucht von der Insel kommt.«
    Ammar sank in sich zusammen und rollte sich auf die Seite. Der Boden war naß, und die Feuchtigkeit drang durch seine Kleider, aber er litt solche Qualen, daß er dieses zusätzliche Unbehagen gar nicht spürte.
    Immer mehr verlor er den Mut. Sein Versagen bekam die Fratze eines Alptraums. Er sah Achmed Yazid teuflisch grinsend über sich stehen; dann formte sich ein Vorhang, der sich langsam in den tiefsten Tiefen von Ammars Bewußtsein teilte. Ein ferner Schein tauchte auf, ein Glimmen, das langsam heller wurde und dann zu einem Blitz aufflammte, und in diesem einen ergreifenden Moment sah er die Zukunft.
    Er würde für seine Rache weiterleben.
    In Gedanken wiederholte er das immer wieder, und

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