Das Alexandria-Komplott
Früchten und ein Glas fettarme Milch genügen mir.«
Ein weißgekleideter Diener nahm Sandeckers Bestellung entgegen und verschwand in der Küche.
»Damit halten Sie also Ihre Figur«, stellte Schiller fest.
»Damit und mit viel schweißtreibender Bewegung.«
»Wir alle möchten Ihnen zu Ihrem großartigen Fund gratulieren«, fing Wismer ohne Zögern an. Er blickte durch eine randlose Brille mit rosa Gläsern. Ein struppiger Bart verbarg seine dünnen Lippen fast vollständig. Er war kahl, und die weit auseinanderstehenden Augen standen leicht vor. »Wann wollen Sie mit den Ausgrabungen anfangen?«
»Morgen«, antwortete Sandecker und argwöhnte, daß man im Begriff war, ihm den Teppich unter den Füßen wegzuziehen. Er zog die Vergrößerung einer geologischen Übersichtskarte aus seiner Aktentasche, die die Topographie oberhalb von Roma darstellte. Dann ließ er eine rohe Zeichnung des Hügels folgen, auf der die geplanten Ausgrabungsschächte eingezeichnet waren. Er breitete alles auf einem freien Teil des Tisches aus. »Wir beabsichtigen, zwei Erkundungstunnels achtzig Meter unterhalb des Gipfels vorzutreiben.«
»An diesem Gongora Hill?«
»Ja, die Tunnels stoßen von den gegenüberliegenden Seiten des dem Fluß zugewandten Abhangs vor und laufen aufeinander zu, allerdings auf unterschiedlicher Ebene. Einer oder beide müßten eigentlich auf die Grotte treffen, die Venator auf Sam Trinitys Stein beschrieben hat – oder, wenn wir Glück haben, sogar auf den ursprünglichen Zugang.«
»Sie sind absolut davon überzeugt, daß sich dort die Bibliothek von Alexandria befindet«, kommentierte Wismer Sandeckers Aussage. »Sie haben keinerlei Zweifel.«
»Überhaupt keine«, versicherte ihm Sandecker trocken. »Die Karte von dem römischen Schiff auf Grönland führt zu den Artefakten, die in Roma von Trinity gefunden wurden. Die Puzzlesteinchen passen nahtlos zusammen.«
»Aber besteht vielleicht die Möglichkeit –?«
»Nein, die römischen Fundstücke wurden begutachtet und für echt erklärt«, unterbrach Sandecker Wismer abrupt. »Dies hier ist keine Fälschung, kein Täuschungsversuch, kein wildes und unkontrolliertes Herumgestochere. Wir wissen, daß sich der Schatz dort befindet. Die einzige Frage, die bleibt, ist die, wie umfangreich der Fund sein wird.«
»Wir wollen damit keineswegs andeuten, daß wir glauben, die Schätze der Bibliothek existierten nicht«, warf Schiller schnell ein – ein wenig zu schnell. »Aber Sie müssen verstehen, Admiral, die internationale Reaktion auf eine so enorme Entdeckung ist schwer vorherzusagen und noch viel weniger zu kontrollieren.«
Sandecker sah Schiller mit festem Blick an. »Mir will nicht einleuchten, daß die Ausgrabung des gesammelten Wissens der Antike den Weltuntergang herbeiführen könnte. Und überhaupt – ist es dazu nicht schon ein bißchen zu spät? Die Welt hat bereits von dem Schatz gehört. Hala Kamil hat in ihrer Rede vor den Vereinten Nationen unsere Suche erwähnt.«
»Es gibt tatsächlich Erwägungen«, erklärte der Präsident ernst, »die Ihnen unbekannt sein dürften. Präsident Hasan könnte den gesamten Fund beanspruchen, weil er Ägypten zustünde. Griechenland wird auf der Herausgabe von Alexanders goldenem Sarg bestehen. Wer kann schon wissen, was Italien alles beanspruchen wird?«
»Vielleicht befinde ich mich auf dem Holzweg, Gentlemen«, meinte Sandecker. »Meiner Meinung nach haben wir versprochen, die Entdeckung mit Präsident Hasan zu teilen. Der Grund war, daß wir seiner Regierung Rückhalt geben wollten.«
»Das stimmt«, gab Schiller zu. »Aber das war, bevor Sie die Fundstelle am Rande des Rio Grande lokalisiert haben. Jetzt haben Sie noch Mexiko ins Spiel gebracht. Dieser Fanatiker Topiltzin kann vor Gericht auf Herausgabe des Schatzes klagen, weil das Versteck früher einmal zu Mexiko gehört hat.«
»Davon muß man ausgehen«, erwiderte Sandecker. »Nur, daß der Besitz neun Zehntel des Anspruchs ausmacht. Rein rechtlich stehen die Funde dem Mann zu, dem das Land gehört, auf dem sie entdeckt werden.«
»Man wird Mr. Trinity eine stattliche Summe für sein Land und die Rechte an den Fundstücken anbieten«, warf Nichols ein. »Ich darf ebenfalls hinzufügen, daß diese Summe nicht der Einkommensteuer unterliegt.«
Sandecker warf Nichols einen skeptischen Blick zu. »Der Fund könnte Hunderte von Millionen wert sein. Wird die Regierung tatsächlich so hoch gehen?«
»Natürlich nicht.«
»Und wenn
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