Das Alexandria-Komplott
Jahr, damit man sehen kann, wo dann der Wind herweht.«
»Im Augenblick haben ihn Hasan, Hala Kamil und Abu Hamid im Rücken«, erklärte Paul verärgert.
»Nur Geduld. Bald wird die Bewegung islamischer Fundamentalisten dich ins ägyptische Parlament schwemmen.«
Paul sah Robert an. In seinen Augen schimmerte Gerissenheit. »Die Entdeckung der Schätze der Bibliothek von Alexandria könnte die Dinge etwas beschleunigen.«
»Hast du die neuesten Berichte gelesen?« fragte Robert.
»Ja, die Amerikaner behaupten, sie hätten die Lagerkammern in Texas gefunden.«
»Der Besitz der antiken geologischen Karten könnte sich zu unserem Vorteil auswirken. Wenn sie den Weg zu reichen Öl- und Mineralvorkommen weisen, dann kannst du Anspruch darauf erheben und die Wirtschaft Ägyptens aus der Talsohle bringen.«
»Diese Möglichkeit habe ich mir durch den Kopf gehen lassen«, gab Paul zu. »Wenn ich die Verlautbarungen des Weißen Hauses recht verstehe, dann will der Präsident die Fundstücke und Schriftrollen als Handelsobjekte einsetzen. Während Hasan um einen jämmerlichen Anteil an Ägyptens Erbe bettelt und feilscht, kann ich vors Volk treten und den Handel als Schlag ins Gesicht unserer verehrten Vorfahren hinstellen.« Paul schwieg, seine Gedanken überschlugen sich. Dann fuhr er fort, und seine Augen verengten sich. »Ich glaube, mit der geeigneten Semantik kann ich das moslemische Gesetz und die Worte des Koran so beugen, daß die lautstarke Empörung Hasans Kabinett zum Abdanken zwingen wird.«
Robert lachte. »Versuch's, aber sei bloß vorsichtig bei dem, was du sagst. Die Christen mögen ja im Jahre 391 den größten Teil der Schriftrollen verbrannt haben, aber es waren die Moslems, die im Jahre 646 die Bibliothek für immer zerstörten.«
Ein Diener servierte schottischen Räucherlachs und iranischen Kaviar. Schweigend ließen sie es sich einige Minuten lang schmecken.
Dann sagte Paul: »Ich hoffe, du weißt, daß die schwere Aufgabe, die Artefakte in die Hand zu bekommen, auf deinen Schultern ruht.«
Robert sah ihn über den Rand seines Champagnerglases an. »Meinst du mich oder Topiltzin?«
Paul lachte. »Topiltzin.«
Robert setzte sein Glas ab und hob langsam, als wollte er eine Fliege an der Decke fangen, die Hände in die Höhe. In seinen Augen brannte ein hypnotisches Feuer, und er fing mit getragener Stimme an zu sprechen.
»Wir werden uns zu Zehntausenden erheben, zu Hunderttausenden. Gemeinsam werden wir den Fluß überschreiten und uns das nehmen, was auf unserem Land vergraben wurde – auf dem Land, das uns von den Amerikanern gestohlen worden ist. Viele werden dabei sterben, aber die Götter verlangen, daß wir das herbeischaffen, was von Rechts wegen Mexiko gehört.« Dann ließ er die Hände fallen und grinste. »Muß natürlich noch ein bißchen poliert werden.«
»Ich glaube, du hast mein Manuskript geklaut«, meinte Paul und applaudierte.
»Was macht das schon, solange es in der Familie bleibt?« Robert nahm sich ein Stück Lachs. »Räucherlachs könnte ich essen, bis er mir aus den Ohren kommt.« Er spülte ihn mit Champagner runter. »Wenn ich die Schätze in die Hand bekomme, was dann?«
»Ich will nur die Karten haben. Alles, was sonst rausgeschmuggelt werden kann, geht an die Familie. Die kann die Sachen behalten oder auf dem Schwarzmarkt an reiche Sammler verhökern. Einverstanden?«
Robert dachte einen Augenblick nach und nickte dann. »Einverstanden.«
Der Diener brachte Gläser, eine Flasche Cognac und Zigarren.
Langsam zündete sich Paul eine Panatella an. Durch den Rauch hindurch warf er seinem Bruder einen fragenden Blick zu. »Wie willst du denn an die Schätze der Bibliothek kommen?«
»Ich hatte an eine massive unbewaffnete Invasion der amerikanischen Grenzstaaten gedacht, sobald ich einmal an der Macht bin. Diese Sache hier scheint mir geeignet, meine Position zu testen.« Robert ließ den Cognac im Glas kreisen. »Wenn sich erst einmal das Räderwerk meiner Organisation dreht, werden die Armen in den Städten und die Bauern auf dem Land versammelt und in nördliche Richtung nach Roma in Texas transportiert. Ich kann auf unserer Seite des Rio Grande in vier Tagen drei-, vielleicht sogar vierhunderttausend Menschen versammeln.«
»Wie sieht's mit dem amerikanischen Widerstand aus?«
»Angesichts eines solchen Ansturms ist jeder Soldat, Grenzwächter und Sheriff in Texas hilflos. Ich habe vor, Frauen und Kinder mit der ersten Welle über Brücke und Fluß
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