Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Alexandria-Komplott

Das Alexandria-Komplott

Titel: Das Alexandria-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
beiden Seiten des schlanken Halses ab, der dann geradewegs in einen geräumigen ovalen Körper überging und sich weiter unten am Boden, der im Schlick steckte, verjüngte.
    »Eine Terrakotta-Amphore«, stellte Pitt entschieden fest.
    »Ich glaube, du hast recht«, stimmte Knight zu. »Die Griechen und Römer haben sie benutzt, um Wein und Olivenöl darin zu transportieren. Solche Amphoren hat man im gesamten Mittelmeerraum gefunden.«
    »Aber was hat eine solche Amphore im Meer vor Grönland verloren?« murmelte Giordino vor sich hin. »Da, weiter links im Bild, haben wir eine zweite.«
    Dann fuhr die Kamera über eine Dreiergruppe hinweg, der fünf weitere folgten, die eine unregelmäßige Linie von Südosten nach Nordwesten bildeten.
    Knight wandte sich an Pitt. »Du bist doch der Havarieexperte. Was hältst du davon?«
    Gut zehn Sekunden vergingen, bevor Pitt antwortete. Als er dann anfing zu sprechen, klang seine Stimme abwesend. Es war, als käme sie aus der Nachbarkajüte.
    »Ich vermute, sie führen zu einem Schiffswrack, von dem die Geschichtsbücher behaupten, daß es sich an dieser Stelle überhaupt nicht befinden könne.«

6
    D afür, daß diese ungeheure Last von seinen Schultern genommen würde, hätte Rubin seine Seele verschachert. Er hätte am liebsten die schweißnassen Hände vom Steuerknüppel genommen, die müden Augen geschlossen und den Tod akzeptiert, wenn sein Verantwortungsgefühl der Crew und den Passagieren gegenüber ihn nicht gezwungen hätte weiterzumachen.
    Niemals, selbst in seinen wildesten Alpträumen nicht, hätte er sich vorstellen können, in eine so verrückte Situation zu geraten. Eine falsche Bewegung, ein leichter Irrtum in der Beurteilung, und fünfzig Menschen fanden ein tiefes, unbekanntes Grab im Meer. Das ist ungerecht, begehrte sein Denken wieder und wieder auf; das ist nicht fair.
    Kein einziges Navigationsinstrument funktionierte. Die gesamte Kommunikationsausrüstung war tot. Keiner der Passagiere hatte jemals ein Flugzeug geflogen, nicht einmal eine Sportmaschine. Er war vollkommen desorientiert und hatte sich hoffnungslos verfranzt. Unerklärlicherweise zitterten die Nadeln der Treibstoffanzeige auf ›Leer‹. Bei all dieser heillosen Verwirrung streikte sein Bewußtsein.
    Wo war der Pilot? Wodurch waren Copilot und Ingenieur umgekommen? Wer steckte hinter all diesem Irrsinn?
    Die Fragen schwirrten ihm ständig durch den Kopf, doch die Antworten verbargen sich hinter seiner Hilflosigkeit.
    Rubins einziger Trost war, daß er nicht allein war. Ein anderer Mann war mit ihm im Cockpit.
    Eduardo Ybarra, Mitglied der mexikanischen Delegation, hatte früher einmal als Mechaniker in der Luftwaffe seines Vaterlandes gedient. Dreißig Jahre waren vergangen, seit er das letzte Mal mit dem Schraubenschlüssel an einer Propellermaschine herumgewerkelt hatte, doch nach und nach hatte sich das alte Wissen stückweise wieder Bahn gebrochen, und nun saß er im Sitz des Copiloten und überwachte für Rubin die Instrumente und bediente die Schubhebel.
    Ybarras Gesicht war rund und braun, das Haar dick und schwarz, mit grauen Strähnen. Die Augen lagen weit auseinander und waren vollkommen ausdruckslos. In seinem Anzug mit Weste schien er im Cockpit vollkommen fehl am Platze zu sein. Seltsamerweise hatten sich auf seiner Stirn keine Schweißbäche gebildet; er hatte sich weder die Krawatte gelöst noch die Jacke ausgezogen.
    Er deutete durch die Windschutzscheibe zum Himmel hinauf. »Nach den Sternen zu urteilen, würde ich sagen, wir fliegen auf den Nordpol zu.«
    »Wenn es nach mir ginge, könnten wir ebensogut nach Osten über Rußland hinwegfliegen«, gab Rubin grimmig zurück. »Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wohin wir fliegen.«
    »Das war eine Insel, die wir hinter uns gelassen haben.«
    »Glauben Sie, es war Grönland?«
    Ybarra schüttelte den Kopf. »In den letzten Stunden hatten wir Wasser unter uns. Wir würden uns immer noch über der Eiskappe befinden, wenn es Grönland gewesen wäre. Ich vermute, wir haben Island überflogen.«
    »Mein Gott, wie lange befinden wir uns schon auf Nordkurs?«
    »Das kann man nicht mit Bestimmtheit sagen, weil wir nicht wissen, wann der Pilot von seinem Kurs London–New York abgewichen ist.«
    Eine weitere Angst gesellte sich zu Rubins schmerzhafter Verwirrung. Unglück türmte sich auf Unglück. Die Chance von eins zu tausend, daß man diesen Höllenflug lebend überstehen konnte, hatte sich rapide zu eins zu einer Million

Weitere Kostenlose Bücher