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Das Alexandria-Komplott

Das Alexandria-Komplott

Titel: Das Alexandria-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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verschlechtert. Er mußte eine verzweifelte Entscheidung treffen – die einzig mögliche Entscheidung.
    »Ich drehe ab und gehe neunzig Grad auf Backbordkurs.«
    »Uns bleibt überhaupt keine andere Wahl«, stimmte Ybarra ruhig zu.
    »Vielleicht überleben ein paar Leute, wenn wir eine Bruchlandung auf dem Festland versuchen. Eine Landung bei hohem Seegang im Dunkeln durchzuführen ist nahezu unmöglich. Das schafft nicht einmal ein erfahrener Pilot. Und selbst wenn es uns durch irgendein Wunder gelänge, die Maschine intakt aufs Meer aufzusetzen, würde niemand in normaler Kleidung im kalten Wasser mehr als ein paar Minuten überleben.«
    »Könnte sein, daß es schon zu spät ist.« Der UN-Delegierte aus Mexiko deutete mit dem Kopf zur Instrumentenkonsole. Die roten Lämpchen der Tankfüllungsanzeige auf dem Armaturenbrett blinkten. »Ich fürchte, unser Aufenthalt in der Luft nähert sich dem Ende.«
    Erstaunt starrte Rubin auf die Überwachungsanzeige. Er wußte nicht, daß eine Boeing, die mit zweihundert Knoten in einer Höhe von eintausendfünfhundert Metern fliegt, die gleiche Menge an Treibstoff verbraucht, wie mit fünfhundert Knoten in zehntausendfünfhundert Metern. »Okay, wir fliegen weiter nach Westen, bis wir abstürzen.«
    Rubin rieb sich die Handflächen an den Hosenbeinen trocken und griff nach der Kontrollsäule. Seit er das Flugzeug über die Spitze des Gletschers manövriert hatte, hatte er nicht mehr in die Führung der Maschine eingegriffen. Er holte tief Atem und drückte den ›Autopilot Aus‹-Knopf auf der Kontrollkonsole. Er war nicht selbstsicher genug, die Boeing mit den Ruderklappen in die Kurve zu legen, deshalb gab er nur ganz leicht Seitenruder, um eine flache Kurve zu fliegen. Sobald die Nase wieder geradeaus zeigte, merkte er, daß etwas nicht stimmte.
    »Schub sinkt bei Motor vier«, stellte Ybarra mit hörbarem Zittern in der Stimme fest. »Bekommt nicht mehr genug Treibstoff.«
    »Müßten wir nicht den Motor abstellen oder so was?«
    »Ich weiß nicht, wie das geht«, gab Ybarra dumpf zurück.
    Grundgütiger Himmel, dachte Rubin, da zeigt ein Blinder einem anderen Blinden den Weg. Der Höhenmesser zeigte ein stetiges Absacken der Maschine an. Auch die Geschwindigkeit fiel. Mit seinem ganzen Konzentrationsvermögen versuchte Rubin das Flugzeug eher durch reine Willenskraft in der Luft zu halten, als daß er es steuerte.
    Er wollte Zeit schinden, während sich der Abstand zwischen Flugzeug und Meer langsam und unweigerlich verringerte. Dann, ohne jede Warnung, wurde die Kontrollkonsole langsam schwammig und fing an, in seinen Händen zu vibrieren.
    »Sie schmiert ab«, schrie Ybarra. Endlich zeigte sich auch in seiner stoischen Miene die Angst. »Halten Sie die Nase unten.«
    Rubin schob die Kontrollkonsole nach vorne und war sich dabei vollkommen bewußt, daß er das Unausweichliche damit nur beschleunigte. »Fahren Sie die Landeklappen aus, damit der Auftrieb erhöht wird!« befahl er Ybarra.
    »Landeklappen ausgefahren«, erwiderte Ybarra.
    »Das wär's«, murmelte Rubin. »Wir gehen runter.«
    Eine Stewardeß mit angstvoll aufgerissenen Augen, das Gesicht leichenblaß, stand in der Cockpittür und lauschte der Unterhaltung.
    »Stürzen wir ab?« flüsterte sie kaum hörbar.
    Rubin spannte sich in seinem Sitz. Er war viel zu beschäftigt, um sich umdrehen zu können. »Ja, verdammt!« fluchte er. »Schnallen Sie sich an.«
    Sie drehte sich um und fiel beinahe, als sie auf die Hauptkabine zurannte, um den Rest der Besatzung und die Passagiere aufs Schlimmste vorzubereiten. Jedermann erkannte nun, daß man dem Unvermeidlichen nicht entkommen konnte, und glücklicherweise gab es weder Panik noch hysterisches Geschrei. Sogar die Gebete wurden leise gesprochen.
    Ybarra drehte sich in seinem Sitz um und warf einen Blick den Gang entlang. Miß Kamil tröstete einen älteren Mann, der heftig zitterte. Ihr Gesicht war vollkommen ruhig und trug einen seltsam entrückten Ausdruck. Eine wahrhaft bezaubernde Frau, dachte Ybarra. Schade, daß ihre Schönheit bald zerstört war. Er seufzte und wandte sich wieder den Instrumenten zu.
    Der Höhenmesser fiel nun unter die Zweihundert-Meter-Markierung. Ybarra ging das Risiko ein und erhöhte den Schub der drei verbliebenen Motoren – eine nutzlose Geste der Verzweiflung. Die Motoren würden die letzten Gallonen Treibstoff noch schneller verbrauchen, noch früher aussetzen. Doch Ybarra vermochte nicht mehr logisch zu denken. Er konnte nicht

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