Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Alexandria-Komplott

Das Alexandria-Komplott

Titel: Das Alexandria-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
Vom Netzwerk:
Minuten Zeit, ich muß noch eine zweite Frau aus dem hinteren Teil der Maschine nach vorn bringen.«
    Hala sank in die Knie, beugte sich vor und schaute in den Spiegel. Das Licht war stark genug, daß sie deutlich ihr Spiegelbild erkennen konnte. Das Gesicht, das ihr entgegenblickte, hatte starre Augen und war vollkommen ausdruckslos. Gleichzeitig bot es einen schlimmen Anblick. Sie sah aus wie eine billige Nutte, die von ihrem Zuhälter verprügelt worden war.
    Sie griff hoch, nahm einige Papierhandtücher aus dem Regal, tauchte sie in das eisige Wasser und wischte sich dann das verkrustete Blut und den verschmierten Lippenstift ab. Makeup und Lidschatten sahen aus, als hätte Jackson Pollock sie in Sprühtechnik auf die Leinwand aufgetragen. Das verschmierte Make-up wischte sie ebenfalls ab. Ihre Frisur war noch einigermaßen in Ordnung, deshalb schob sie nur einige Strähnen zurecht.
    Sie sah immer noch fürchterlich aus, dachte sie niedergeschlagen. Als Pitt wieder auftauchte, zwang sie sich zu einem Lächeln und hoffte etwas respektabler auszusehen.
    Er musterte sie einen Augenblick und verzog dann das Gesicht in gespieltem Erstaunen. »Entschuldigen Sie, meine Schöne, aber ist Ihnen hier zufällig eine alte Schachtel über den Weg gelaufen?«
    Tränen füllten Halas Augen, und halb lachend, halb weinend sagte sie: »Sie sind sehr nett, Mr. Pitt. Ich danke Ihnen.«
    »Ich gebe mir Mühe, weiß Gott«, gab er gutgelaunt zurück.
    Pitt war mit mehreren Decken zurückgekehrt, in die er sie jetzt einwickelte. Er schob einen Arm unter ihre Knie, den anderen legte er um ihre Hüfte. Dann hob er sie mühelos auf. Als er sie den Gang hinuntertrug, gaben seine tauben Beine nach, und er stolperte mehrere Schritte, bevor er das Gleichgewicht wiederfand.
    »Fehlt Ihnen etwas?« erkundigte sie sich.
    »Nichts, was ein Schluck Daniel's Tennessee Whisky nicht kurieren würde.«
    »Sobald ich nach Hause komme, schicke ich Ihnen eine ganze Kiste.«
    »Wo sind Sie denn zu Hause?«
    »Im Augenblick wohne ich in New York.«
    »Wenn ich das nächste Mal dort bin, könnten wir zusammen zu Abend essen.«
    »Ich würde mich freuen, Mr. Pitt.«
    »Ich mich ebenfalls, Miß Kamil.«
    Hala hob die Augenbrauen. »Sie haben mich in diesem schrecklichen Aufzug erkannt?«
    »Ich muß zugeben, daß es etwas gedauert hat – bis Sie Ihr Gesicht ein bißchen hergerichtet hatten.«
    »Entschuldigen Sie bitte, daß ich Ihnen soviel Mühe mache. Ihre Beine und Füße müssen ja steif gefroren sein.«
    »Angesichts der Tatsache, daß ich die Generalsekretärin der Vereinten Nationen in den Armen halte, spielt das keine Rolle mehr.«
    Erstaunlich, wirklich verblüffend, dachte Pitt. Das mußte sein Glückstag sein. Verabredungen innerhalb von dreißig Minuten mit den einzigen drei Frauen, dazu noch sehr attraktiven, die sich im Umkreis von zweitausend Meilen Eiswüste aufhielten – das mußte ein absoluter Rekord sein. Dieses Meisterstück war höher zu bewerten als die Entdeckung des russischen U-Boots.
    Fünfzehn Minuten später, nachdem Hala, Rubin und die Stewardeß bequem im Helikopter untergebracht waren, stand Pitt vor dem Cockpit und gab Giordino einen Wink, den dieser mit hochgerecktem Daumen bestätigte. Die Rotoren drehten sich schneller, und der Vogel hob sich über einer wirbelnden Schneewolke in die Luft, drehte sich um hundertachtzig Grad und flog auf die Polar Explorer zu. Erst als der Helikopter sicher gestartet und auf dem Weg war, humpelte Pitt zum Heizelement hinüber.
    Er zog die wasserdurchtränkten Schuhe und nassen Socken aus, ließ die Füße über dem Gebläse baumeln, genoß die Wärme und akzeptierte dankbar den stechenden Schmerz der wiedereinsetzenden Blutzirkulation. Ganz am Rande bekam er mit, wie Simon näher kam.
    Simon blieb stehen und musterte die zerknitterten Seiten des Flugzeugs. Im Wissen um die Toten in seinem Innern machte es den Eindruck einer Gruft.
    »Delegierte der Vereinten Nationen«, murmelte Simon abwesend, »das waren sie also?«
    »Einige waren Mitglieder der Generalvollversammlung«, antwortete Pitt. »Die übrigen waren Direktoren und Angestellte der verschiedenen UN-Organisationen. Miß Kamil sagte, daß die meisten von einer Reise zurückkehrten, die sie zu den Tochterorganisationen geführt hatte.«
    »Wer hätte nur durch die Ermordung dieser Leute etwas zu gewinnen?«
    Pitt wrang seine Socken aus und legte sie über die Heizleitung. »Keine Ahnung.«
    »Terroristen aus dem Nahen Osten?«

Weitere Kostenlose Bücher