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Das Alexandria-Komplott

Das Alexandria-Komplott

Titel: Das Alexandria-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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innere des Flugzeugs beleuchten zu können.
    »Ich gehe rein«, verkündete Pitt.
    Er sprang über den Riß ins Flugzeug und landete im kniehohen Wasser. Tausende von Nadelstichen durchfuhren plötzlich peinvoll seine Beine. Er watete um das Schott und erreichte den Mittelgang zwischen den Sitzreihen. Die eigenartige Stille war nervenaufreibend; das einzige Geräusch stammte von seinen eigenen platschenden Bewegungen.
    Dann blieb er zu Tode erschrocken stehen. Es war, als wären seine gräßlichsten Alpträume wahr geworden.
    Pitt sah sich einem Meer geisterhaft leichenblasser Gesichter gegenüber. Niemand rührte sich, keiner sagte ein Wort. Die Menschen saßen angeschnallt in ihren Sitzen und starrten ihn mit dem blicklosen Ausdruck des Todes an.

10
    E in Schauer, eisiger als die eisige Luft, rann Pitts Rücken hinab. Das Licht von draußen drang durch die Fenster gefiltert herein und zauberte seltsame Schatten auf die Wände. Seine Blicke flogen von Sitz zu Sitz, als erwarteten sie, daß einer der Passagiere grüßend winkte oder etwas sagte, aber sie saßen nur bewegungslos da, wie Mumien in einem Grab.
    Er beugte sich über einen Mann mit zurückgekämmtem rotblonden Haar, das genau in der Mitte des Schädels gescheitelt war. Er saß in einem Sitz am Mittelgang. Das Gesicht zeigte keinerlei Ausdruck des Schmerzes. Die Augen waren halb geöffnet, als wollten sie sich gerade zum Schlaf schließen, die Lippen geschlossen, der Unterkiefer ganz leicht nach unten gesackt.
    Pitt hob die reglose fahle Hand und legte die Fingerspitzen genau unter den Ansatz des Daumens und drückte auf die Arterie, die unter der Haut auf der Innenseite des Handgelenks verlief. Er fühlte keinen Puls – das Herz hatte aufgehört zu schlagen.
    »Irgendein Lebenszeichen?« fragte Doc Gale, watete an ihm vorbei und untersuchte einen anderen Passagier.
    »Tot«, erwiderte Pitt.
    »Der hier auch.«
    »Was ist die Ursache?«
    »Kann ich noch nicht sagen. Keine sichtbaren Verletzungen. Erst seit ganz kurzer Zeit tot. Keine Anzeichen größerer Leiden oder eines Kampfes. Die Hautfarbe weist nicht auf Asphyxie hin.«
    »Das letzte ist verständlich«, gab Pitt zurück. »Die Sauerstoffmasken befinden sich noch in den Behältern.«
    Schnell ging Gale von einem zum anderen. »Nach einer genaueren Untersuchung werde ich mehr wissen.«
    Er schwieg. Simon hatte gerade eine Lampe über dem Einstieg, ein gutes Stück über dem Wasser, angebracht. Der Marineoffizier winkte nach draußen, und plötzlich war das Innere der Passagierkabine in helles Licht getaucht.
    Pitt musterte die Kabine. Der einzig wahrnehmbare Schaden bestand in einer leichten Verwerfung der Decke. Alle Rückenlehnen waren hochgeklappt und die Sicherheitsgurte angelegt.
    »Kaum zu glauben, daß sie alle hier im eiskalten Wasser gesessen haben und an Hyperthermie gestorben sind, ohne sich auch nur im geringsten zu bewegen«, sagte er, während er eine ältere braunhaarige Frau auf ein Lebenszeichen untersuchte. Auf ihrem Gesicht waren keinerlei Anzeichen von Leiden zu entdecken. Sie sah aus, als wäre sie einfach eingenickt. In ihren Händen baumelte ein kleiner Rosenkranz.
    »Offensichtlich waren bereits alle tot, bevor das Flugzeug aufs Eis aufschlug«, vermutete Gale.
    »Eine zutreffende Feststellung«, murmelte Pitt und überflog schnell die Sitzreihen, als ob er jemanden suchte.
    »Ob giftige Dämpfe die Ursache sind?«
    »Riechen Sie etwas?«
    »Nein.«
    »Ich auch nicht.«
    »Welche Möglichkeit bleibt also?«
    »Gift.«
    Gale warf Pitt einen kurzen, scharfen Blick zu. »Sie meinen damit Massenmord.«
    »Scheint, als wiese alles darauf hin.«
    »Wäre ganz gut, wenn wir einen Zeugen hätten.«
    »Haben wir.«
    Gale fuhr zusammen und warf schnell einen Blick auf die leichenblassen Gesichter. »Haben Sie jemanden entdeckt, der noch atmet? Zeigen Sie ihn mir.«
    »Bevor wir hier eingedrungen sind«, erklärte Pitt, »hat mich eine Frau durch ein Fenster angestarrt. Sie lebte. Ich kann sie hier aber nicht finden.«
    Noch bevor Gale antworten konnte, kam Simon platschend den Gang entlang und blieb stehen. Seine Augen waren vor Fassungslosigkeit weit aufgerissen. »Was, zum Teufel?« Er stand stocksteif da und warf einen wilden Blick durch die Kabine. »Die sehen ja aus wie Gestalten in einem Wachsfigurenkabinett.«
    »Eher wie Leichen im Leichenschauhaus«, gab Pitt trocken zurück.
    »Sind die tot? Alle? Sind Sie absolut sicher?«
    »Jemand lebt noch«, antwortete Pitt, »entweder

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