Das Alexandria-Komplott
zu stechen. Uns bleibt keine Zeit mehr für eine längere Ausgrabungsaktion.«
Gronquist wirkte niedergeschlagen. »Das sind, von jetzt an gerechnet, ja nur noch fünf Stunden.«
Knight machte eine hilflose Geste. »Tut mir leid. Ich habe keinerlei Einfluß darauf.«
Pitt musterte aufmerksam den dunklen Punkt auf dem Papier. Dann wandte er sich an Knight. »Wenn ich den positiven Beweis liefern würde, daß es sich um ein römisches Schiff aus dem vierten Jahrhundert handelt, wäre es dir dann möglich, North Atlantic Command zu überzeugen, uns hier noch einen oder zwei Tage vor Anker liegen zu lassen?«
Knights Augen blitzten mißtrauisch. »Was brütest du jetzt schon wieder aus?«
»Einverstanden?« drängte Pitt.
»Ja«, gab Knight fest zurück. »Aber nur, wenn du ohne den Schatten eines Zweifels beweist, daß es sich um ein tausend Jahre altes Wrack handelt.«
»Gemacht.«
»Wie willst du's angehen?«
»Ganz einfach«, erklärte Pitt; jetzt zappelte Knight bereits am Haken, »ich werde unter dem Eis hindurch tauchen und im Rumpf hochkommen.«
Cork Simon und seine Mannschaft beeilten sich, um mit Kettensägen einen Zugang in die ein Meter dicke Eisdecke zu schneiden. Sie brachen etliche viereckige Blöcke heraus, bis sie die letzte Schicht erreichten. Schließlich durchstießen die Männer mit einem Preßlufthammer, der an ein langes Rohr montiert war, die Decke und schoben anschließend die Eisstücke mit Haken beiseite, so daß Pitt tauchen konnte.
Als Simon sich vergewissert hatte, daß das Loch frei von Eis war, ging er ein paar Schritte und betrat einen kleinen, mit Segeltuch abgedeckten Unterstand. Das Innere war geheizt, warm, und Männer und Tauchgerät sorgten für ein ziemliches Gedränge. Neben dem Heizelement tuckerte ein Luftkompressor vor sich hin, dessen Auspuff man nach draußen verlegt hatte.
Lily und die übrigen Archäologen saßen an einem Klapptisch in der Ecke des Unterstandes, fertigten Zeichnungen an und unterhielten sich mit Pitt, der sich gerade zum Tauchen fertigmachte.
»Wir sind soweit«, sagte Simon.
»Bei uns dauert es noch fünf Minuten«, erwiderte Giordino und überprüfte dabei Ventile und Sauerstoffregulierung der Navy-Tauchermaske.
Pitt war in einen speziellen Tauchanzug geschlüpft, der zur besseren Wärmeisolierung aus schwerem Nylongewebe bestand. Als nächstes zog er sich die Kapuze über den Kopf, legte einen Gürtel mit Gewichten an und versuchte dabei gleichzeitig dem Crash-Kurs über Schiffsbau im Altertum zu folgen.
»Für die frühen Handelsschiffe wurden in den Werften Zedern, Zypressen und oft Pinien zur Verplankung verwandt«, belehrte ihn Gronquist. »Für den Kiel benutzten sie meistens Eiche.«
»Ich kann eine Holzart nicht von der anderen unterscheiden«, gestand Pitt.
»Dann überprüfen Sie den Rumpf. Die Planken wurden durch Zapfen zusammengehalten. Bei vielen Schiffen war der untere Teil des Rumpfes mit Bleiplatten verkleidet. Diese Platten können auch aus Eisen oder Kupfer bestehen.«
»Wie steht's mit dem Ruder?« fragte Pitt. »Gibt es da irgend etwas in Art oder Befestigung, worauf ich achten müßte?«
»Ein Heckruder werden Sie nicht finden«, erklärte Sam Hoskins. »Die sind erst achthundert Jahre später in Gebrauch gekommen. Alle frühen Handelsschiffe im Mittelmeer benutzten Doppelruder, die seitlich vom Achterdeck ins Wasser führten.«
»Willst du Reservesauerstoff haben?« unterbrach Giordino.
Pitt schüttelte den Kopf. »Ist in dieser geringen Tiefe nicht nötig – jedenfalls nicht, wenn ich an der Rettungsleine hänge.«
Giordino hob die Tauchermaske und half Pitt dabei, sie über den Kopf zu ziehen. Er überprüfte die Gesichtsabdeckung, rückte sie zurecht und zog die Gummis an den Seiten fest. Die Sauerstoffzufuhr war bereits eingeschaltet, und als Pitt signalisierte, daß die Luftzufuhr einwandfrei funktionierte, schloß Giordino die Kommunikationsleitungen am Anschluß der Maske an.
Während einer der Matrosen die Schläuche der Sauerstoffzufuhr und die Kommunikationsleitung entwirrte und glattzog, band Giordino eine Manilaleine um Pitts Hüften. Als er alles genau überprüft hatte, nahm er einen Kopfhörer mit angeschlossenem Mikrofon zur Hand.
»Kannst du mich gut hören?« erkundigte er sich.
»Klar, aber leise«, antwortete Pitt. »Dreh die Lautstärke etwas mehr an.«
»Besser?«
»Viel.«
»Wie fühlst du dich?«
»Ganz gemütlich, solange ich warme Luft atme.«
»Alles bereit?«
Pitt
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