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Das Alexandria-Komplott

Das Alexandria-Komplott

Titel: Das Alexandria-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Cussler
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stemmte beide Füße gegen den Rumpf und zog mit aller Macht. Immer noch saß die Planke fest. Als er gerade aufgeben wollte, lösten sich die Zapfen langsam aus der Holzrippung. Das wasserdurchtränkte Holz gab nach, und durch den Schwung prallte Pitt wie im Zeitlupentempo nach hinten gegen einen großen Felsen.
    Jeder angesehene Marinearchäologe, der sein Handwerk ernst nahm, hätte als Zeuge einer solch rohen Behandlung eines Fundes eine Herzattacke erlitten. Aber Pitt kümmerte sich nicht im geringsten um derartige akademische Skrupel.
    Ihm war kalt, und seine Körpertemperatur nahm rasch ab.
    Seine Schulter schmerzte vom Aufprall gegen den Felsen, und er wußte, daß er sich nicht viel länger in der Tiefe aufhalten konnte.
    »Ich habe ein Leck im Rumpf entdeckt«, berichtete er und keuchte wie ein Marathonläufer. »Schickt mal eine Kamera runter.«
    »Verstanden«, antwortete die unerschütterliche Stimme Giordinos. »Komm zurück, und ich geb' sie dir.«
    Pitt schwamm zum Loch im Eis zurück und folgte seinen Luftblasen an die Oberfläche. Giordino lag mit dem Bauch auf dem Eis und reichte Pitt eine kompakte Unterwasser-Videokamera herunter.
    »Schieß ein paar Meter Film und komm dann hoch«, riet Giordino. »Es reicht.«
    »Wie steht's mit Commander Knight?«
    »Bleib dran. Ich gebe ihn dir.«
    Durch die Kopfhörer drang Knights Stimme: »Dirk?«
    »Nur weiter, Byron.«
    »Bist du hundertprozentig sicher, daß wir da unten ein tausend Jahre altes Relikt in erstklassigem Zustand gefunden haben?«
    »Sieht ganz so aus.«
    »Ich brauch' irgend etwas Greifbares, wenn ich Atlantic Command überzeugen soll, daß die uns noch weitere achtundvierzig Stunden hier vor Anker liegen lassen.«
    »Warte noch ein bißchen. Es wird mir ein Vergnügen sein.«
    »Irgendein identifizierbares kostbares Stück wird genügen«, beharrte Knight. Pitt winkte ihm zu und verschwand in der Tiefe.
    Er drang nicht gleich in das Wrack ein. Später konnte er nicht mehr sagen, wie lange er bewegungslos vor der gezackten Öffnung im Wasser verharrt hatte. Vielleicht eine Minute, sicherlich nicht länger als zwei. Warum er zögerte, wußte er nicht. Vielleicht wartete er auf eine Skeletthand, die ihm aus dem Innern einladend winkte, näher zu kommen, möglicherweise befürchtete er, nichts weiter als das Gerümpel eines achtzig Jahre alten isländischen Fischschoners zu entdecken.
    Vielleicht war es auch das leise Unbehagen, eventuell ein Grab zu betreten.
    Schließlich zog er den Kopf ein, machte seine Schultern schmal und paddelte vorsichtig mit den Flossen.
    Die geheimnisvolle Finsternis kam näher, und er schwamm hinein.

17
    N achdem Pitt sich durchgezwängt hatte, legte er eine Pause ein und trieb bewegungslos im Wasser, sank langsam auf die Knie, lauschte seinem Herzschlag und dem Atem, der durch das Ventil drang, und wartete darauf, daß sich seine Augen langsam an die verschwommene Düsterheit gewöhnten.
    Er hatte keine Ahnung, auf was er stoßen mochte – was er aber vor sich sah, war eine Ansammlung Terrakotta-Gefäße, Krüge, Tassen und Teller, die ordentlich in Regalen standen, die in die Schotten eingelassen waren. Eines dieser Gefäße war ein großer Kupfertopf, den er ertastet hatte, als er in den Rumpf gefaßt hatte. Das Metall hatte Patina angesetzt und war dunkelgrün.
    Zuerst dachte er, seine Knie ruhten auf dem harten Boden des Decks. Er tastete den vermeintlichen Boden mit den Händen ab und bemerkte, daß er statt dessen auf der Platte eines Herdes kniete. Dann blickte er nach oben und sah, wie die Luftblasen hochstiegen und sich wie ein schwankender Schirm nach allen Seiten verteilten. Pitt stand auf und kam an die Luft; Kopf und Schultern ragten über den Wasserspiegel.
    »Ich befinde mich in der Kombüse des Schiffs«, teilte er der gespannten Gesellschaft über dem Eis mit. »Der obere Teil ist trocken. Die Kamera läuft.«
    »Bestätigt«, erwiderte Giordino knapp.
    Pitt verbrachte die nächsten paar Minuten damit, das innere der Kombüse oberhalb und unterhalb des Wasserspiegels aufzunehmen, und kommentierte dabei das Inventar. Er fand einen offenen Schrank, in dem einige sehr hübsche Glasbehälter standen. Einen davon nahm er auf und sah hinein. Er enthielt Münzen. Pitt nahm eine heraus, rieb mit seinem behandschuhten Finger den Algenbelag ab und richtete mit der anderen Hand die Kamera darauf. Die Oberfläche der Münze hatte einen goldenen Schimmer.
    Ehrfurcht und ahnungsvolle Ergriffenheit

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