Das Alexandria-Komplott
biblischen Überlieferung bekannt ist. Der sagenhafte Reichtum von Jahrhunderten liegt unter dem Sand des Nahen Ostens verborgen.«
»Und wenn diese Orte gefunden werden, was dann? Wie können die Fundstätten wertvoller Mineralien, die anderen Ländern gehören, für unsere Regierung von Wichtigkeit sein?«
»Als Verhandlungsgrundlage«, erwiderte der Senator. »Wenn es uns möglich wäre, den Weg zu weisen, dann könnten Verhandlungen über einen gemeinsamen Abbau der Lagerstätten aufgenommen werden. Wir könnten auch bei der nationalen Führung Ansehen gewinnen und somit eine dringend notwendige Verbesserung der gegenseitigen Beziehungen erreichen.«
Pitt schüttelte den Kopf und dachte über das eben Gehörte nach. »Ist mir neu, daß der Kongreß neuerdings um gute Beziehungen zum Ausland buhlt. Muß mehr dran sein, als auf den ersten Blick zu durchschauen ist.«
Der Senator nickte bestätigend. Der Scharfsinn seines Sohnes imponierte ihm. »Stimmt. Ist dir der Ausdruck Stratigraphiesenke –, stratigraphischer Einschluß ein Begriff?«
»Das sollte er eigentlich«, lächelte Pitt. »Vor ein paar Jahren habe ich einen in der Labradorsee vor der Provinz Quebec entdeckt.«
»Ja, die Operation Doodlebug. Ich erinnere mich.«
»Ein stratigraphischer Einschluß bedeutet das wohl am schwersten zu entdeckende Ölvorkommen. Durch übliche seismische Exploration kann diese Art von Lager nicht festgestellt werden. Doch oft erweist sich gerade ein solches Vorkommen als außergewöhnlich ergiebig.«
»Was uns zum Bitumen führt, einem hydrogenkarbonartigen Teer oder Asphalt, der bereits vor gut fünftausend Jahren in Mesopotamien dazu benutzt wurde, um Gebäude, Kanäle, Bewässerungssysteme wasserdicht zu machen und Boote zu kalfatern. Andere Verwendungsmöglichkeiten schlossen den Bau von Straßen, die Behandlung von Wunden und den Gebrauch als Klebstoff ein. Viel später, in der griechischen Literatur, finden Quellen entlang der nordafrikanischen Küste Erwähnung, aus denen Öl sprudelt. Die Römer verzeichneten eine Fundstelle auf der Sinaihalbinsel, die sie Ölberg nannten. Und die Bibel berichtet davon, wie Gott Jakob befiehlt, Öl aus feuersteinähnlichem Felsen zu gewinnen. Dort steht auch, das Tal von Siddim sei voller schleimiger Löcher gewesen – was man als Teersenken interpretieren kann.«
»Und keine dieser Fundstellen konnte jemals wieder lokalisiert oder angebohrt werden?« fragte Pitt.
»Natürlich gab es Bohrungen, aber bisher wurden keine wichtigen Funde registriert. Die Geologen behaupten, es gebe eine neunzigprozentige Wahrscheinlichkeit, daß allein unter dem Staatsgebiet Israels fünfhundert Millionen Barrel Rohöl lagern. Unglücklicherweise sind die Fundstätten des Altertums in Vergessenheit geraten und wurden durch Erosion und Erdbeben im Laufe der Jahrhunderte verschüttet.«
»Dann besteht also das Hauptziel darin, in Israel enorme Ölvorkommen aufzudecken?«
»Du mußt zugeben, daß so etwas eine ganze Menge Probleme lösen würde.«
»Ja, das denke ich auch.«
Der Senator und Pitt saßen schweigend da und starrten ins Feuer. Wenn Yaeger und seine Computerbänke keinen Hinweis lieferten, dann waren die Chancen so gut wie hoffnungslos. Beim Gedanken daran, daß die Mächtigen im Weißen Haus und im Kongreß eher an Gold und Öl interessiert waren als an Kunst und Literatur, wurde Pitt ärgerlich.
Das zeigte wieder einmal, daß die Staatsgeschäfte nicht zum besten standen, dachte er traurig.
Das Schrillen des Telefons durchbrach die Stille. Der Senator ging zum Schreibtisch hinüber und hob ab. Er sagte nichts, sondern hörte nur einen Moment lang aufmerksam zu. Dann legte er auf.
»Ich bezweifle, daß ich die verlorengegangene Bibliothek in Colorado finden werde«, bemerkte Pitt trocken.
»Jeder, der mit der Sache vertraut ist, würde sich wundern, wenn es so wäre«, gab der Senator zurück. »Mein Stab hat für dich einen Termin mit Professor Dr. Bertram Rothberg vereinbart. Rothberg ist die führende Kapazität auf diesem Gebiet. Er lehrt an der University of Colorado Geschichte des Altertums und hat die Erforschung der Bibliothek von Alexandria zu seinem Lebenswerk gemacht. Er wird dich mit Hintergrundinformationen versorgen, die dir bei deiner Suche von Nutzen sein könnten.«
»Warum muß ich ihn aufsuchen? In meinen Augen wäre es praktischer, wenn man ihn nach Washington bringen könnte.«
»Bist du bereits mit Admiral Sandecker
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