Das Alexandria-Komplott
schlossen sich Eßzimmer und Küche an.
Er zog sich aus, ging in die Dusche und drehte, den Strahl gegen die geflieste Wand gerichtet, das heiße Wasser an. Dann legte er sich auf den Rücken, die Beine nach oben, so daß er die Mischbatterie mit den Zehen erreichen und die Temperatur kontrollieren konnte, und döste sofort ein.
Fünfundvierzig Minuten später schlüpfte Pitt in einen Bademantel und schaltete das Fernsehgerät ein. Er war gerade dabei, einen Topf Texaschili warm zu machen, als der Summer der Gegensprechanlage ertönte. Er drückte den Knopf der Türsprechanlage in der Erwartung, daß Al Giordino sich meldete.
»Ja?«
»Grönland Party-Service«, meldete sich eine weibliche Stimme.
Pitt lachte und drückte auf den Knopf, der die Seitentür entriegelte. Dann trat er auf den Balkon hinaus und spähte nach unten.
Lily kam mit einem großen Picknickkorb herein. Wie angewurzelt blieb sie stehen und sah sich verblüfft um. Ihre Augen wurden vom Glitzern des Lichtes, das sich in einem Meer von Chrom und auf Hochglanz poliertem Lack spiegelte, geblendet.
»Admiral Sandecker hat versucht, mir Ihre Wohnung zu beschreiben«, sagte sie bewundernd, »aber er hat es nicht einmal annähernd geschafft.«
Pitt kam die Treppe herunter, um sie zu begrüßen. Er nahm ihr den Picknickkorb ab und ließ ihn beinahe fallen. »Das Ding wiegt ja eine Tonne. Was ist denn da drin?«
»Unser Abendessen. Ich habe an einem Delikatessenladen gehalten und ein paar herrliche Köstlichkeiten eingekauft.«
»Klingt nach einem verheißungsvollen Menü.«
»Wir beginnen mit Räucherlachs, gefolgt von einer Pilzsuppe. Danach gibt es Fasan auf frischem Spinat und Walnüssen; Zunge in Austernsoße mit Weißwein – und herunterspülen werden wir das alles mit einer Flasche Principessa Gavi. Zum Nachtisch haben wir dann noch Schokoladenbiskuits.«
Pitt sah Lily an und lächelte bewundernd, ihr Gesicht war lebendig, und ihre Augen blitzten. Eine vibrierende Aura, die ihm zuvor nicht aufgefallen war, umgab sie. Ihr Haar trug sie lang und glatt gekämmt. Das Oberteil ihres Hosenanzugs war am Rücken tief ausgeschnitten und mit schwarzen Ziermünzen besetzt, die glitzerten, wenn sie sich bewegte. Jetzt, ohne den schweren Mantel, den sie die ganze Zeit seit Grönland getragen hatte, wirkten ihre Brüste größer und ihre Hüften schmaler, als er sie in Erinnerung hatte. Ihre Beine waren lang und wohlgeformt; ihre Bewegungen sprühten nur so vor Leben.
Nachdem sie sein Wohnzimmer betreten hatten, stellte Pitt den Korb in einem Sessel ab und ergriff ihre Hand. »Wir können später essen«, sagte er sanft.
In mädchenhafter Scheu senkte sie die Augen. Dann, wie von einer unwiderstehlichen Kraft getrieben, hob sie langsam den Blick und sah ihn an. Pitts grüne Augen schimmerten so durchdringend, daß sie merkte, wie ihre Knie weich wurden und sie zu zittern begann. Sanft errötete sie.
Wie blöd, dachte Lily. In aller Ruhe hatte sie seine Verführung geplant, bis hin zum richtigen Wein, dem schimmernden schwarzen Seiden-BH und dem dazu passenden Höschen. Und nun war sie vor Verwirrung und Selbstzweifeln ganz durcheinander. Sie hätte sich nie träumen lassen, daß sich die Sache so schnell entwickeln würde.
Ohne ein Wort streifte Pitt die Träger von Lilys Schultern, und der glitzernde Anzug fiel zu einem Häuflein schimmernden Etwas um ihre hochhackigen Pumps. Seine Arme umfaßten ihre nackten Hüften und Knie, und mit einer geschmeidigen Bewegung hob er sie hoch.
Als er sie ins Schlafzimmer trug, barg sie ihr Gesicht an seiner Brust. »Ich komme mir vor wie eine schamlose Dirne«, flüsterte sie.
Pitt ließ sie sanft aufs Bett gleiten und sah auf sie hinab. Der Anblick ihres Körpers ließ das Feuer in seinem Innern auflodern.
»Vielleicht wäre es besser«, murmelte er mit rauher Stimme, »wenn du dich auch wie eine benimmst.«
24
Y azid betrat das Speisezimmer seiner Villa. Er blieb stehen und nickte kurz in Richtung der langen Tafel, die mit Tellern, Platten, Geschirr und Bechern – alles aus getriebener Bronze – überladen war.
»Ich hoffe, meine Freunde, ihr habt das Essen genossen.«
Mohammed al-Hakim, ein gelehrter Mullah, Yazids Schatten, schob seinen Stuhl zurück und erhob sich. »Ausgezeichnet wie immer, Achmed. Aber wir haben Ihre erlauchte Gegenwart vermißt.«
»Allah enthüllt mir nicht seine Wünsche, wenn mein Magen gefüllt ist«, erwiderte Yazid mit leisem Lächeln. Er blickte sich im Zimmer um und
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