Das Alexandria-Komplott
Straße.«
Die Lachfältchen um Pitts Augen verschwanden. Er beschleunigte und klopfte gegen das Trennfenster. Giordino wachte auf und kurbelte das Glas herunter.
»Du hast mich genau in dem Moment geweckt, als die Orgie anfing«, beklagte er sich gähnend.
»Hör mal.«
Giordino schauderte, als die kalte Luft durch den Fond pfiff. Er hielt die Hand ans Ohr. Auf seinem Gesicht zeichnete sich langsam Verblüffung ab.
»Sind die Russen gelandet?«
»Schaut mal!« rief Lily aufgeregt. »Ein Waldbrand.«
Giordino musterte mit einem kurzen Blick den schwarzen Rauch, der plötzlich über den Baumwipfeln hing, und starrte auf die emporschlagenden Flammen. »Zu konzentriert für einen Waldbrand«, stellte er knapp fest. »Ich würde sagen, es handelt sich um ein brennendes Gebäude, vielleicht ein Haus oder eine Anlage mit Eigentumswohnungen.«
Pitt wußte, daß Giordino richtig vermutete. Er fluchte und wußte mit erschreckender Sicherheit, daß es das Ferienhaus seiner Familie war, das den wachsenden Pilz aus Feuer und Rauch nährte.
Er sagte: »Hat keinen Zweck, anzuhalten und sich eine Menge Ärger einzuhandeln. Wir fahren vorbei und sehen uns die Sache mal an. Al, komm nach vorn. Lily, du gehst nach hinten und hältst den Kopf unten. Ich möchte nicht, daß dir etwas passiert.«
»Und was ist mit mir?« erkundigte sich Giordino resigniert und beleidigt. »Habe ich kein Anrecht auf ein bißchen Rücksichtnahme? Nenn mir einen guten Grund, weshalb ich da vorne – zusammen mit dir – auf dem Präsentierteller sitzen soll.«
»Um deinen Chauffeur vor allem Übel, Ungemach und bösen Buben zu beschützen.«
»Das zieht nicht.«
Pitt versuchte es mit einer anderen Taktik. »Da sind natürlich noch die fünfzig Dollar, die ich mir von dir in Panama geborgt und nie zurückgezahlt habe.«
»Plus Zinsen.«
»Plus Zinsen«, wiederholte Pitt.
»Was würde ich nicht auf mich nehmen, um mein armseliges Vermögen zu beschützen.« Giordinos Verzweiflung klang beinahe echt, als er durch das offene Trennfenster kletterte und mit Lily den Platz tauschte.
Eine halbe Meile vor der Zufahrt zur Hütte kauerten Menschen hinter ihren geparkten Autos. Fassungslos starrten sie auf den wirbelnden Rauch und lauschten dem Rattern der automatischen Waffen. Pitt wunderte sich, daß die Polizei noch nicht in Erscheinung getreten war, aber dann sah er den von Kugeln durchsiebten Streifenwagen, der die Zufahrt zur Hütte blockierte.
Seine Aufmerksamkeit richtete sich ganz auf die rechte Seite und das Inferno im Hintergrund, als er plötzlich, am Rande seines Gesichtsfeldes, eine Gestalt wahrnahm, die auf den Cord zulief.
Er stieg voll auf die Bremse, wirbelte das Steuerrad nach rechts, stellte den Cord quer und ließ den Wagen mit der Breitseite die Straße entlangrutschen. Die hohen, schmalen Reifen kreischten, als sie blockierten und über den Asphalt schlitterten. Quer zur Fahrtrichtung blieb der Cord schließlich stehen und blockierte beide Fahrbahnen des Highways. Die Fahrerseite war kaum einen Meter von der Frau, die stocksteif stehengeblieben war, entfernt.
Pitts Herz schlug rasend. Erleichtert atmete er aus und musterte die Frau, die er um ein Haar überfahren hätte. Da bemerkte er, wie sich der Ausdruck von Angst und Schock in ihren Augen langsam in ungläubiges Erstaunen verwandelte.
»Sie!« keuchte sie. »Sind Sie es wirklich?«
Pitt starrte sie verblüfft an. »Miß Kamil?«
»Ich glaube an déjà vu «, murmelte Giordino. »Das tue ich wirklich.«
»O Gott sei Dank«, flüsterte sie. »Bitte, helfen Sie mir. Sie sind gekommen, um mich umzubringen.«
Gleichzeitig mit Pitt, der sich von seinem Sitz hinter dem Steuerrad hervorwand, stieg Lily aus dem Passagierabteil. Sie halfen Hala hinein und ließen sie in die Polster gleiten.
»Wer sind ›sie‹?« erkundigte sich Pitt.
»Yazids bezahlte Killer. Sie haben die Agenten vom Secret Service, die mich bewacht haben, umgebracht. Wir müssen machen, daß wir hier fortkommen. Sie können jeden Augenblick hiersein.«
»Beruhigen Sie sich«, sagte Lily besänftigend, und erst jetzt fielen ihr die rauchgeschwärzte Haut und das versengte Haar auf. »Wir bringen Sie in ein Krankenhaus.«
»Keine Zeit«, keuchte Hala und deutete zitternd durch das Fenster. »Bitte, beeilen Sie sich, oder die werden uns alle töten.«
Pitt drehte sich gerade rechtzeitig um, um zu sehen, wie zwei Mercedes-Limousinen aus dem Wald hervorbrachen und auf den Highway zuhielten. Er
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