Das Alexandria-Komplott
beobachtete sie kaum eine Sekunde, dann sprang er wieder auf den Fahrersitz, legte den ersten Gang ein, gab Vollgas, wirbelte das Steuer herum und steuerte den Cord in die einzige Richtung, die ihm offenstand – zurück nach Breckenridge.
Er warf einen kurzen Blick in den Außenspiegel. Den Abstand zwischen dem Cord und den Wagen der Terroristen schätzte er auf knapp dreihundert Meter. Ihm blieb nur Zeit für diesen einen kurzen Blick. Mit der Sicht nach hinten war es blitzartig vorbei, als eine Kugel den Spiegel durchschlug.
»Runter auf den Boden!« schrie er den beiden Frauen im Fond zu.
Der Cord hatte keinen Getriebetunnel, deshalb konnten sich die beiden Frauen zusammenkauern und auf den flachen Wagenboden pressen. Hala blickte Lily an und fing heftig an zu zittern. Lily legte einen Arm um sie und zwang sich zu einem tapferen Lächeln.
»Keine Panik«, meinte sie ermutigend. »Wenn wir erst den Ort erreicht haben, sind wir in Sicherheit.«
»Nein«, hauchte Hala, als die Schockwirkung einsetzte. »Wir werden nirgendwo in Sicherheit sein.«
Auf dem Vordersitz beugte sich Giordino so weit wie möglich nach unten, um vor dem Gewehrfeuer und dem eiskalten Wind, der um die Windschutzscheibe pfiff, Schutz zu finden. »Wie schnell fährt die Karre?« erkundigte er sich im leichten Plauderton.
»Die höchste Geschwindigkeit, die jemals bei einem L-29 gemessen wurde, war siebenundsiebzig«, antwortete Pitt.
»Meilen oder Kilometer?«
»Meilen.«
»Ich habe so das Gefühl, daß wir um Längen geschlagen werden.« Giordino mußte schreien, um das Heulen vom zweiten Gang des Cord zu übertönen.
»Was sind das für Autos da hinten?«
Giordino drehte sich um, beugte sich über die Tür und warf einen gelangweilten Blick nach hinten. »Bei einem Mercedes kann man von vorne schlecht auf den Typ schließen, aber ich nehme an, diese Hunde fahren zwei Dreihunderter SDLs.«
»Diesel?«
»Turbodiesel, um genau zu sein. Die schaffen zweihundertzwanzig Kilometer in der Stunde.«
»Holen sie auf?«
»Wie Tiger, die hinter einem Faultier mit drei Zehen her sind«, erwiderte Giordino mißmutig. »Die haben uns, bevor wir die Kaffeepause des Sheriffs stören, längst am Arsch.«
Pitt trat das Gaspedal bis zum Bodenblech durch, griff nach dem Ganghebel, der aus dem Armaturenbrett ragte, und legte den dritten Gang ein. »Ist besser, wenn wir uns vom Ort fernhalten. Diese blutrünstigen Bastarde sind glatt imstande, hundert Unbeteiligte abzuschlachten, nur um Miß Kamil zu erwischen.«
Giordino warf wieder einen vorsichtigen Blick nach hinten. »Ich glaube, ich kann das Weiße in ihren Augen erkennen.«
Ismail sprudelte ein Dutzend Flüche hervor, als seine Maschinenpistole plötzlich Ladehemmung hatte. Voller Wut schmiß er sie aus dem Mercedes auf den Highway und schnappte sich eine andere von einem seiner Gefolgsleute auf dem Rücksitz. Er hielt die Waffe aus dem Fenster und feuerte eine Garbe auf den Cord ab. Nur fünf Kugel verließen die Mündung, dann war das Magazin leer. Wieder schimpfte er, als er in seiner Tasche nach einem neuen Magazin suchte.
»Nur keine Aufregung«, beruhigte ihn der Fahrer. »Wir holen sie auf dem nächsten Kilometer ein. Ich halte mich links, und Omar und seine Männer kommen von rechts. Dann können wir sie auf geringe Entfernung ins Kreuzfeuer nehmen.«
»Ich will diesen Schweinehund, der sich da eingemischt hat, umbringen«, knirschte Ismail.
»Dazu werden Sie Gelegenheit bekommen. Nur Geduld.«
Wie ein verwöhntes Kind, das seinen Willen nicht durchsetzt, ließ Ismail sich in den Sitz fallen und starrte rachsüchtig hinter dem fliehenden Wagen her.
Ismail gehörte zur übelsten Sorte von Killern. Er kannte keinerlei Mitleid. Selbst wenn er eine Säuglingsstation in die Luft gejagt hätte, um sein Ziel zu erreichen, wäre er in der Lage, den Erfolg zu feiern. Erstklassige Attentäter ließen ihre Anschläge anschließend Revue passieren und dachten über Mittel und Wege nach, wie sie ihre Technik verbessern konnten. Ismail hatte sich nie die Mühe gemacht, einen Anschlag nochmals zu überdenken oder die Toten zu zählen. Seine Planung war schlampig, und bei zwei Gelegenheiten hatte er das falsche Opfer erledigt, und so etwas machte einen Fanatiker wie Ismail nur noch gefährlicher. Er war unberechenbar wie ein Hai und schaltete wahllos und ohne Mitleid jedes unschuldige Opfer aus, das das Pech hatte, seinen Weg zu kreuzen. Seine blutigen Massaker rechtfertigte er mit dem
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