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Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Titel: Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Valoppi
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bist du dann nicht aufgewacht, als ich dich geschüttelt habe? Seit wann schläfst du so fest?«
    »Ich weiß es nicht. Bitte, geh raus und lass mich in Ruhe. Ich habe bloß geschlafen.«
    »Wenn du Drogen nimmst«, presste seine Mutter in leiserem, nüchternem Tonfall hervor, »zerstörst du damit mich, deine Großmutter, dich selbst und alles, wofür wir all die Jahre gearbeitet haben.«
    »Ich nehme keine Drogen«, wiederholte er. »Und jetzt geh. Bitte.«
    Als sie das Zimmer verließ, sah Justin, dass seine Großmutter an der Tür gestanden und jedes Wort mit angehört hatte. Er erwartete, dass sie hereinkommen und ihn fragen würde, was geschehen sei, sich auf seine Seite schlüge, ihm sagen würde, dass seine Mutter überzogen reagiert habe und er sich keine Gedanken darüber machen solle. Doch das tat sie nicht. Sie drehte sich nur um und verschwand.

58
    Pater David saß stumm in einer Ecke und beobachtete die kniende Heilige Hazel. Zuvor war sie kurz aus ihrer Trance erwacht, um mit einigen ihrer Nachbarn zu reden und ein wenig von der Suppe zu trinken, die ihr die Nonnen zubereitet hatten. Nun beteten sie an ihrer Seite. David war die ganze Nacht wach geblieben und hatte sie im Auge behalten. Während er weiter in ihre Richtung starrte, begann seine Sicht zu verschwimmen, zeichneten seine Augen rings um die Frau einen sanften Schimmer. Er schloss die Lider und döste ein, doch seine Träume kennzeichneten Rastlosigkeit und Furcht. Da weckte ihn der Klang von Hazels Stimme.
    »›Tut der Erde und dem Meer und den Bäumen keinen Schaden, bis wir versiegeln die Knechte unseres Gottes an ihren Stirnen.‹ ›Und es wurde ihnen gesagt, sie sollten nicht Schaden tun dem Gras auf Erden noch allem Grünen noch irgendeinem Baum, sondern allein den Menschen, die nicht das Siegel Gottes haben an ihren Stirnen. Und ihnen wurde Macht gegeben, nicht dass sie sie töteten, sondern sie ...‹«
    Die Frau brach zusammen. Pater David eilte zu ihr und versuchte, sie hochzuheben, konnte ihr Gewicht jedoch nicht vom Boden bekommen. »Helft mir!«, rief er den Nonnen zu.
    Sie kamen herbei, und jede übernahm einen Körperteil. Zu dritt trugen sie Hazel zu ihrem Schlafsack neben der Statue.
    Die Statue weinte; Pater David sank auf die Knie. »Heilige Maria, Mutter Gottes, Bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes. Gib mir Geleit, heilige Mutter. Was soll ich tun?«
    »Der Teufel ist am Werk«, flüsterte Hazel, »und Sie werden ihn finden in den Augen Ihrer Liebe.«

59
    Justin gähnte am Frühstückstisch, wo sich Unterlagen der Hausarbeit neben Orangensaft und einem halb aufgegessenen Bagel mit Frischkäse verteilten. Madeline gähnte zurück und bedachte ihn mit einem koketten Blick.
    Hinter ihnen strömte die Morgensonne herein und warf einen sonderbaren Schatten an die Wand – zwei widerspenstige Haarbüschel standen Justin kerzengerade zu Berge und ließen seinen Kopf wie den eines Außerirdischen aussehen. Er drückte die Büschel nieder, aber sie blieben nicht liegen. Dabei wollte er bereits beim Frühstück herzeigbar aussehen. Er fragte sich, ob sich Ehemänner noch darum kümmerten, wie sie ihren Frauen am Morgen gegenübertraten. Justin konnte sich an keine einzige Gelegenheit erinnern, bei der sein Vater zusammen mit seiner Mutter gefrühstückt hatte. Er gelangte zu dem Schluss, dass es Ehemännern wohl eher gleichgültig war. Junggesellen hingegen, bei denen ihre Freundin übernachtet hatte, vermutlich nicht, und das entsprach schließlich genau der Lage, in der er sich befand.
    »Du kannst es aufgeben«, meinte Madeline zwischen zwei Bissen Rice Krispies und frischen Erdbeeren. »Dein Haar wird nicht bleiben, bis du es nass machst und Gel draufgibst. Sieht aber in Ordnung aus.« Sie tippte gerade DIE SIEBENTE DIMENSION, VON MADELINE QUINONEZ UND JUSTIN CUMMINGS in ihren Laptop.
    »Mir ist egal, wie es aussieht«, erwiderte er etwas verlegen. »Es nervt mich nur.«
    »Du fummelst schon mindestens zehn Minuten lang daran herum. Zerbrich dir nicht den Kopf darüber. Es sieht süß aus.«
    »Wirklich?«
    »Jeder hat irgendwo eine widerspenstige Strähne. Deine lässt dich eben aussehen, als ragten Antennen aus deinem Hinterkopf.« Sie musterte ihn kurz und fügte hinzu: »Wahrscheinlich hast du beim Schlafen bloß ungünstig gelegen.«
    »Ich bin nicht sicher, ob ich überhaupt geschlafen habe.«
    »Wieso das?«
    »Ich habe diesen Typen gesehen«, flüsterte er, da er nicht sicher war, ob sich

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