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Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Titel: Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Valoppi
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Klasse werden?«
    »Ich bin froh, dass es dir wieder gut geht, Oma.« Er setzte sich neben sie und umarmte sie. »Obwohl du dich ein wenig merkwürdig benimmst.«
    »Ich benehme mich nicht merkwürdig, ich bin nur bereit, wieder zu leben. Ich habe volles Vertrauen in Dr. Viviee. Seine Behandlung funktioniert bei mir.«
    »Meditierst du auch noch regelmäßig?«
    »Nein.«
    »Warum nicht?«
    »Ist mir zu aufwendig. Unlängst habe ich es versucht, fand aber irgendwie nicht richtig rein. Ich scheine nicht mehr an diesen speziellen Ort zu gelangen.«
    Aus dem Fernseher ertönte ein Schrei.
    »Ich wusste gar nicht, dass du solche Filme magst, Oma. Der ist ziemlich gut. Behalt mal den Footballspieler im Auge.«
    »He, nichts verraten, sonst ist die Spannung dahin.«
    Er holte tief Luft. »Hm, hier drin riecht es gut. Erbie hat wieder Lavendel auf deine Laken getan.«
    »Ist mir gar nicht aufgefallen. Ich rieche nichts«, erwiderte sie.
    Justin lehnte die Krücken an ihr Bett und humpelte zum Fenster hinüber. »Dein Fenster ist nicht richtig zu. Jemand muss es offen gelassen haben. Ich glaube nicht, dass es gut für dich ist, den ganzen Smog von draußen einzuatmen.« Er zog es zu, bis die Verriegelung einschnappte. »Vielleicht kannst du den Lavendel deshalb nicht riechen.«
    »Danke.«
    »Weißt du, Oma, Erbie sagt, in ihrer Kirche werden oft Leute geheilt. Ich wollte mir das immer mal ansehen. Vielleicht können wir beide da mal hingehen. Schaden kann es ja nichts, und doppelt hält besser.«
    »Ich habe meine Heilung bereits gefunden, Justin. Siehst du das nicht?«
    »In der Bibel wird auch viel über Heilungen berichtet. Ich hab darin gelesen, wie du es wolltest. Soll ich dir davon erzählen?«
    »Du solltest wirklich mehr Vertrauen in die Behandlung haben, die ich gerade durchmache.«
    »Ja, schon gut. Ich lasse dich jetzt in Ruhe den Film ansehen. Jetzt kommt der beste Teil.« Als Justin das Zimmer verließ, drehte er sich noch einmal um und beobachtete, wie seine Großmutter fernsah.
    Plötzlich verfinsterte sich das Zimmer. Justin wurde schwindlig, doch er rührte sich nicht. Einen Lidschlag lang sah er, wie Claire die Hand nach ihm ausstreckte, als flehte sie um Hilfe. Dann verweste ihr Fleisch wie in einem alten Zombiestreifen, schrumpfte an den Knochen, und sie zerfiel zu einem Haufen Staub. Justin presste die Augen zu und schüttelte den Kopf.
    Schlagartig war alles wieder, wie es sein sollte.

57
    Justin befand sich in der Grauzone zwischen Erwachen und Schlaf, als sich seine Augen auf ein gleißendes Licht richteten, das ihn in seine Mitte zu saugen schien. Es wurde so still, dass es in den Ohren schmerzte. In der Mitte des Lichts sah er die Gestalt.
    »Wer bist du, Fouick?«, fragte Justin, aber die Erscheinung lächelte nur und schwieg.
    Mittlerweile fürchtete sich Justin nicht mehr vor der Vision. Das Licht der Gestalt vermittelte Wärme, keine Hitze, sondern Trost, und aus ihren Augen sprach tiefer Friede. Justin versuchte, sich einzuprägen, wie Fouick aussah, es in Gedanken zu beschreiben, damit er sich später daran erinnern würde, doch er konnte es nicht in Worte fassen. Sein Bild zeichnete sich klar und deutlich ab, aber jedes Mal, wenn er verschwand, verblassten die Einzelheiten sofort. Justin wusste nicht, wie lange er in das Licht gestarrt hatte, als Fouick zu sprechen begann.
    »Nimm dich in Acht, Justin. Der Drache wurde entfesselt, und viele werden sterben. ›Sie haben ihr Leben nicht geliebt bis hin zum Tod. Darum freut euch, ihr Himmel und die darin wohnen! Weh aber der Erde und dem Meer! Denn der Teufel kommt zu euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß, dass er wenig Zeit hat.‹«
    Justin lief ein Schauder über den Rücken. So jäh, wie er von dem Licht eingesogen worden war, wurde er wieder ausgestoßen, als er spürte, wie zuerst das Bett, dann sein ganzer Körper erzitterte. Mit einem Mal erblickte er seine Mutter, die ihn an den Schultern hielt und schüttelte.
    »Was ist denn los?«, fragte er und setzte sich auf.
    »Was ist mit dir los?«, gab seine Mutter zurück. »Du liegst da wie in Trance. Ich habe versucht, dich zu wecken. Was ist mit dir?«
    »Ich habe geschlafen«, stammelte er.
    Helenes Tonfall hörte sich zugleich wütend und verängstigt an, grenzte an Hysterie. Justin wusste nicht, was er davon halten sollte. »Mit offenen Augen?«, fragte sie.
    »Ja.«
    »Nimmst du Drogen?«, brüllte seine Mutter ihn an.
    »Drogen? Nein. Ich nehme keine Drogen.«
    »Warum

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