Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel

Titel: Das Allheilmittel - Valoppi, J: Allheilmittel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Valoppi
Vom Netzwerk:
Münze und verließ den Stand.
    »Warte mal, Junge«, rief Saul, als er die Seite umblätterte: »Willst du noch eine interessante Fußnote hören?«
    Doch Justin war bereits in der Menge verschwunden.
    »So was, so was«, murmelte Saul bei sich. »Diese Münze kommt in der Bibel vor.«

84
    Helene beobachtete, wie Dr. Viviee durch die Gänge lief – wie ein Herrscher durch seine Hallen. Das Studio hatte sich in sein Hoheitsgebiet verwandelt. Er drückte mit genug Kraft gegen die Querstange der großen Metalltür, um sie weit aufzuschleudern, trat in einen Strahl kühlen Sonnenlichts hinaus und stellte sich der Menge seiner Bewunderer.
    Er wartete, bis Stille unter den Leuten einkehrte, dann wartete er noch etwas länger. Schließlich hob er die Arme, drehte die Handflächen der Menge zu und lächelte. Alle jubelten.
    Helene widerstand dem Drang, die Kontrolle zu übernehmen. Sie blieb einige Schritte hinter dem Arzt stehen. Sie hatte nichts zu bieten, was diese nach Heil suchenden Menschen zu befriedigen vermocht hätte. Dies war sein Moment.
    Eine junge Frau hob die Hand. Mit schwarzem Filzstift hatte sie einen großen Kreis mit drei gekrümmten Spitzen darauf gemalt. »Ich will das Heilmittel, Dr. Viviee. Bitte, nehmen Sie mich. Ich brauche das Mittel ...«
    Andere in der Menge holten Kugelschreiber und Stifte hervor, mit denen sie sich ebenfalls Kreise auf die Hände malten. Wie Studenten, die bei einer Prüfungsarbeit voneinander abschrieben, zeichneten sie das genaue Muster voneinander ab, dann hoben sie nacheinander die Arme hoch.
    Teng und Claire kamen hinter Helene herbei und stellten sich neben sie auf die Plattform am Kopf der Treppe. Zu dritt beobachteten sie, wie die verzweifelten Menschen den Mann anflehten, der ihre einzige Hoffnung verkörperte.
    Dann bahnten sich vom hinteren Ende der Menge sechs bewaffnete Polizeibeamte einen Weg nach vorne. Sie erklommen die Treppe und traten auf Dr. Viviee zu, der nach wie vor lächelnd etwas abseits der anderen stand.
    »Dr. Smith Viviee?«, fragte einer der Beamten.
    »Ja, das bin ich.«
    »Sie sind wegen Ausübung von Medizin ohne Zulassung verhaftet. Wenn Sie uns jetzt bitte ...« Viviee hatte die Hände bereits angehoben und ausgestreckt. Ein anderer Beamter legte ihm Handschellen um die sehnigen Gelenke an. Dann führten ihn zwei Beamte ab, einer an jedem Arm, während zwei weitere vorausgingen und zwei am Schluss folgten.
    Als sie die Treppe hinabstiegen, blieb Viviee kurz stehen. »Ich werde euch nicht im Stich lassen«, rief er der Menge zu. »Keine Sorge, ich werde euch nicht im Stich lassen.«
    Als die Worte aus seinem Mund drangen, wurde eine junge Frau, die auf einer behelfsmäßigen Bahre lag, die aus einer alten Decke zu bestehen schien, über die Menge gehoben. Sie konnte nicht älter als neunzehn oder zwanzig Jahre gewesen sein.
    »Helfen Sie meiner Tochter!«, flehte ein Mann. Helene sah, dass etliche Fernsehkameras auf sein Gesicht zoomten, um seine Tränen zu zeigen. »Ich weiß, dass Sie ihr helfen können. Bitte, ich flehe Sie an. Sie sind ihre einzige Hoffnung.«
    Ein Fotograf kletterte auf einen Haufen zerbrochener Möbel in einer Mülltonne und streckte seine Kamera hoch über den Kopf. Er zielte damit auf das zu einer Grimasse verzogene Gesicht der jungen Frau; ihre fahle Haut bildete einen scharfen Kontrast zum Dunkelblau und Rot der alten Decke. Das Licht erfasste die Tränen in ihren Augen genau im richtigen Winkel, und Helene konnte sich vorstellen, wie sie auf Fernsehbildschirmen in ganz New York City glitzerten, als die Lokalsender nacheinander ihre regulären Programme unterbrachen, um über das Spektakel zu berichten.
    »Das ist nicht das Ende«, brüllte Helene. »Das ist erst der Anfang. Wir heuern den besten Anwalt der Stadt an, um diesen Mann sofort aus dem Gefängnis zu holen. Ich werde so eine Ungerechtigkeit nicht tatenlos mit ansehen. Der Mann verdient es nicht, in Handschellen abgeführt zu werden. Meine Mutter ist der lebende Beweise dafür.« Die Menge tobte. »Wir werden herausfinden, wohin genau er gebracht wird. Wenn Sie alle kurz warten, haben wir die Antwort in ein paar Minuten. Dann können wir uns alle gemeinsam dorthin begeben.« Trotzig streckte sie die Faust empor. »Wir sehen uns auf den Stufen des Gerichtsgebäudes!«
    Eine beinah übernatürliche Stille breitete sich aus. Nun würden die Menschen warten. Sie setzten sich auf die Randsteine, auf den Bürgersteig, überall, wo sie Platz fanden, und warteten

Weitere Kostenlose Bücher