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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Handwagen, schnappte sich eine Decke und kehrte an seinen Platz zurück. Du Armleuchter, warum hast du mir keine mitgebracht?, dachte Bryan und überlegte, es ihm nachzutun. Verstohlen beobachtete er die dösenden uniformierten Frauen am Ende der Halle.
    Er entschied sich dagegen.
     
    Irgendwann später in der Nacht flog die Tür zum Hof auf, die Deckenbeleuchtung wurde eingeschaltet und schlagartig war es gleißend hell. Bryan lag regungslos da. Die S S-Soldaten marschierten schnurstracks auf zwei Männer zu, die sich in Decken gehüllt hatten, bückten sich, nahmen die Krankenakten an sich und rissen vom Deckblatt oben eine Ecke ab.
    Einer der so gekennzeichneten Männer lag neben James. Der Stoffhaufen, der auf ihm lag, war James’ Decke. Bryan bezweifelte, ob er so geistesgegenwärtig gewesen wäre.
    James hatte genau gewusst, warum er nur eine Decke vom Handwagen gezogen hatte.

7
    DIE NÄCHTLICHE KONTROLLE hatte den ganzen Saal geweckt. Obwohl nun die meisten ein Nachthemd trugen und die Decken inzwischen an alle verteilt waren, hatte das Klagen und Stöhnen Stunde um Stunde zugenommen: Die Wirkung der Medikamente ließ langsam nach.
    Manche wiegten sich vor und zurück, andere lagen in unbequemen Stellungen, die Mienen vieler waren wie erstarrt. So etwas hatte Bryan noch nie gesehen. Er selbst lag einfach nur still da.
    Einige Soldaten inspizierten oberflächlich den Saal. Einer von ihnen trug einen schwarzen knöchellangen Mantel, den er bis oben zugeknöpft hatte. Als er mit dem Fuß aufstampfte, sahen alle auf. Auf einen Befehl hin erhoben sich einige der Kranken unwillig. Sie zogen an den Hemden ihrer Nachbarn, bis auch die sich erhoben. Am Ende waren nur noch sechs oder sieben Männer liegen geblieben.
    Mit zwei Pflegern im Gefolge stellte der im Mantel einem der Liegenden eine Frage. Als er keine Antwort erhielt, gab er den Helfern einen Wink, und die packten den Kranken unter den Achseln und stellten ihn auf die Füße. Sobald sie ihn losließen, sank er in sich zusammen und schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf. Der Knall war so heftig, dass Bryan nach Luft schnappte. Die Pfleger knieten neben dem Bewusstlosen, um ihn wieder auf seine Matratze zu legen. Sie sahen den Offizier an, aber der ging schon geradewegs weiter zu Bryan hinüber.
    Als Bryan in dessen bleiches Gesicht sah, rappelte er sich lieber selbst auf.
    Er schwankte und ihm zitterten die Knie, schließlich hatteer schon seit Tagen nicht mehr gestanden. Das Blut lief ihm aus dem Kopf, ihm wurde schwindlig. Dennoch blieb er stehen.
    Von den anderen folgte nur James seinem Beispiel.
     
    Bei der nun folgenden beißenden Entlausung versuchte Bryan, in James’ Nähe zu gelangen. Aber die Frauen klatschten unablässig die Gummihandschuhe gegen die Gummischürzen und sorgten dafür, dass die Schar ständig in Bewegung blieb.
    James stand vor einer gekachelten Wand in der Schlange und hielt wie alle anderen ein nummeriertes Hemd im Arm. Sie warteten, dass die nächsten Duschen frei würden und sie an die Reihe kamen. Einer der Nackten unter der Dusche hatte den Kopf in den Nacken gelegt und starrte mit weit geöffneten Augen in den Wasserstrahl. Das tat er eine endlos lange Zeit. Dann fing er vor Schmerzen an zu schreien, und das Geheul breitete sich von einem zum anderen aus. Es klang wie ein Rudel heulender Wölfe.
    Genauso schnell, wie der Lärm entstanden war, kehrte unter Schlägen und Drohungen wieder Ruhe ein. Derjenige, der angefangen hatte, stand jammernd mit roten Augäpfeln da und bezog Prügel, ohne dass er mitbekam, was rings um ihn los war. Dann zogen sie ihn an den Haaren und schleuderten ihn gegen die Wand. Erst als sie ihn in die Zwangsjacke gesteckt hatten, verstummte er.
    Das Letzte, was Bryan von James sah, war, wie er sich lächelnd vor sich hin summend und anscheinend völlig apathisch unter die eiskalte Dusche schieben ließ. Das Hemd hielt er immer noch fest.
     
    Im Saal wurden ihnen allen Schuhe in derselben Größe ausgeteilt. Sie mussten vor den Sprossenwänden in Dreierreihen Aufstellung nehmen, das Gesicht der Saalmitte zugewandt. Einige wenige hatte man sofort herausgegriffen, sie nahmen an der Außenwand Aufstellung und warteten. Bryan erkanntezwei von denen wieder, die es in der Nacht gewagt hatten, sich selbst Decken zu holen. Offenbar begriffen sie nicht, was es mit ihrem Sonderstatus auf sich hatte.
    In der Zwischenzeit hatte man hinter den Vorhängen mehrere Tische aufgestellt. Der Offizier hatte seinen Mantel

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