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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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Gesichtsfarbe änderte sich zusehends. Nachdem er sie einige Minuten ausgefragt hatte, sah sie sich um, und in ihrem Gesicht stand nichts als der Wunsch zu fliehen.
    Da bückte sich der Offizier und verschwand aus Bryans Gesichtsfeld. Einen Moment später tauchte er an Bryans Bett auf. Wie ein Spürhund kroch er über den Fußboden. Nach kurzem Suchen hatte er zwei weitere Tabletten gefunden. Bryan war entsetzt.
    Alle wurden hereingerufen. Die Krankenschwestern, die gerade Dienst hatten, und die Nachtschwester, die kaum noch die Augen offen halten konnte. Die Wärter, deren Aufgabe darin bestand, die Patienten zur Elektroschockbehandlung zu bringen und abzuholen, außerdem die Pfleger, darunter Vonnegut, die Schwesternhelferinnen, die Putzfrauen, Assistenzarzt Holst und sogar Professor Thieringer. Keiner hatte eine vernünftige Erklärung.
    In dem Sicherheitsoffizier wuchs angesichts der Aussagen unübersehbar die Überzeugung, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmte.
    Schließlich wurde noch der vorgesetzte Offizier, der sie in der Turnhalle verhört hatte, dazugeholt und über den Vorfallinformiert. Von den vielen Wörtern, die in der aufgeregten Stimmung fielen, verstand Bryan nur eines.
    »Simulant.«
     
    Binnen kürzester Zeit wurde eine gründliche Untersuchung der Station anberaumt. S S-Soldaten durchsuchten jeden Quadratzentimeter auf Knien. Kein einziges denkbares Versteck wurde ausgelassen: Toilettenschränke, Zeitungen, Wäsche und Bettwäsche, Matratzen, Fensterrahmen und Fensterläden. Nur die wenigen Patienten, die tatsächlich nicht in der Lage waren, aufzustehen, durften liegen bleiben. Alle anderen standen mit nackten Beinen an der Wand und sahen irritiert zu. In einem unbemerkten Augenblick hatte James Jills Halstuch unter der Matratze vorgezogen und es sich so umgebunden, dass es vom Krankenhemd verdeckt war.
    Oberarzt Thieringer, verärgert und unglücklich, weil er die Situation nicht unter Kontrolle hatte, mahnte zur Besonnenheit. Aber er schwieg, als sie die Pfropfen am Fuß eines Bettgestells herauszogen und Dutzende von Tabletten herausrollten.
    In dem Moment erstarrte jeder, der sich im Raum bewegt hatte. Der S S-Offizier , der die Aktion befehligte, gab sofort Order, bei sämtlichen Betten die Pfropfen zu lösen. Der Sicherheitsoffizier befragte Vonnegut. Als würde man ihn zwingen, seine eigenen Kinder anzuzeigen, hob er langsam und widerwillig die eiserne Faust und deutete auf die Mitte der Schar vor der Wand. Der Magere der siamesischen Zwillinge schrie auf und fiel am ganzen Körper zitternd vor dem Sicherheitsoffizier auf die Knie.
    Während der Untersuchung der Bettpfosten sandte Bryan ein Stoßgebet zum Himmel, auch nicht eine einzige kleine Tablette möge letzte Nacht in dem Stahlrohr hängen geblieben sein. Erst nachdem der Magere schluchzend abgeführt worden und im Krankenzimmer wieder Ruhe eingekehrt war, begriffBryan, dass er in diesem Moment das Unglück des anderen besiegelte. Gleichzeitig wusste er nun mit absoluter Sicherheit, dass von den ursprünglichen zweiundzwanzig Patienten mindestens sechs Simulanten waren. Eine unglaubliche Zahl, aber wer wusste schon, ob sie nicht sogar noch höher lag? Den mageren siamesischen Zwilling hätte er nicht im Geringsten verdächtigt. Ganz im Gegenteil hatte dieser im Laufe der vergangenen Monate das Bild eines mental schwer gestörten Menschen abgegeben, der nach und nach, wenn auch unendlich langsam, genas. Seit Bryan ihn damals im Lastwagen erlebt hatte, war er bis ins kleinste Detail überzeugend gewesen.
    Vier Betten weiter saß der zweite der siamesischen Zwillinge auf der Bettkante und bohrte sich in der Nase, wie er es immer getan hatte. Unfassbar die Vorstellung, auch er könne simulieren. Nichts deutete darauf hin, dass er über das Geschehen traurig war. Reaktion zeigte er allenfalls, wenn sein Zeigefinger erfolgreich war.
    Auch später, als der Magere in den Raum zurückgebracht wurde, blass und übel zugerichtet, schien das seinen »Zwillingsbruder« nicht sonderlich zu beeinflussen. Der lächelte nur und bohrte weiter. Bryan hingegen traute seinen Augen nicht. Wie es dem Mageren gelungen war, freizukommen, wusste er nicht, aber es beunruhigte ihn.
    Alle anderen schienen mit dem Ausgang zufrieden zu sein. Die Ärzte lächelten, und die diensthabende Krankenschwester war ungewohnt freundlich. Der Druck hatte bleischwer auf ihnen allen gelastet.
     
    Am nächsten Morgen holten sie den Mageren wieder ab. Die ganze Nacht

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