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Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus

Titel: Das Alphabethaus - Adler-Olsen, J: Alphabethaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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nahm ihn gefangen.
    »Ja, das heißt, dass die rechte Rheinseite gestern von einhundertsieben B-Siebzehnern bombardiert wurde. Die haben zweihundertneunundsechzig Tonnen Bomben abgeworfen. Das sagt mir zwar nichts, ist aber sicher eine Menge. In dem Zusammenhang kann ich Ihnen auch mitteilen, Mr.   Young, dass einige dieser Tonnen für Ihr altes Lazarett vorgesehen waren. Wir brauchen wohl nicht mehr zu befürchten, dass aus dieser Irrenanstalt noch Leute an die Front geschickt werden. Was meinen Sie?«
     
    Das junge Mädchen aus Wales gab später zu Protokoll, dass Bryan in diesem Augenblick rückwärts die Treppe hinuntergestürzt war. Die Ärzte meinten, er habe sich auf jeder einzelnen Stufe einen Knochen gebrochen.
    In seiner Personalakte wurde vermerkt, es sei ein Unfall gewesen.

TEIL 2

PROLOG 1972
    SEIT ÜBER EINER halben Stunde rollte der Verkehr in dichtem Strom Richtung Westen. Von unten aus dem Hauswirtschaftsraum hörte sie das Radio dudeln, ihre Haushälterin summte wenig harmonisch mit. Schon jetzt war es unerträglich heiß im Zimmer. In diesem Sommer knallte die Sonne erbarmungslos vom Himmel.
    Sie sah noch einmal in den Spiegel.
    Seit geraumer Zeit ertappte sie ihren Mann dabei, wie er sie mit diesem etwas wehmütigen Blick betrachtete, den manche Psychologen als Zeichen einer beginnenden Midlife-Crisis auslegen würden   – doch sie wusste es besser. Ihr Spiegelbild log nicht, man sah ihr die Jahre an.
    Mit einem Finger zog sie vorsichtig am Mundwinkel. Die Haut war nur noch mäßig geschmeidig. Sie befeuchtete die Lippen und neigte den Kopf zur Seite.
    Wie die Zeit vergangen war.
    Heute Morgen war sie nach einer unruhigen Nacht als Erste aufgestanden. Ihr Mann hatte offenbar seit Stunden wach gelegen und an die Decke gestarrt. Sie kannte diese Nächte. Immer wieder gab es Phasen, in denen furchtbare Albträume ihn heimsuchten.
    Vergangene Nacht war es wieder mal soweit gewesen.
     
    Er kam erst nach dem Frühstück herunter. Einen Moment blieb er unschlüssig bei ihr stehen. Seine sanften Augen wirkten, als wäre er noch nicht ganz wach. Zaghaft zeichnete sich ein entschuldigendes Lächeln ab. »Ich muss los«, sagte er.
    Das Wohnzimmer wirkte auf einmal viel zu groß.
    Da klingelte das Telefon. Widerwillig nahm sie ab. »Laureen«, meldete sie sich und fasste sich unwillkürlich an den Hinterkopf, als sie die Stimme ihrer Schwägerin hörte.
    Das Haar saß, wie es sollte, straff zurückgebunden.

29
    » NEIN, ICH KANN Ihnen leider nicht sagen, wann Mr.   Scott hier sein wird. Ja, richtig, normalerweise kommt er vor zehn.« Die Sekretärin legte den Telefonhörer auf die Gabel und lächelte die beiden Männer entschuldigend an, die seit 9.29   Uhr in ihrem Vorzimmer saßen und geduldig Löcher in die Luft starrten. Doch jetzt sahen auch sie auf ihre Armbanduhren. Rolex, registrierte sie, und ließ den Blick zu den trompetenförmigen Hosenbeinen des jüngeren Mannes wandern. Was für ein Geck!, dachte sie.
    Endlich kam das erlösende Zeichen, und das winzige rote Lämpchen der Sprechanlage vor ihr leuchtete auf.
    »Mr.   Scott ist bereit, Sie jetzt zu empfangen.« Ihr Chef hatte in der Tiefgarage auf der Kennington Road geparkt und war über die Hintertreppe heraufgekommen. Der Brook Drive war um diese Zeit vermutlich mal wieder völlig verstopft gewesen.
     
    Mr.   Scott begrüßte seine Gäste ausgesprochen förmlich. Er kannte sie nicht und hatte auch nicht um ihr Kommen gebeten. Er hatte wie immer mehr als genug zu tun. Die hohe Arbeitsbelastung war natürlich eine Folge der hervorragend laufenden Geschäfte seiner Firma   – aber langsam wurde es ihm zu viel. In dieser Woche hatte er entschieden zu wenig geschlafen.
    »Entschuldigen Sie die Verspätung, meine Herren, aber es war kein Durchkommen auf der M2.«
    »Ach, Sie kommen von Osten her in die Stadt.« Der ältere Mann lächelte. »Wohnen Sie immer noch in Canterbury?«
    Forschend sah Mr.   Scott seinen Gast an. Dann warf er noch mal einen Blick auf seinen Bürokalender, wo die Namen derbeiden vermerkt waren. Direktor Clarence W.   Lester und sein Juniorpartner W.   W.   Lester von Wyscombe & Lester & Sons in Coventry. »Ja. Ich habe nie woanders gewohnt.« Er lächelte und kniff dabei die Augen zusammen. Viele Menschen fanden die tiefen Falten in seinen Augenwinkeln attraktiv. »Und wir sind uns schon einmal begegnet, Mr.   Lester?«
    »Oh ja, das will ich meinen. Allerdings ist das schon viele Jahre her. Waren ganz

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