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Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Titel: Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Chbosky
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abgeholt hatte.
    Nach dem Ball sind wir mit Sams Pick-up nach Hause gefahren. Diesmal saß Patrick am Steuer. Als wir uns dem Fort-Pitt-Tunnel näherten, bat Sam Patrick, am Straßenrand anzuhalten. Ich hatte keine Ahnung, was vor sich ging. Dann kletterte Sam in nichts als ihrem Ballkleid auf die Ladefläche des Pick-up und sagte Patrick, er solle weiterfahren,
und Patrick grinste nur. Offenbar hatten sie das schon öfter gemacht.
    Jedenfalls trat Patrick aufs Gas, und kurz bevor wir in den Tunnel fuhren, stand Sam auf, und der Wind verwandelte ihr Kleid in Meereswellen. Dann, als wir in den Tunnel rasten, wurden alle Fahrgeräusche verschluckt, und an ihre Stelle trat ein Song vom Kassettendeck. Ein wunderschöner Song mit dem Titel »Landslide«. Schließlich fuhren wir wieder aus dem Tunnel raus, und Sam stieß einen Freudenschrei aus, und da waren wir dann: Downtown. Lichter auf den Hochhäusern und alles, was einen staunen lässt. Sam setzte sich wieder hin und fing an zu lachen. Patrick fing an zu lachen. Ich fing an zu lachen.
    Und ich schwöre, in diesem Moment waren wir grenzenlos.
     
    Alles Liebe,
Charlie

2

    7. November 1991
    Lieber Freund,
    heute war einer jener Tage, an denen es mir nichts ausmacht, zur Schule zu gehen, weil das Wetter so schön war. Wolken flogen über den Himmel, und die Luft fühlte sich an wie ein warmes Bad. Ich glaube nicht, dass ich mich je so sauber gefühlt habe. Als ich heimkam, musste ich für mein Taschengeld den Rasen mähen, aber auch das machte mir nichts aus. Ich lauschte einfach der Musik, atmete den Tag ein und erinnerte mich. Daran, wie es war, durch die Nachbarschaft zu schlendern und die Häuser und Gärten und bunten Bäume zu betrachten, und man gar nicht mehr brauchte.
    Ich weiß nichts über Zen oder darüber, wie die Chinesen und Inder ihre Religion ausüben, aber eines der Mädchen von der Party – mit dem Tattoo und dem Bauchnabelpiercing – ist seit Juli Buddhistin. Sie redet über kaum etwas anderes, außer vielleicht darüber, wie teuer Zigaretten sind. Ich sehe sie manchmal in der Mittagspause, wenn sie mit Patrick und Sam eine raucht. Sie heißt Mary Elizabeth.
    Das Tolle an Zen ist, hat mir Mary Elizabeth erklärt, dass es einen mit der ganzen Welt verbindet. Du bist Teil der Bäume und des Grases und der Hunde. So in etwa. Sie hat mir auch erklärt, wie ihr Tattoo das alles symbolisiert, aber das habe ich vergessen. Also denke ich einfach, dass Zen ein Tag wie heute ist, wenn man Teil der Luft ist und sich erinnert.
    Eine Sache, an die ich mich erinnere, ist, dass die Kinder hier in der Nachbarschaft immer ein bestimmtes Spiel
spielten. Einer hat einen Football oder so etwas, und die anderen versuchen, ihm den Ball abzunehmen. Dann rennt der Nächste mit dem Ball los, wer immer ihn gekriegt hat, und die anderen versuchen wieder, ihm den Ball abzunehmen. Das konnte stundenlang so gehen. Ich habe nie so ganz den Sinn dieses Spiels verstanden, aber mein Bruder war ganz verrückt danach. Allerdings machte ihm mit dem Ball rumzurennen nicht so viel Spaß wie jemandem nachzujagen. Die Kinder nannten das Spiel »Fang die Schwuchtel«. Ich habe nie wirklich darüber nachgedacht, bis jetzt.
    Patrick hat mir von sich und Brad erzählt, und jetzt verstehe ich, warum er nicht wütend auf Brad war, als der beim Ball mit einem Mädchen getanzt hat. Vor einigen Jahren waren Patrick und Brad gemeinsam mit den anderen beliebten Schülern auf einer Party gewesen. Tatsächlich war Patrick damals ziemlich beliebt – bis Sam ihm irgendwann zeigte, was gute Musik war.
    Jedenfalls, auf dieser Party waren Patrick und Brad ziemlich betrunken. Wobei Brad laut Patrick sehr viel betrunkener tat, als er wirklich war. Sie hingen mit einem Mädchen namens Heather im Keller rum, und als Heather ins Bad ging, waren Brad und Patrick allein. Patrick meint, es war für sie beide unangenehm und aufregend zugleich.
    »Du bist doch im Kurs von Mr. Brosnahan, oder?«
    »Warst du eigentlich schon mal auf einer Pink-Floyd-Lasershow? «
    »Bier auf Wein – das mag kein Schwein.«
    Als ihnen der Smalltalk ausging, sahen sie sich einfach an. Und dann begannen sie rumzumachen, dort im Keller.
Patrick sagt, es wäre gewesen, als hätte man ihnen die ganze Last der Welt von den Schultern genommen.
    Am Montag darauf in der Schule aber sagte Brad nur immer wieder:
    »Mann, war ich besoffen! Ich erinnere mich an überhaupt nichts mehr.«
    Er sagte das jedem, der auf der Party gewesen war.

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