Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower
mich verbessere, ohne es zu bemerken. Übrigens gibt mir Bill im Unterricht und im Zeugnis immer Einser, die Noten für die Aufsätze bleiben unter uns.
Jedenfalls, ich habe mir überlegt, dass ich vielleicht schreiben will, wenn ich erwachsen bin. Ich weiß nur noch nicht, was.
Vielleicht für Magazine oder so, einfach damit ich mal einen Artikel sehe, in dem nicht so etwas steht wie:
»Während _________ sich den Honigsenf von den Lippen tupfte, redete sie über ihren dritten Mann und die heilende Kraft von Kristallen.«
Aber ich glaube, ich wäre ein ziemlich schlechter Magazinjournalist, weil ich mir gar nicht vorstellen kann, einem Politiker oder Schauspieler richtige Fragen zu stellen – vermutlich würde ich ihn nur um ein Autogramm für meine Mutter bitten, und vermutlich würde man mich dafür rausschmeißen. Also dachte ich, dass ich stattdessen vielleicht für eine Zeitung schreibe, weil ich da ganz normalen Leuten Fragen stellen könnte, aber meine Schwester meint, Zeitungen würden ohnehin nur lügen. Keine Ahnung, ob das stimmt – also muss ich wohl noch ein paar Jahre warten.
Ich arbeite allerdings inzwischen bei einem Fanzine namens Punk Rocky mit. Das ist ein fotokopiertes Heft über Punk-Rock und die Rocky Horror Picture Show . Ich schreibe zwar nicht dafür, aber ich helfe hier und da aus.
Mary Elizabeth kümmert sich vor allem um dieses Fanzine, so wie sie sich um die örtlichen Aufführungen der Rocky Horror Picture Show kümmert. Mary Elizabeth ist echt interessant – sie hat ein Tattoo, das den Buddhismus symbolisiert, ein Bauchnabelpiercing und eine Frisur, mit der sie die Leute verrückt macht, aber wenn sie sich für etwas zuständig fühlt, benimmt sie sich genau wie mein Vater, wenn er von einem »langen Tag« nach Hause kommt. Sie ist ein Senior, und sie behauptet, dass meine Schwester eine Zicke und eine Streberin ist. Ich habe ihr gesagt, dass sie nicht so über meine Schwester reden soll.
Ich glaube, von all den Dingen, die ich dieses Jahr gemacht habe, war die Rocky Horror Picture Show bisher das Beste. Patrick und Sam haben mich an Halloween mit ins Kino genommen, und das ist wirklich ein großer Spaß, weil einige Zuschauer sich wie die Schauspieler anziehen und den Film, während er läuft, vor der Leinwand nachspielen. Und an bestimmten Stellen grölt das ganze Publikum mit. Vermutlich kennst Du das alles, aber ich dachte, ich erwähne es trotzdem, falls nicht.
Patrick spielt »Frank N. Furter«. Sam spielt »Janet«. Und das lenkt ganz schön vom eigentlichen Film ab, weil Sam in Unterwäsche rumläuft, wenn sie Janet spielt. Ich versuche wirklich, nicht auf die Art an sie zu denken, aber es fällt mir immer schwerer.
Um ehrlich zu sein, ich liebe Sam. Aber nicht die Art von Liebe wie in Filmen. Ich sehe sie einfach an und denke, dass sie der hübscheste und netteste Mensch auf der ganzen Welt ist. Sie ist auch klug und lustig. Ich habe ein Gedicht für sie geschrieben, nachdem wir in der Rocky Horror Picture Show waren, aber ich habe es ihr nicht gezeigt, weil ich mich zu sehr geschämt habe. Hier beifügen möchte ich es auch nicht, denn das fände ich unhöflich gegenüber Sam.
Das wirklich Dumme ist, dass Sam jetzt mit einem Jungen namens Craig ausgeht.
Craig ist älter als mein Bruder. Ja, er könnte schon einundzwanzig sein, weil er nämlich Rotwein trinkt. Craig spielt »Rocky« in der Rocky Horror Picture Show , und Patrick meint, er sei ein »heißes Schnittchen«. Keine Ahnung, wo Patrick immer solche Ausdrücke hernimmt.
Aber ich schätze, er hat Recht – Craig ist schon ein heißes Schnittchen. Er ist auch ziemlich kreativ. Um die Kunsthochschule bezahlen zu können, modelt er für JC-Penney-Kataloge und so was. Und er macht selbst Fotos. Ich habe ein paar gesehen, die waren wirklich gut. Dieses eine Bild von Sam ist wunderschön. Es ist eigentlich unmöglich, zu beschreiben, wie schön, aber ich versuche es mal.
Wenn Du Dir »Asleep« anhörst und an diese Sonnentage denkst, an denen man sich an bestimmte Sachen erinnert, und an die schönsten Augen denkst, die Du je gesehen hast, und weinst und von genau dem Menschen getröstet wirst, dann hast Du eine ungefähre Vorstellung davon, wie schön.
Ich wünschte, Sam würde Craig nicht so gern haben.
Jetzt glaubst Du wahrscheinlich, dass ich eifersüchtig bin. Bin ich nicht. Ganz ehrlich. Es ist nur so, dass Craig einfach nicht richtig zuhört, wenn Sam ihm etwas erzählt. Ich behaupte nicht, dass
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