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Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Titel: Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Chbosky
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Sie ist eine gute Frau, tief in ihrem Inneren … Ihr solltet stolz auf sie sein …«

    Als ich meiner Mutter das erzählte, wurde sie sehr traurig, weil er es nie über sich gebracht hatte, ihr diese Dinge persönlich zu sagen. Nie. Nicht einmal damals, als er sie zum Altar geführt hatte.
    Dieses Jahr verlief Thanksgiving jedoch anders. Das lag am Footballspiel meines Bruders, das wir auf Video aufgenommen hatten. Die ganze Familie war um den Fernseher herum versammelt, sogar meine Großtanten, die sich sonst nie ein Spiel ansahen. Und ich werde nie den Ausdruck auf ihren Gesichtern vergessen, als mein Bruder aufs Feld lief. Es war eine Mischung aus allem Möglichen. Einer meiner Cousins arbeitet an einer Tankstelle. Der andere ist seit seiner Handverletzung vor zwei Jahren arbeitslos. Und der dritte hat seit etwa sieben Jahren vor, zurück aufs College zu gehen. Und mein Vater sagte einmal, dass sie ziemlich eifersüchtig auf meinen Bruder sind, weil sich ihm eine Chance geboten und er etwas daraus gemacht hat.
    Aber als mein Bruder aufs Spielfeld lief, war das alles egal – die ganze Familie war stolz auf ihn. Und alle jubelten, wenn ihm ein guter Spielzug gelang, und das, obwohl einige von uns das Spiel ja schon gesehen hatten. Ich sah zu meinem Vater, und er lächelte. Ich sah zu meiner Mutter, und sie lächelte, auch wenn sie sich Sorgen machte, dass mein Bruder sich verletzen könnte, was ziemlich komisch war, weil es ja eine Aufzeichnung war und sie wusste, dass er sich nicht verletzt hatte. Meine Großtanten und meine Cousins und deren Kinder und alle anderen lächelten ebenfalls. Sogar meine Schwester. Nur zwei Leute im Raum lächelten nicht. Mein Großvater und ich.

    Mein Großvater weinte.
    Es war ein stilles, heimliches Weinen, und nur ich bemerkte es. Ich stellte ihn mir vor, wie er zu Mom aufs Zimmer ging – damals, als sie noch klein war – und sie schlug und dann ihr Zeugnis mit den schlechten Noten hochhielt und sagte, dass das nie wieder vorkommen dürfe. Und ich überlegte, ob er dabei vielleicht meinen älteren Bruder im Sinn gehabt hatte. Oder meine Schwester. Oder mich. Vielleicht wollte er sicherstellen, dass er der Letzte war, der in einer Fabrik arbeiten musste.
    Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist. Ich weiß nicht, ob es besser ist, seine Kinder einfach gut zu behandeln und sie selbst entscheiden zu lassen, was sie mit ihrem Leben anfangen. Ich weiß nicht, ob es besser ist, sich mit seiner Tochter einfach gut zu verstehen, statt sie dazu zu zwingen, ein besseres Leben zu führen als man selbst. Ich weiß es nicht. Ich saß einfach still da und beobachtete ihn.
    Als das Spiel vorbei war und wir gegessen hatten, sagte jeder, wofür er dankbar war. Das meiste hatte mit meinem Bruder oder der Familie oder den Kindern oder Gott zu tun. Und jeder meinte es genau so, wie er es sagte, egal, was morgen sein würde. Als ich an der Reihe war, dachte ich lange nach, denn es war das erste Mal, dass ich am großen Tisch bei den Erwachsenen saß, weil mein Bruder ja nicht da war.
    »Ich bin dankbar, dass mein Bruder im Fernsehen Football gespielt hat, weil es deshalb keinen Streit gab.«
    Die meisten am Tisch sahen ziemlich betreten drein, ein paar von ihnen waren aber auch richtig verärgert. Mein
Vater sah aus, als ob er wüsste, dass ich Recht hatte, aber nichts dazu sagen wollte, weil es nicht seine Familie war. Meine Mutter blickte sich nervös um und fragte sich ganz offensichtlich, wie wohl ihr Vater reagieren würde. Nur einer sagte etwas. Das war meine Großtante, die sich sonst immer im Bad einschließt.
    »Amen.«
    Und irgendwie war damit alles okay.
    Als wir uns zum Aufbruch fertig machten, ging ich noch einmal zu meinem Großvater und umarmte ihn und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Er wischte sich die Stelle mit der Hand ab und sah mich komisch an. Er mag es nicht, wenn die Jungs in der Familie ihn anfassen. Sollte er aber sterben, bin ich froh, dass ich es trotzdem getan habe. Bei Tante Helen konnte ich es nämlich nicht mehr tun.
     
    Alles Liebe,
Charlie
    7. Dezember 1991
    Lieber Freund,
    hast du schon mal etwas von »Secret Santa« gehört? Ein paar Freunde ziehen jeder einen Namen aus einem Hut und kaufen dann Weihnachtsgeschenke für die Person, die sie gezogen haben. Die Geschenke werden heimlich in den jeweiligen Spinden deponiert. Und am Ende gibt es
dann eine Party, auf der sich die Weihnachtsmänner zu erkennen geben und ihre letzten Geschenke überreichen.
    Sam

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