Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower
Homeruns schlagen, eines Tages Väter sein werden. Und wenn seine Kinder sich dann das Foto ihres Vaters im Schuljahrbuch ansehen, werden sie denken, dass ihr Vater echt gut aussah und ein markantes Gesicht hatte und dass er auf dem Foto viel glücklicher wirkt als sie selbst.
Hoffentlich vergesse ich nicht, meinen Kindern einmal zu sagen, dass sie genauso glücklich sind, wie ich auf den alten Fotos aussehe. Und hoffentlich werden sie mir das glauben.
Alles Liebe,
Charlie
18. November 1991
Lieber Freund,
gestern hat mein Bruder endlich angerufen. Er schafft es dieses Thanksgiving nicht nach Hause, weil er vor lauter Football mit der Schule hintendran ist. Meine Mutter hat sich darüber so aufgeregt, dass sie mit mir Anziehsachen kaufen ging.
Du glaubst jetzt bestimmt, dass ich übertreibe, aber ich schwöre Dir, dass von dem Moment an, als wir ins Auto stiegen, bis zu dem Moment, als wir wieder nach Hause kamen, meine Mutter keine Sekunde aufgehört hat zu reden. Nicht ein Mal. Auch nicht, als ich in der Umkleidekabine war und Hosen anprobiert habe.
Sie stand vor der Kabine und machte sich laut Sorgen. Jeder konnte sie hören. Sie sagte, mein Vater hätte darauf bestehen sollen, dass mein Bruder nach Hause kommt, und sei es nur für einen Nachmittag. Sie sagte, meine Schwester solle lieber anfangen, sich Gedanken über ihre Zukunft zu machen und sich »Ausweichschulen« zu suchen, sollte es mit der Bewerbung bei den besseren Schulen nichts werden. Und dann sagte sie, Grau würde mir als Farbe wirklich gut stehen.
Ich verstehe meine Mutter. Wirklich.
Früher, wenn wir einkaufen gingen, stritten meine Schwester und mein Bruder immer miteinander, und ich saß unten im Einkaufswagen, und meine Mutter regte sich immer so über die Streiterei auf, dass sie den Wagen immer schneller schob und ich mir wie in einem U-Boot vorkam.
Gestern war es genau dasselbe, nur dass ich inzwischen vorne sitzen darf.
Als ich Sam und Patrick heute in der Schule traf, waren sie sich einig, dass meine Mutter einen wirklich guten Geschmack hat, was Anziehsachen betrifft. Ich habe das Mom nach der Schule erzählt, und sie hat gelächelt und mich gefragt, ob ich Sam und Patrick nicht mal zum Abendessen einladen wolle, aber am besten erst nach den Feiertagen, denn jetzt sei sie schon nervös genug. Ich habe Sam und Patrick angerufen, und sie haben Ja gesagt.
Ich bin ziemlich aufgeregt!
Das letzte Mal, dass ein Freund von mir zum Essen vorbeigekommen war, war letztes Jahr gewesen. Michael. Es gab Tacos, und das Tolle an dem Abend war, dass Michael über Nacht blieb. Geschlafen haben wir allerdings nicht viel. Wir haben uns über Mädchen und Filme und Musik unterhalten, und dann sind wir nachts durch die Nachbarschaft gelaufen. Meine Eltern und die Bewohner der anderen Häuser schliefen fest, und Michael sah in die dunklen, stillen Fenster hinein.
»Findest du die Leute hier nett?«, fragte er.
»Die Andersons? Eigentlich schon. Sie sind ziemlich alt«, sagte ich.
»Und die dort?«
»Na ja, Mrs. Lambert mag es nicht so, wenn unsere Bälle in ihrem Garten landen.«
»Und die?«
»Mrs. Tanner ist seit drei Monaten ihre Mutter besuchen, und Mr. Tanner sitzt das ganze Wochenende über auf der Veranda und hört Baseball. Ehrlich gesagt weiß
ich nicht, ob sie nett sind oder nicht, weil sie keine Kinder haben.«
»Ist sie krank?«
»Ist wer krank?«
»Die Mutter von Mrs. Tanner.«
»Ich glaube nicht. Meine Mutter hat jedenfalls nichts gesagt. «
Michael nickte. »Dann lassen sie sich scheiden.«
»Glaubst du wirklich?«
»Klar.«
Wir gingen weiter, und Michael sagte nichts mehr. Er schwieg meistens, wenn er ging. Ich sollte vielleicht noch erwähnen, dass meine Mutter gehört hat, Michaels Eltern seien jetzt geschieden. Und sie sagte, dass nur siebzig Prozent aller Ehen halten, wenn ein Kind stirbt. Ich glaube, das hat sie in irgendeinem Magazin gelesen.
Alles Liebe,
Charlie
23. November 1991
Lieber Freund,
verbringst Du die Feiertage eigentlich gerne mit Deiner Familie? Ich meine, nicht nur mit Deiner Mutter und Deinem Vater, sondern mit Deinen Onkeln und Tanten und Cousins und so. Ich schon. Dafür gibt es mehrere Gründe.
Zum einen finde ich es sehr interessant und faszinierend, dass sich alle so lieb haben, obwohl niemand den anderen wirklich ausstehen kann. Zum anderen laufen die Streitereien immer ähnlich ab.
Es fängt normalerweise an, sobald Moms Vater (also mein Großvater) seinen dritten Drink intus
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