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Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower

Titel: Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Chbosky
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Mädchen um die Ecke lachte
als er mit ihr den Weihnachtsmann sehen wollte
Und die Kinder erklärten ihm, wieso
sich seine Eltern so oft küssten
Und sein Vater brachte ihn abends nicht mehr zu Bett
Und sein Vater wurde wütend
als er deshalb weinte.
     
    Einmal schrieb er ein Gedicht
auf einen Zettel aus einem Block
Er nannte es »Unschuld: Eine Frage«
weil das bei seinem Mädchen die Frage war
Und genau darum ging es
Und sein Professor gab ihm eine Eins
und sah ihn lang und seltsam an
Und seine Mutter hängte es nie an die Küchentür
weil er es ihr nie zeigte
Das war das Jahr, als Pfarrer Tracy starb
Und er vergaß, wie das Ende
des Glaubensbekenntnisses ging
Und er erwischte seine Schwester
wie sie auf der Veranda rummachte
Und seine Eltern küssten sich nie
oder redeten auch nur

    Und das Mädchen um die Ecke
trug so viel Make-up
Dass er kaum Luft bekam beim Küssen
aber er küsste sie trotzdem
weil man das so tat
Und um drei Uhr morgens ging er zu Bett
während sein Vater lauthals schnarchte
     
    Deshalb versuchte er, auf einer Papiertüte
ein weiteres Gedicht zu schreiben
Und er nannte es »Absolut gar nichts«
Denn genau darum ging es doch
Und er gab sich selbst eine Eins
und einen Schnitt in jedes verdammte Handgelenk
Und hängte es an die Badezimmertür
weil er diesmal nicht glaubte
dass er die Küche noch erreichen würde.
     
    Dieses Gedicht habe ich für Patrick vorgelesen. Und niemand wusste, wer es geschrieben hatte, aber Bob meinte, er hätte es schon einmal gehört und es sei der Abschiedsbrief eines Jungen gewesen. Ich hoffe sehr, dass das nicht stimmt, denn ich bin mir nicht sicher, ob ich das Ende dann noch mag.
     
    Alles Liebe,
Charlie
    23. Dezember 1991
    Lieber Freund,
    Sam und Patrick sind gestern mit ihrer Familie zum Grand Canyon gefahren. Es macht mir gar nicht so viel aus, weil ich mich noch an Sams Kuss erinnern kann, und es fühlt sich friedlich und richtig an. Ich habe mir sogar überlegt, ob ich mir meine Lippen nicht mehr wasche, so wie die Leute im Fernsehen, fand das dann aber doch zu eklig. Stattdessen bin ich heute durch die Nachbarschaft geschlendert und habe dann meinen alten Schlitten und meinen alten Schal rausgekramt. Das hatte etwas Behagliches.
    Mit dem Schlitten bin ich rüber zu dem Hügel, wo wir als Kinder immer gefahren sind. Auch jetzt waren jede Menge Kinder da. Ich sah zu, wie sie dahinglitten, wie sie ihre Sprünge und Wettrennen machten. Und dachte daran, dass all diese kleinen Kinder eines Tages erwachsen sein werden. Und alle werden sie dieselben Sachen machen wie wir. Und alle werden sie eines Tages einmal jemanden küssen. Aber in diesem Moment reichte es, einfach nur Schlitten zu fahren, und ich dachte, es wäre wunderbar, wenn Schlitten fahren immer reichen würde, aber das tut es nicht.
    Ich bin froh, dass es nicht mehr lang bis Weihnachten und zu meinem Geburtstag ist, denn dann wird beides bald vorbei sein – denn ich kann spüren, wie ich auf einen bösen Ort zusteuere, an dem ich früher schon einmal gewesen bin. Ich bin an diesen Ort gegangen, als meine Tante Helen gestorben ist, und es wurde so schlimm, dass
meine Mutter mich zu einem Arzt brachte, und ich musste ein Schuljahr wiederholen. Jetzt versuche ich, nicht zu viel darüber nachzudenken, weil darüber nachdenken es nur noch schlimmer macht.
    Es ist, wie wenn man sich selbst im Spiegel betrachtet und immer wieder seinen Namen sagt. Und irgendwann kommt einem nichts mehr real vor. Genauso geht es mir manchmal, aber ich brauche keine Stunde vor dem Spiegel dafür. Es geht ganz schnell, dass mir die Dinge entgleiten. Ich öffne die Augen und sehe nichts mehr. Und ich atme ganz schwer und versuche, noch irgendetwas zu erkennen, aber ich erkenne nichts. Es passiert nicht sehr häufig, aber wenn, jagt es mir wirklich Angst ein.
    Heute Morgen wäre es beinahe passiert, doch dann habe ich an Sams Kuss gedacht, und es ging vorbei.
    Wahrscheinlich sollte ich nicht zu viel darüber schreiben, denn dadurch denke ich ja wieder darüber nach. Und dabei versuche ich ja, teilzunehmen. Es ist nur nicht so einfach, weil Sam und Patrick am Grand Canyon sind.
    Morgen gehe ich mit meiner Mutter Geschenke kaufen. Und dann feiern wir meinen Geburtstag. Ich bin am 24. Dezember geboren. Habe ich Dir das schon erzählt? Schon komisch, so nahe an Weihnachten Geburtstag zu haben. Jedenfalls, danach feiern wir bei Dads Familie, und mein Bruder wird eine Weile daheim sein. Dann mache ich

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