Das also ist mein Leben - Chbosky, S: Das also ist mein Leben - The Perks of Being a Wallflower
würde das vermutlich die Produktivität senken …
Ist nur Spaß. Ich wollte Dich zum Lachen bringen. Das mit dem »Wow« war allerdings ernst gemeint.
Jedenfalls habe ich Sam von dem Traum erzählt, in dem wir beide nackt auf dem Sofa lagen, und dann musste ich ein wenig weinen, weil es mir so unangenehm war, und weißt Du, was sie gemacht hat? Sie hat gelacht. Nicht gemein oder so – ein nettes, warmes Lachen. Sie sagte, sie fände mich süß. Und es sei schon okay, dass ich von ihr
geträumt habe. Da hörte ich auf zu weinen. Dann fragte sie mich, ob ich sie denn hübsch fände, und ich sagte, sie sei »wunderschön«. Da hat sie mir direkt in die Augen geschaut.
»Du weißt aber, dass du zu jung für mich bist, Charlie? Das weißt du doch, oder?«
»Ja, weiß ich.«
»Ich will nicht, dass du deine Zeit damit verschwendest, auf die Art an mich zu denken.«
»Mach ich nicht. Es war bloß ein Traum.«
Dann hat sie mich umarmt, und das war sehr seltsam, denn unsere Familie umarmt sich nie besonders viel, außer früher Tante Helen. Ich roch Sams Parfum und spürte ihren Körper an meinem. Und dann machte ich einen Schritt zurück.
»Sam, ich denke doch auf die Art an dich.«
Sie sah mich nur an und schüttelte den Kopf. Dann legte sie mir den Arm um die Schultern und schob mich aus der Schule raus. Draußen trafen wir Patrick, denn manchmal hatten die beiden einfach keine Lust auf Schule. Sie rauchten lieber.
»Hey, Patrick, Charlie ist auf charlieartige Weise in mich verknallt.«
»Echt?«
»Ich versuche ja, es nicht zu sein«, sagte ich, aber das brachte sie nur zum Lachen.
Patrick bat Sam, uns allein zu lassen, was sie auch machte, und dann erklärte er mir ein paar Dinge – wie man sich Mädchen gegenüber verhielt und warum ich besser nicht meine Zeit damit verschwendete, auf die Art an Sam zu denken.
»Hat dir denn irgendwer jemals erklärt, wie das so läuft, Charlie?«
»Ich glaube nicht.«
»Also, es gibt da ein paar Regeln, an die du dich hältst. Nicht, weil du’s willst, sondern weil du’s musst. Kapiert?«
Ich nickte.
»Okay. Also, Mädchen zum Beispiel machen ihre Mütter und Magazine und alles Mögliche nach, um zu wissen, wie sie sich Männern gegenüber verhalten sollen.«
Ich dachte an die Mütter und an die Magazine und an »alles Mögliche«, und der Gedanke machte mich nervös, vor allem wenn »alles Mögliche« auch Fernsehen mit einschloss.
»Ich meine, es ist nicht so wie in den Filmen, wo die Mädchen auf irgendwelche Arschlöcher stehen. So einfach ist es nicht. Sie wollen jemanden, der den Dingen Sinn verleiht.«
»Sinn?«
»Genau. Weißt du, Mädchen mögen es, wenn Jungs eine Herausforderung sind. Das gibt ihnen so eine Art Richtung vor. Was würde etwa eine Mutter machen, wenn sie kein Theater veranstalten und einen nicht zum Aufräumen verdonnern könnte? Und was würdest du machen, wenn sie kein Theater veranstalten und dich nicht zum Aufräumen verdonnern würde? Jeder braucht eine Mutter. Und eine Mutter weiß das. Und das verleiht ihr einen Sinn. Kapiert?«
»Ja«, sagte ich, obwohl ich es nicht kapierte. Ich kapierte aber genug, um »Ja« zu sagen, ohne zu lügen.
»Es ist einfach so: Manche Mädchen glauben, dass sie die Jungs ändern könnten. Und das Komische ist, wenn
sie es wirklich schaffen würden, würde es sie langweilen. Sie hätten keine Herausforderung mehr. Du musst den Mädchen einfach etwas Zeit lassen, ihre Rolle zu finden, das ist alles. Ein paar haben den Dreh gleich raus. Andere später. Manche auch nie. Ich würde mir darüber nicht zu sehr den Kopf zerbrechen.«
Das tat ich aber. Und tue es, seit er mir das alles erzählt hat. Ich sehe Leute Händchen halten und denke darüber nach, wie das alles funktioniert. Auf den Schulbällen sitze ich hinten und wippe mit dem Fuß und frage mich, wie viele Pärchen gerade zu »ihrem Lied« tanzen. Auf den Gängen sehe ich die Mädchen die Jacken ihrer Freunde tragen und denke über »Besitz« nach. Und ich frage mich, ob irgendwer dabei wirklich glücklich ist. Ich hoffe schon. Ich hoffe es wirklich.
Bill ist aufgefallen, wie ich die Leute so beobachte, und irgendwann nach dem Unterricht fragte er mich, ob alles in Ordnung sei, und ich erklärte es ihm. Er hörte zu, nickte immer wieder und machte Geräusche, die nach »Finde ich auch« klangen. Und als ich fertig war, setzte er ein Gesicht auf, das nach »ernstem Gespräch« aussah.
»Denkst du immer so viel nach, Charlie?«
»Ist das
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