Das Alte Aegypten
Als Transportmittel dienten Schiffe, die an den Küsten des Mittelmeers und Roten Meers entlang segelten. Für Landtransporte auf den Karawanenstraßen nach Nubien oder in die angrenzenden Wüsten, wo Salz, Natron und andere Mineralien zu tauschen waren, wurden Esel eingesetzt. Die mitfahrenden Händler waren Staatsangestellte.
Maße und Gewichte
Maße und Gewichte waren für ein funktionierendes Abgabensystem, die Landvermessung und den Handel unerlässlich. Das Hauptlängenmaß war die Königselle (etwa 52 cm), unterteilt in sieben Handbreiten zu je vier Fingern. Sie wurde mit einer Hieroglyphe geschrieben, die einen Unterarm zeigt. Auf ihr beruhte auch das Flächenmaß Arure, das 100 x 100 Ellen umfasste. Daneben gab es die kleine Elle zu sechs Handbreiten und den Iteru, der sich aus 20 000 Ellen (10,5 km) ergab. Gewogen wurden im Allgemeinen nur Metalle, der Deben, 91 g, ließ sich in 10 Kite unterteilen. Alles andere, Getreide und Granulate, wurden wie Flüssigkeiten mit Hohlmaßen gemessen. Das Normalmaß waren hier 4,8 Liter, ein Hin ein Zehntel dieses Werts
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Nicht nur die auf dem Boden sitzenden Händler boten ihre Waren feil, auch die „Käufer“ mussten mehr als nur eine Geldbörse mit sich führen, um das zu bekommen, was sie auf dem Markt suchten. Holzschnitt nach einem Grabrelief der 15. Dynastie
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(c) Interfoto, München
Magie und Wissenschaft
Die Medizin
Eingeklemmte Weisheitszähne, Kinderlähmung, Tuberkulose und Arteriosklerose sind nur einige der Krankheiten, die man heute noch an Mumien diagnostizieren kann. Und wie heute gab es schon damals Fachmediziner, die sich auf Augen- oder Zahnkrankheiten, auf das Verdauungssystem oder auf Tiere spezialisiert hatten. Die Chirurgen nannten sich „Priester der Sachmet“ – sie wandten eine Mischung aus religiösen Beschwörungen, Magie und medizinischem Wissen an, um eine der ihnen etwa 200 bekannten Krankheiten zu heilen.
Herz und Hirn
Ägyptische Ärzte waren weltberühmt und wurden von ausländischen Herrschern gerne angefordert. Sie galten als Väter der medizinischen Wissenschaft und man sollte annehmen, dass sie ihr Handwerk verstanden, denn mussten sie nicht hervorragend über den menschlichen Körper Bescheid wissen, da sie ihn zur Mumifizierung öffnen, die Organe entnehmen mussten? Weit gefehlt, denn die Einbalsamierung der Toten geschah in Abwesenheit der Mediziner, sie war Aufgabe der Anubispriester. Bekannt war ihnen, dass Verletzungen des Gehirns Lähmungen verursachen, dass es etwas mit dem Denken zu tun hat, hingegen nicht. Als der Sitz des Verstandes galt vielmehr das Herz. Von ihm glaubte man, dass es mit allen Körperteilen direkt verbunden sei, kam es zu Blockaden oder Verunreinigungen waren Krankheiten die Folge. Erhaltene Papyri überliefern dennoch Erstaunliches: Da ist von einem Schwangerschaftstest die Rede, bei dem Gerste und Emmer mit dem Urin der Frau befeuchtet werden soll. Wenn sie nicht wüchsen, sei sie nicht schwanger – zumindest für die Gerste wurde dies wissenschaftlich bestätigt! Auch die Wirkung zahlreicher von ägyptischen Ärzten verabreichter Kräuterheilmittel ist durch moderne Methoden bewiesen worden und es erstaunt, dass sie sich vor Operationen nicht nur gründlich wuschen, sondern auch Skalpelle und Metallsonden erhitzten. Doch der Eindruck täuscht, die Mediziner nahmen nicht die Erkenntnisse der Hygieneforschung des 19. Jh. vorweg, sondern reinigten sich aus rituellen Gründen und erhitzten ihre Instrumente, um die Blutungen zu stillen.
Das Herz
Für die Ägypter ist das Herz der Mittelpunkt des Körpers. Es ist Sitz der Vernunft und des Verstandes, des Gedächtnisses, von Charaktereigenschaften und dem Gefühlsleben. Zu ihm und von ihm führen zahlreiche Gefäße, auch der Atem kommt zum Herz. Es ist das Organ, durch das Gott zum Menschen spricht, durch das er Gott erkennen kann. Auch deshalb muss es bei der Mumifizierung an seinem Platz im Körper bleiben. Da es Sitz des Gedächtnisses ist, muss es beim Totengericht für den Verstorbenen aussagen. Zudem wird es gegen die Maat, die göttliche Ordnung, aufgewogen. War es leicht und unbelastet, konnte der Verstorbene ins Jenseits eingehen, wog es schwerer als die Feder der Maat, wurde es einem Ungeheuer vorgeworfen – der Mensch hörte endgültig auf zu existieren
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Ein Besuch beim Arzt
Im Idealfall war eine medizinische Untersuchung im Land der Pharaonen eine gründliche Angelegenheit: Der Arzt stellte Fragen, roch und fühlte, die
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