Das Alte Aegypten
vor allem mit dem Namen zweier Pharaonen verbunden, Amenophis III., auf den das hintere Tempelhaus mit Hof und großer Eingangskolonnade zurückgeht, und Ramses II., der den Bau um einen weiteren Hof und einen großen Eingangspylon verlängerte, vor dem er zwei Obelisken aufstellen ließ. Der Erweiterungsbau ist leicht abgeknickt, wahrscheinlich um ein kleines Heiligtum aus der Zeit Hatschepsuts einzubeziehen.
Ort heiliger Handlungen
Seinem altägyptischen Namen nach „Ipet-reset“ hat man den Tempel lange Zeit als „südlichen Harem“, als die Privatgemächer des Gottes südlich seines großen Tempels in Karnak gedeutet. Inzwischen weiß man aber, dass der Tempel viel komplexere Funktionen hatte. Das jährlich gefeierte Opet-Fest (siehe S. 42), bei dem Götterbarken mit den Kultbildern der thebanischen Götterfamilie Amun, Mut und Chons von Karnak nach Luxor zogen, endete im Allerheiligsten des Tempels. Dort fanden dann die Riten zur Erneuerung der Schöpfung statt, das Heiligtum von Luxor wurde zur „Stätte des Ersten Males“. Hier war auch der verborgene Schauplatz der mythischen Vereinigung des Königs mit seinem göttlichen Ka, einer Art Lebenskraft, jährlich erneuerte Grundlage seiner Göttlichkeit.
Weihnachten auf ägyptisch
Vor dem Tempel mündet eine 2,5 km lange von Sphingen flankierte Allee, die den Amun-Tempel von Karnak mit Luxor verbindet. Den Durchgang zum Großen Hof Ramses’ II. begleiten zwei seiner kolossalen Sitzbilder und ein Obelisk aus rotem Granit. Dessen Gegenstück wurde 1836 nach Frankreich geschafft, wo er heute den Place de la Concorde in Paris ziert. In den kolonnadengeschmückten Hof (57 x 51 m) integriert ist der zierliche Barkenschrein für die thebanische Götterfamilie aus der Zeit Hatschepsuts. Ein Tor, auch hier von Sitzfiguren Ramses’ II. flankiert, führt in den 52 Meter langen Säulengang Amenophis’ III., dessen Reliefs das Opet-Fest zeigen. In der Südwestecke des darauf folgenden Hofs (52 x 46 m) stießen Archäologen 1989 auf ein Statuenversteck, aus dem 21 zum Teil völlig unbeschädigte Plastiken geborgen werden konnten. Der nun auf eine Vorhalle folgende Vorsaal wurde unter Kaiser Diokletian im 3. Jh. n. Chr. zu einem römischen Tempel umgebaut, in dem ihm selbst gehuldigt wurde. Auch das Allerheiligste, das nach einem weiteren Saal folgt, wurde nachträglich verändert: Alexander der Große ließ es im 4. Jh. v. Chr. zu einer Kapelle für die Barke Amuns umgestalten. In einem Nebenraum wird auf Reliefs erzählt, wie der Gott die jungfräuliche Mutemuia, die Mutter Amenophis’ III., auswählt, seinen Sohn zu gebären. Er schickt Thot (siehe S. 122) zu ihr, um ihr die frohe Botschaft zu überbringen. Das Kind kommt zur Welt, wird vom Gott anerkannt und zum König gekrönt. Ein Mythos, in dem der Kern der christlichen Weihnachtsgeschichte steckt.
Pylon
Der aus dem Griechischen übernommene Fachbegriff für ein großes Eingangstor bezeichnet die monumentalen Torbauten ägyptischer Tempel. Sie bestehen aus einem Toreingang zwischen zwei höheren Türmen mit nach innen geneigten Außenwänden. Sie waren häufig mit Reliefs geschmückt und bunt bemalt. In senkrechten Nischen standen Fahnenmaste. Durch die darüber liegenden Fenster konnten sie mit Flaggen versehen werden. Manchen Tempeln, wie dem des Amun in Karnak, waren mehrere Pylone vorgebaut
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Den Eingang zum Amun-Tempel von Luxor zierten ursprünglich zwei Obelisken, sechs Statuen Ramses’ II. sowie vier Fahnenmasten, die in den Nischen unter den vier Fenstern des Pylons standen
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(c) dpa/picture alliance, Frankfurt am Main
Anhänger gegen das Böse
Amulette
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