Das Alte Aegypten
Kom Ombo ein Krokodil. Das änderte sich in der Spätzeit (656-332), jetzt galten alle Stiere, Widder und Krokodile genauso wie Falken, Hunde, Ibisse, Katzen, Paviane, Schakale, Spitzmäuse und andere Tierarten als potenzielle Wohnorte ihrer jeweiligen Götter. Es entwickelte sich ein Tierkult von immensen Ausmaßen. Starben die Tiere, wurden viele von ihnen mumifiziert, in tiergestaltige, manchmal vergoldete Särge gebettet und in unterirdischen Friedhöfen bestattet.
Rind
Das Rind war das wichtigste Haustier im alten Ägypten. Es lieferte Milch, Fleisch und Häute. Eine besondere Bedeutung erwuchs ihm im religiösen Bereich. Stand der Stier für Kraft und Fruchtbarkeit, so die Kuh für Mütterlichkeit. Als Göttin Hathor trug sie den Beinamen „Herrin des Himmels“ und wurde als Mutter des jeweils regierenden Pharaos verehrt. Apis-, Buchis- und Mnevis-Stier waren die heiligen Tiere von Ptah, Re und Atum. Jeweils ein sorgsam ausgesuchtes Exemplar wurde von der dafür zuständigen Priesterschaft großgezogen, bis zum Tode gepflegt, dann mumifiziert und königlich bestattet. Selbst den Müttern der Apis-Stiere (siehe S. 134) wurde ein solches Begräbnis zuteil
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Die von Juvenal genannten Tierkulte gab es tatsächlich. Das Krokodil, wegen seiner Gefährlichkeit gefürchtet, galt als heiliges Tier des Gottes Sobek. Lebende Exemplare gab es in Krokodilopolis im Faijum und in Kom Ombo zu bestaunen. Den Ibis verbanden die Ägypter neben dem Pavian hingegen mit Thot, dem Gott des Mondes, der Schreibkunst und der Weisheit. Der heute in Ägypten fast ausgestorbene, schwarz-weiße Vogel mit dem charakteristisch gebogenen Schnabel wurde in riesigen Mengen mumifiziert. Es galt als besonderer Akt der Frömmigkeit, für die Bestattung eines solchen Vogels aufzukommen. Katzen, deren Domestifizierung vor 6000 Jahren in Ägypten begann, waren zuallererst Erscheinungsformen der Bastet, einer Fruchtbarkeitsgöttin, Tochter des Re, deren Kultort Bubastis im Nildelta Fundort tausender Mumien dieses Säugetiers ist. Juvenal schließt mit dem ältesten Haustier, mit „Iwiw“, dem Hund. Ihn unterschied man nicht vom Schakal, dem heiligen Tier des Gottes Anubis und verehrte und begrub ihn in Sakkara.
In der Ptolemäerzeit wurden Kultgemeinschaften gegründet, deren Mitglieder eine Gebühr entrichteten, die auch zur Mumifizierung von Hunden und Katzen verwendet wurde. Je höher der finanzielle Einsatz, desto aufwändiger die Versorgung der Tiere im Leben und ihre Behandlung im Tod
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(c) akg, Berlin
Gruft der Stiere
Das Serapeum von Memphis
Das Rind war das bedeutendste Haustier im alten Ägypten. Eine hervorragende Bedeutung hatte es vor allem im religiösen Bereich. Der Stier stand für Kraft und Fruchtbarkeit, die Kuh für Mütterlichkeit. Buchis- und Mnevis-Stier galten als die heiligen Tiere von Re und Atum. Bedeutender als beide war jedoch der Apis-Stier. Als Erscheinungsform des Gottes Ptah garantierte er die Fruchtbarkeit des Landes.
König der Stiere – Stier der Könige
Der Kult um den Stier war alt, so alt wie Ägypten. Der Ort, an dem er gefeiert wurde, war Memphis, die alte Königsstadt am Nil. Hier, an dem Ort, an dem Ptah besonders verehrt wurde, hielt eine eigene Priesterschaft auch jeweils einen Stier, den Apis. Angeblich sollte er durch einen Lichtstrahl gezeugt sein, tatsächlich musste er sich durch eine besondere Zeichnung seines Fells auszeichnen. Dann wurde er im Tempelbezirk des Ptah als eine Art Mittler zwischen dem Gott und den Menschen gehalten. Er wurde gehegt und gepflegt, zu Festen dem Publikum gezeigt, er hörte Bittsteller an und gab Orakel. Beim Sed-Fest zum Jubiläum der Herrscher lief er neben dem König her. Sein Tod löste regelmäßig Staatstrauer aus, die so lange andauerte, bis ein neuer Apis gefunden war. Anschließend wurde er wie ein Mensch in 70 Tagen einbalsamiert, in einen Holzsarg gelegt und mit einer Prozession zu Grabe getragen. Seit Amenophis III. (1390-1352) fand er seine letzte Ruhestätte in Einzelgräbern, später dann in unterirdischen Grabkammern, die heute unter dem Namen „Serapeum“ bekannt sind und nahe der Stufenpyramide König Djosers in der Totenstadt von Sakkara liegen. Dort wurden immer neue Grabkammern für die verstorbenen Stiere angefügt, die letzte unter Königin Kleopatra VII. (51-30). Seit dem 7. Jh. v. Chr. erfolgte die Beisetzung in riesigen, tonnenschweren Steinsarkophagen. Selbst den Müttern der Apis-Stiere wurde ein solches Begräbnis – an anderem
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